Kupferdreh. .
Eine Warnung schickt Abwassermeister Marco Hellersberg gleich vorweg: „Das ist hier nichts für empfindliche Nasen.“ Wer geglaubt hat, ein Klärwerk ließe sich ganz ohne Geruchsbelästigung besichtigen, ist also falsch. Knapp 30 Kinder und Erwachsene sind an die Kampmannbrücke gekommen, um im Rahmen des Ferienspatzprogramms das Klärwerk in Kupferdreh zu besichtigen. Sie interessieren sich für die Arbeit von Marco Hellersberg und seinen Kollegen und möchten wissen, was Tag für Tag mit ihrem Abwasser passiert.
Bevor es losgeht, zeigt Hellersberg einen kurzen Film. Es geht darum, dass ohne Wasser auf der Erde kein Leben möglich wäre und was der Ruhrverband so alles unternimmt, um die Wasserqualität der Ruhr zu sichern. Interessant.
Dennoch wippen die Kinder ungeduldig auf ihren Stühlen hin und her. Schließlich sind Ferien. Da wollen sie sich keine langen Vorträge anhören, sondern etwas erleben.
Aber dann. Am tiefsten Punkt der Anlage kommt das Abwasser mit allen darin enthaltenen Verunreinigungen an. Von dort wird die braune Brühe nach oben gepumpt, um sie weiter verarbeiten zu können. 540 Liter Abwasser spült die Kanalisation in die Kupferdreher Kläranlage – pro Sekunde und bei Regen sogar doppelt so viel. „Manchmal kann man auch vorhersagen, wann besonders viel Abwasser ankommen wird“, sagt Hellersberg: „Wenn etwa die deutsche Fußballnationalmannschaft spielt, dann rennen pünktlich zur Halbzeitpause alle aufs Klo.“
Gleich nebenan wartet der erste Nasen-Härtetest. In der Rechenanlage wird das Abwasser mechanisch von groben Verunreinigungen wie Toilettenpapier und Laub befreit. Dabei entfaltet sich ein unangenehmer, eher fauliger Geruch. Kein Wunder also, dass sich viele Kinder ihre Hände vor die Nase halten. Zwei Frauen bleiben gleich direkt vor der Tür stehen.
Ben Brückmann aus Frohnhausen schreckt der Gestank aber nicht so leicht ab. Er war vor zwei Jahren schon einmal in einem Klärwerk und weiß, was kommt. „Gibt Schlimmeres“, sagt der Elfjährige fast lässig und schaut sich an, was die Rechen alles aus dem Abwasser ziehen. „Wir fischen hier alle Fremdkörper ab, die nicht hineingehören“, erklärt Hellersberg. „Leider spülen immer noch viele Menschen Essensreste, Wattestäbchen oder auch Damenbinden die Toilette herunter“, klagt der Abwassermeister.
Nachdem in einer weiteren Stufe Sand und andere feine Schwebstoffe herausgefiltert wurden, kommt das Abwasser in ein Vorklärbecken. Dort setzen sich organischer Schlamm und Fettreste ab. Anschließend übernehmen Mikroorganismen und Bakterien die weitere Säuberung des Wassers. In vier mit Sauerstoff angereicherten Belebungsbecken holen die kleinen Helfer Phosphat- und auch Stickstoffverbindungen aus dem Abwasser. Der zurückbleibende Schlamm wird dann im Nachklärbecken aufgefangen. Das so gereinigte Wasser wiederum leitet das Klärwerk wieder in die Ruhr. Aufbereitungsanlagen können es dann wieder zu Trinkwasser machen. Ein Kreislauf.