Essen-Borbeck. .

Über einen Zeitraum von elf Jahren begleitete die Fotografin Eva Bertram ihre Tochter Herveva fotografisch. Das Ergebnis ist ein Zyklus von 73 Bildern, die den Eigensinn der Heranwachsenden reflektieren.

Entstanden ist ein Großteil der Bilder in der Berliner Wohnung, in der die allein erziehende, berufstätige Mutter und das Einzelkind leben.

Ein lachendes Gesicht, unbeschwerte Schnappschüsse, die man gemeinhin mit dem Sujet der Kinder-Fotografie verbindet, sucht der Betrachter in den Bildern vergebens. Vielmehr ist das Spiel mit dem Heranwachsen, der Veränderung, der Selbsterkenntnis ein zentrales Thema der Ausstellung, die das Rollenverhältnis von Mutter und Tochter in Szene setzt, mit ihm spielt. Und nicht zuletzt sind die ruhigen Aufnahmen Zeugnis einer besonderen Beziehung zwischen Fotografin und Modell, spiegeln den Blick der Mutter auf das Kind wieder.

Manche Bilder erschließen sich erst auf den zweiten Blick

Auf den ersten Blick erschließen sich die Stimmungen des Mädchens kaum, wer die Emotionen nachspüren will, muss Zeit mitbringen, den Willen, sich einzulassen auf das szenische Spiel, das häufig von der Tochter selbst arrangiert ist. Szenen aber auch, die teils so überzeichnet wirken, dass die Frage aufkommt: Bis zu welchem Punkt ist der Moment kindliches Spiel und wo beginnt die Choreographie der Erwachsenen.

Die aufgeräumte Puppenstube, ein Gesicht, das aus Unmengen Schaum in der Badewanne schaut, ein Gesicht mit Maske, mit Mundschutz, all diese Szenen zeigen Facetten des Heranwachsens, des sich wandelnden Ichs, sind Ausschnitte dessen, was das Kind von sich preisgeben will, was es verbergen mag. Unaufgeregt scheint Eva Bertram die Szenen im Leben ihrer Tochter zu betrachten, lenkt durch Unschärfen auf Details, greift die Verwandlungen auf.

Zu sehen sind die Bilder bis zum 14. März in der Galerie Schloss Borbeck. Die Räumlichkeiten werden anschließend wegen Renovierungsarbeiten für drei Monate geschlossen.