Essen-Rüttenscheid. . In einem Jahr sollen die ersten Mieter im neuen Gebäudekomplex „Rü 62“ am Rüttenscheider Stern einziehen. Neben Geschäften wie Deichmann, Edeka und Aldi entstehen dort moderne Büros. Rund 40 Millionen Euro fließen in die Entwicklung des Komplexes.
In einem Jahr sollen die ersten Mieter im neuen Gebäudekomplex „Rü 62“ am Rüttenscheider Stern einziehen. Neben Geschäften wie Deichmann, Edeka und Aldi entstehen dort moderne Büros. Rund 40 Millionen Euro fließen in die Entwicklung des Komplexes.
Der alte Hertie-Komplex am Rüttenscheider Stern ist Geschichte, der Neubau des Geschäfts- und Bürohauses „Rü 62“ hat begonnen. Die detaillierten Pläne stellten Vermieter, Projektentwickler und Architekten beim Stammtisch der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) in der „Weinpalette“ vor. Das Interesse war groß - kein Wunder, denn das Gebäude wird an exponierter Stelle errichtet und das Bild im Stadtteil prägen. Rund 40 Millionen Euro fließen in die Entwicklung des Komplexes.
Immobilien-Experte Eckhard Brockhoff zeichnete noch einmal den steinigen Weg bis zum Kauf des Gebäudes nach, in dem früher erst Karstadt, dann Hertie ansässig waren. Die Folgebesitzer gingen in Konkurs, was den Kauf weiter erschwert, aber nicht verhindert habe. Brockhoff und die ebenfalls in Essen ansässigen Projektentwickler Kölbl Kruse erstellten das Konzept für den Neubau, der jetzt realisiert wird. „Dabei müssen wir damit leben, dass es wenig Schaufensterfront, aber viel Gebäudetiefe gibt, und sich aus diesem Zuschnitt die Nutzung durch große Läden ergibt“, so Brockhoff.
„Wir wollen das Gebäude auf jeden Fall im Bestand halten“
„Wir wollen dem Gebäude Charakter und seine Bedeutung für den Stadtteil zurückgeben“, so der Immobilien-Experte, der auch für die Vermietung des Objekts zuständig ist. „Deshalb kamen auf keinen Fall Ein-Euro-Shops oder Tattoo-Läden in Frage.“ Stattdessen würden Marktführer wie Edeka, Aldi, Deichmann und „dm“ mit langfristigen Verträgen an den Standort gebunden. „Aldi war schon fast ‘raus aus der Verlosung, aber die wollten unbedingt dort hinein, auch wenn wir am Ende nur noch eine Fläche bieten konnten, die keinen Aldi-typischen Schnitt hat“, so Brockhoff. Sowohl er selbst als auch die Verantwortlichen von Kölbl Kruse, die ihren Firmensitz in einen Dachgarten-Pavillon auf dem Gebäude verlegen werden, seien Essener und identifizierten sich besonders mit Rüttenscheid. „Wir wollen das Gebäude auf jeden Fall im Bestand halten“, betonte Brockhoff.
Bye, Bye Hertie
Rund 16 500 Quadratmeter umfasst die Nutzfläche von „Rü 62“ insgesamt, davon wird etwa ein Drittel vom Handel genutzt. Edeka Hund-rieser wird allein eine Fläche von über 3000 Quadratmetern im Untergeschoss belegen und voraussichtlich bis 21 Uhr, vielleicht sogar bis 22 Uhr geöffnet haben. In den beiden oberen Etagen ziehen Patentanwälte ein. In vier Etagen sind noch Büros zu vermieten, Gespräche laufen. „Es gibt mehr Nachfrage als Fläche, aber wir werden erst ein dreiviertel Jahr vor dem Einzug in die heiße Phase der Bürovermietung eintreten“, so Brockhoff, der eine hochwertige Ausstattung mit moderner Technik und viel Licht verspricht.
„Wir wollen nicht vorne hui sein und hinten pfui"
Die Termine für den Einzug stehen bereit: Die Läden sollen zum 1. Oktober 2012 bezogen werden, die Büros Anfang Januar 2013. Das alte Parkhaus an der Alfred-/Bertold-straße wurde ebenfalls abgerissen. Brockhoff: „Wir wollen nicht vorne hui sein und hinten pfui.“ An derselben Stelle entsteht ein neues Parkhaus mit rund 280 Plätzen, die teils an die Mieter von „Rü 62“ vergeben, teils gegen Gebühr frei genutzt werden können.
Matthias Pfeifer von RKW Architektur und Städtebau blickte zurück: „Die Planer des alten Gebäudes, das wir zuletzt als Schandfleck empfunden haben, waren ja keine schlechten Menschen. Sie waren überzeugt, mit der Versachlichung eine bessere Welt zu schaffen“, so Pfeifer. Das Kaufhaus habe sich aber nicht als dauerhafter Magnet erwiesen, deshalb werde man sich jetzt auf die bürgerliche Tradition des Stadtteils besinnen. Das solle sich auch optisch in den fünf Gebäudeteilen, die einzelne Häuser symbolisierten, niederschlagen. Sämtliche Büros werden von einem Treppenhaus aus begehbar sein. Der Eingang werde repräsentativ gestaltet.
Eine Passage, wie sie früher das Karstadt-Gebäude prägte, werde es nicht mehr geben. Solche Flanierflächen habe man in den 1960er und 1970er Jahren angelegt, als Ersatz für die Straßenfläche, die man für den zunehmenden Autoverkehr und die Straßenbahn benötigte. Das sei heute nicht mehr nötig. Die Aufenthaltsqualität der Rü sei inzwischen wieder groß, betonte Pfeifer.