Essen. Künstliches Federvieh bei der Hahnenschlacht macht es den Königsaspiranten schwer. Vorher bunter Narrenzug durch Frohnhausen.

Der Rosenmontagszug durch die Innenstadt und Rüttenscheid ist für die Essener Narren der Höhepunkt der Session. Manche sagen auch schelmisch: „Unsere Prunksitzungen sind viel gemütlicher“. Sei wie es ist. Die Frohnhauser feiern bereits eine Woche früher mit viel Helau in den Straßen des Stadtteils. Immer vor der Hahnenschlacht sind die Hahnekopper in der Nachbarschaft unüberhörbar unterwegs.

Vom Gemeindezentrum St. Elisabeth machte sich die bunt kostümierte Schar auf den Weg. Und in diesem Jahr waren es besonders viele, weil die Sonne schien und die blaue Tracht der Karnevalsgesellschaft Hahnekopp mit dem Himmel kräftig blau leuchtete. Auf den Gehwegen sammelten sich die Zuschauer, um das närrische Treiben vor ihren Haustüren zu verfolgen.

"Ich möchte auch mal so tanzen"

„Dieser Umzug ist doch eine schöne Sache, die Karnevalisten bringen wenigstens für ein paar Stunden Leben in den Stadtteil“, sagte eine Seniorin, die an der Frohnhauser Straße ihre Fensterbank mit einem Kissen gepolstert hatte, „damit ich alles in Ruhe ansehen kann“.

„Ruhe“ ist vielleicht nicht die treffende Bezeichnung dafür, was sich auf der Straße abspielt. „Hahnekopp, Helau“ riefen Karnevalisten den Zuschauern immer wieder zu – und diese antworteten mit „Helau“. „Wir sind mit unseren Kindern hier, weil es für die Kleinen ein Erlebnis ist, solch einen kleinen, familieren Karnevalszug anzusehen. Und sie bekommen Bonbons, weil das Sammeln ungefährlicher ist“, erklärte eine Mutter. „Ich möchte auch mal so tanzen“, rief die fünfjährige Saskia, als sie die Gruppe sieht. Ob sich die Mutter vorstellen kann, dass ihre beiden Mädchen auch in einer Garde tanzen? Die Mama schaute skeptisch: „Anschauen ist in Ordnung. Mitmachen eine andere Sache.“

Ausgelassene Feier beim Krönungsball

Als der Zug nach e iner knappen Stunde auf dem Hof des Gemeindezentrum ankam, füllten sich schnell die Ränge. „So viele Menschen hab ich dort schon lange nicht mehr erlebt“, freute sich Rüdiger Feuersenger, Vorsitzender der KG Hahnekopp. „Das Wetter hat uns unterstützt, was in den Jahren davor selten war. So viel strahlenden Sonnenschein brauchen wir noch bis einschließlich Rosenmontag“, lautete seine Hoffnung. Ist der Wettergott ein Narr, kann das klappen. Rosenmontag mit Re- gen können Karnevalisten und Zuschauer nicht leiden.

Längst standen die kleinen in der Bonbon- und Wurstschlacht, die sich eine Halbe Stunde hinzog. Denn die Spannung unter den Gästen musste noch etwas angefeuert werden, bis die Kandidaten zur Hahnenschlacht antraten.

Und es war nicht einfach, dem Hahn den Kopf abzureißen. Dabei handelte es sich nicht um ein lebendiges Federvieh, sondern um eine spezielle Konstruktion. Der Kunsthahn machte es des Aspiranten auf die Königswürde nicht einfach. Immer wieder starteten sie einen neuen Versuch – die Zuschauer riefen „Oh“ und „Ah“. Nach einem kräftigen Ruck hatte einer den Kopf in der Hand: Ernst I. wurde als neuer König ausgerufen und darf ein Jahr die KG Hahnekopp „regieren“. Seine Königin: Elfi I.. Beide feierten ausgelassen auf dem Krönungsball.

Rosenmontag in Kupferdreh

1/104