Essen. Vor zwei Jahren öffnete die Kita Wunschbrunnen im Südviertel, das Außengelände ist bis heute nicht fertig. Der Träger versteht den Ärger der Eltern – und ringt mit dem Investor.

Als Amrei Sander ihren Sohn im Wunschbrunnen im Südviertel anmeldete, war die Kita noch eine Baustelle. Nun sind zwei Jahre vergangen – und an dem Zustand hat sich wenig verändert. Die Räume an der Brunnenstraße sind hell und freundlich, „doch der Außenbereich ist immer noch nicht fertig“. Angesichts des großen Bewegungsdrangs der Kinder ist das für viele Eltern ein Ärgernis.

Die Kita liegt mitten im Wohngebiet, im selben Gebäude hat der Träger – der Verein für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ) – auch seine Büroräume. Für ein großzügiges Außengelände ist hier kein Platz, gerade 500 Quadratmeter groß ist der Spielbereich hinter der Kita. Klettergerüst, Rutsche oder Schaukel lassen sich hier nicht unterbringen, aber das alles finde sich im gegenüberliegenden Stadtgarten, sagt der VKJ. Ein Argument, das nicht nur die Eltern, sondern auch das Landesjugendamt überzeugte, das für die Genehmigung von Kitas zuständig ist. Zudem versprach der VKJ eine Dachterrasse mit 288 Quadratmeter Fläche: Macht zusammen 788 Quadratmeter Außenbereich.

Minimalgröße knapp erreicht

Vorgegeben sind 200 Quadratmeter pro Gruppe, wenn wie hier „im Bestand“ gebaut wird; bei Neubauten rechnet man 300 Quadratmeter pro Gruppe. Der viergruppige Wunschbrunnen würde also knapp die Minimalgröße von 800 Quadratmetern erreichen. Bloß ist der Bau der Dachterrasse immer wieder zum Erliegen gekommen, von der Treppe, die vom ebenerdigen Außengelände aufs Dach führen soll, künden nur zwei Sockel.

Und so sagt VKJ-Geschäftsführer Oliver Kern unumwunden: „Ich verstehe den Unmut der Eltern.“ Es ist ja sein eigener: Von Statik-Problemen bis zur Insolvenz eines Investors hat er in den vergangenen zwei Jahren alles erlebt. Nun rückte ein Baukran an, und auf dem Dach wird wieder gehämmert, aber einen Termin für die Terrassen-Einweihung kennt Kern nicht. „Dabei haben wir einen Mietvertrag über eine schlüsselfertige Übergabe.“ Deshalb habe er immer wieder Dampf gemacht – und die Miete gekürzt.

"Mein Sohn liebt seine Kita"

Am liebsten würde Amrei Sander auch den Elternbeitrag kürzen. Doch Kern weist darauf hin, dass der Beitrag nur für den Betreuungsplatz gezahlt werde. Es gebe keinen Anspruch auf eine feste Quadratmeterzahl – die sei nur „eine Empfehlung“ des Landesjugendamtes. Im übrigen müsse man leider im Zuge des ehrgeizigen Kita-Ausbauprogramms immer wieder Abstriche machen, „auch weil gleichzeitig die Eltern drängeln, dass sie die Plätze für ihre Kinder brauchen“.

Eine kühne Argumentation, findet Amrei Sander: „Ich hab’ nicht gedrängelt: Mein Sohn war dreieinhalb, als er in die Kita kam. Da hatte er schon lange einen Rechtsanspruch.“ Bei dessen Erfüllung tue sich die Stadt offenbar weiter schwer, und wäre ohne den Einsatz freier Träger aufgeschmissen. Der Wunschbrunnen stehe demnach exemplarisch für die Mängel, die Eltern bei der Suche nach einer Kita in Kauf nehmen müssen. Amrei Sander sagt aber auch: „Mein Sohn liebt seine Kita.“ Im Sommer wird er eingeschult – ob er die Dachterrasse noch erlebt?