Essen-Borbeck. Der Fotograf Achim Kubiak zeigt bei seiner Ausstellung in der Alten Cuesterey in Borbeck besondere Ansichten.
„Man braucht nicht weit weg zu fahren. Im Ruhrgebiet gibt es so viele tolle Ansichten und Einblicke. Und nur schwarz von Kohlenstaub, wie Nichtkenner es immer noch falsch – aber gern – über unsere Heimat verbreiten, war diese Gegend nie. Man muss die interessanten Seiten und spannenden Situationen nur sehen wollen.“ Achim Kubiak gerät ins Schwärmen, wenn er von seinen Streifzügen mit der Kamera erzählt.
Was dabei heraus kommt, wenn er durch den Sucher seine Szenen anvisiert und danach den Auslöser drückt, zeigt der aus Bottrop-Boy stammende Fotograf in einer Ausstellung. Zahlreiche Bilder, die bald in der Alten Cuesterey zu betrachten sind, hat Achim Kubiak bei Einbruch der Dunkelheit in den ersten Nachtstunden gemacht. „Manche haben eine Belichtungszeit von einer Sekunde und mehr. Denn werden die Farben intensiver, die Strukturen besser sichtbar“, erläutert Kubiak. Und wenn er wieder auf den Rad- und Fußwegen des Ruhrgebietes unterwegs ist und seine Kamera auf das Stativ schraubt, trifft er Menschen, die wissen wollen, was er dort macht. „So beginnen Gespräche mit fremden Menschen, die fast immer einen Lebenslauf haben, der nicht in das von vielen vorgefertigte Tagesablaufprogramm passt.“
Dort, wo die Industrie noch voll arbeitet, wo die Kamine noch Rauch ausstoßen, die Wassertürme reichlich Dampf in den Abendhimmel schicken, die Rohrbänder beleuchtet sind, Gebäudeteile in bunten Farben ihr Aussehen verändern oder die letzte Straßenbahn an der vorletzten Eckkneipe vorbeirumpelt – dort stellt Achim Kubiak seine Motive mit dem Objektiv scharf. Langzeitbelichtungen beherrscht er wie den Schnellschuss eines Sekundenbruchteils: „Wer den Zufall nicht festhält, der hat ihn schnell verpasst.“
Der Alsumer Berg – im Duisburger Westen am Rhein – gehört zu den Orten, an denen Achim Kubiak gerne fotografiert. „Dort gibt es zu jeder Tageszeit etwas Neues zu entdecken. Die Kombination von Stahlwerk und grünen Flusswiesen, das gibt es nur im Ruhrgebiet“, sagt er.
Den anderen Winkel im Blick
Auch den Gasometer hat der Kubiak schon häufig abgelichtet. „Aber die Spiegelung auf dem Kanal hat immer wieder etwas Besonderes.“ Auf Zollverein ist er ebenfalls häufig unterwegs, hat Brücken und Bühnen erklommen, um den anderen Winkel im Blick zu bannen. Die Jahrhunderthalle in Bochum, Zeche Zollern – die Menge seiner Fotomotive ist kaum noch zählbar. „Aber es gibt Standorte, zu denen komme ich immer wieder gerne zurück“, sagt Kubiak.
Er schwärmt übrigens längst von der digitalen Fotoarbeit. Diafilme lagert er zwar auch noch im Kühlschrank, die Elektronik schafft aber bessere Farben und bei Langzeitbelichtungen sind die Konturen auch schärfer. Das ist einfach brillanter.“
So wirken viele seiner Bilder auf den Betrachter manchmal fremd, weil die Farben sehr satt die Landschaft füllen. So sieht das Ruhrgebiet jedoch aus. Es hat seine eigene Pracht – wenn man sie denn sehen kann und will.