Essen. Nach Kanalarbeiten wurde ein Teilstück der Hektorstraße von den Stadtwerken „provisorisch verfüllt“. Ein Gutachter muss nun zunächst die Bodenbeschaffenheit prüfen, ehe eine neue Decke aufgezogen werden kann. Die Anwohner werden wohl noch bis November Geduld und gute Nerven brauchen.
Wer im Frühjahr nach Frost und Schnee desolate Straßenzustände in Essen beklagt, der hat die Hektorstraße noch nicht gesehen. Dort sieht es seit Ende August so aus, als habe eine Bombe eingeschlagen. Von der Kreuzung an der Joseph-Lenne-Straße bis zur Fridtjof-Nansen-Straße ist die schmale Straße mit Löchern und Steinen übersät. „Provisorisch verfüllt“ nennen es die Stadtwerke, „Buckelpiste“ wäre als Bezeichnung wohl treffender.
„Das ist tatsächlich etwas unglücklich gelaufen, die Straße sieht doch sehr wüst aus“, sagt Dieter Schmitz, Leiter des Amts für Straßen und Verkehr. Im November, schätzt Schmitz, soll die neue Asphaltdecke aufgezogen sein. Bis dahin brauchen die in den vergangenen Monaten ohnehin lärm- und dreckgeplagten Anwohner aber noch etwas Geduld - und vermutlich gute Nerven.
Ursache der desolaten Straßenverhältnisse sind Kanalbauarbeiten, die die Stadtwerke im Bereich Hektor- und Fridtjof-Nansen-Straße von April bis Ende August vornehmen musste. „Die Entwässerungskanäle stammten aus den Jahren 1901 bis 1913 und mussten dringend durch neue ersetzt werden“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Auf einer Länge von 80 Metern hatten die Kanalbauarbeiter dafür die Straße aufgerissen.
50.000 Euro Kosten
Dass die Stadtwerke den Graben augenscheinlich im Hau-Ruck-Verfahren verschlossen, habe dabei praktische Gründe: „Stadtwerke und Tiefbauamt arbeiten Hand in Hand. Wenn wir Kanäle erneuern müssen, fragen wir vorher bei der Stadt an, ob für die Straßendecke nicht ohnehin Sanierungen anstehen. Umgekehrt funktioniert die Absprache genauso. Auf diesem Weg werden Kosten gespart“, sagt Pomplun.
Auch im Bereich der Hektorstraße wurde diese Absprache getroffen: Die Stadt hatte die schmale Anwohnerstraße ohnehin auf ihrer Sanierungs-Agenda. Anstatt den Auftrag für die neue Asphaltdecke direkt auszuschreiben, musste die Stadt nun aber zunächst ein Gutachten in Auftrag geben, das die Tragfähigkeit überprüft. Unter der Bitumenschicht war bei den Kanalarbeiten noch altes Pflaster entdeckt worden.
Rettungswege freihalten
„Die Beschaffenheit des Bodens muss zurzeit bewertet werden. Im schlimmsten Fall muss die Straße komplett neu aufgebaut werden, nicht nur die Decke“, erklärt Schmitz. Das wird sich nach Analyse der Bodenproben zeigen. Für die Erneuerung der Decke seien immerhin 50.000 Euro veranschlagt. Ehe die in den Sand gesetzt würden, will sich die Stadt sicher sein, dass das Unterreich trägt. Ende September, Anfang Oktober könnten die Arbeiten dann ausgeschrieben werden. „Die Asphaltdecke ist in der Regel an einem Tag aufgezogen - wenn die Witterungsverhältnisse entsprechend sind“, prognostiziert Schmitz.
Das Schreckensszenario Vollausbau würde eine zweiwöchige Sperrung mit sich bringen. „Wir müssen in jedem Fall Rettungswege freihalten, das macht die Sache nicht so leicht“, sagt Schmitz. In 14 Tagen erwartet er das Ergebnis des Gutachtens. Die Anwohner werden sich wohl noch eine Zeit lang im Auto durchschütteln lassen müssen.