Essen. Die Stadtwerke erhöhen die Grundgebühr zum zweiten Mal in Folge. Die 30-prozentige Steigerung bringt Eigenheimbesitzer mit geringem Wasserverbrauch in Rage, denn diese trifft die Wasserpreiserhöhung am stärksten. Und auch der Steuerzahlerbund kommentiert den Preissprung mit den Worten: „Das ist heftig.“

Eigenheimbesitzer Ralf Maurer ist über die Stadtwerke Essen mehr als empört: Fast unbemerkt hatten die Stadtwerke zum 1. Januar die Grundgebühr fürs Trinkwasser erhöht: von 190 auf jetzt fast 228 Euro. Damit wird das Wasser zum zweiten Mal in Folge teurer. Schon Anfang 2012 hatten die Stadtwerke den Preis um 20 Euro in die Höhe geschraubt. Über 30 Prozent mehr binnen zwei Jahren - „eine solche Preissteigerung ist durch nichts zu rechtfertigen“, meint Maurer.

Die Begründung der Stadtwerke für die Erhöhung will er so nicht akzeptieren. „Die Investitionen, die sie anführen, sind doch nicht erst seit gestern bekannt. Wieso aber muss ich dafür jetzt plötzlich so viel zahlen?“, ärgert er sich.

Millionenschwere Investitionen

Auch gegenüber der WAZ begründete Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun die höheren Preise mit millionenschweren Investitionen ins Leitungsnetz und in Anlagen. Etwa 55 Millionen Euro koste allein der laufende Bau der neuen Trinkwasseraufbereitung in Horst und Überruhr. Hinzu kämen über 18 Millionen Euro, die jährlich in die Wartung des Trinkwassernetzes flößen.

„Aber was bezahle ich dann die ganze Zeit schon mit meinem Wasserpreis?“, fragt Maurer. Zu Recht, wie Gebührenexperte Harald Schledorn vom Bund der Steuerzahler NRW meint. Denn im Wasserpreis enthalten seien so genannte kalkulatorische Abschreibungen auf die bestehenden Anlagen. Laut Schledorn sind genau das die Einnahmen für die Stadtwerke, um in der Zukunft für Investitionen gerüstet zu sein und den Verbraucher nicht auf einen Schlag belasten zu müssen. Auch Schledorn fragt daher: „Wieso haben die Stadtwerke Essen dieses Geld jetzt nicht zur Verfügung oder hat man sich verkalkuliert?“

Derartige Steigerung sei "heftig"

Stadtwerke-Sprecher Pomplun dagegen meint, dass mit den kalkulatorischen Abschreibungen Investitionen in der Vergangenheit abgetragen würden. „Einen Sparstrumpf zu bilden geht rechtlich nicht und wäre auch gar nicht möglich“, sagt er.

Unabhängig davon hält der Gebührenexperte vom Steuerzahlerbund eine derartige Steigerung von über 30 Prozent in so kurzer Zeit für „heftig“. Betroffene Bürger wie Ralf Maurer könnten sich jedoch nur über den Klageweg gegen solche Erhöhungen versuchen zu wehren.

Schledorn forderte daher das Kartellamt im NRW-Wirtschaftsministerium auf, seiner Preisaufsicht im Bereich Wasser verstärkt nachzukommen und gegebenenfalls auch eine Preissenkungsverfügung wie zuletzt in Hessen durchzusetzen.

Eigenheim-Besitzer am stärksten betroffen

Am stärksten trifft die höhere Grundgebühr Eigenheimbesitzer mit wenig Wasserverbrauch. Im Fall von Ralf Maurer beispielsweise mache die Grundgebühr mittlerweile Zweidrittel der Trinkwasserkosten aus, sagt er.

Die Stadtwerke Essen haben ausgerechnet, wie sich die aktuelle Erhöhung der Grundgebühr um rund 37 Euro im Jahr auswirkt und zwar ausgehend von einem Vier-Personen-Haushalt, der pro Jahr 200 Kubikmeter Wasser verbraucht. Für ein Einfamilienhaus hätten sich die Wasserkosten im Jahr 2012 auf 566,57 Euro belaufen. Pro Monat: 47,21 Euro. In diesem Jahr zahle dieser Haushalt 603,79 Euro und damit pro Monat 50,32 Euro. Dies ergebe eine Differenz von 37,22 Euro im Jahr und 3,10 Euro im Monat.

Ein Vier-Personen-Haushalt in einem Sechs-Familienhaus dagegen zahlte in 2012 407,76 Euro im Jahr. Machte im Monat 33,98 Euro. In 2013 seien es 6,20 Euro pro Jahr und 52 Cent im Monat mehr.