Essen. In der VHS gibt es eine sehenswerte Ausstellung, die den Betrachter berührt: Gezeigt werden Selbstporträts von Schülern mit Behinderung

Menschen mit Behinderungen großformatig und gut ausgeleuchtet zu porträtieren, ist für Fotografen ein Wagnis, weil man automatisch Gefahr läuft, diese Menschen als besonders exotisch vorzuführen. Es kann aber auch gutgehen. Und sogar viel mehr als das.

Eine sehenswerte Bilderschau in der VHS demonstriert derzeit, wie Bilder Nähe herstellen können zu jenen, die wir gern im Alltag ignorieren: Es geht um Schüler mit schweren Behinderungen, und das Besondere ist: Nicht nur Nähe wird hergestellt, sondern der Betrachter erhält Einblicke ins Seelenleben dieser Schüler – ohne, dass diese Bilder auch nur die leiseste voyeuristische Neugier bedienen. Wie das geht?

120 Schüler fotografierten sich selbst

Die Comenius-Schule in Burgaltendorf wurde im vergangenen Sommer 40 Jahre alt, man feierte das mit dieser Foto-Ausstellung, Titel: „Ich bin ich“. So gut wie alle 120 Schüler zwischen sechs und 25 Jahren fotografierten sich selbst mit professioneller Begleitung, und die Entstehung der Bilder birgt das riesige Faszinosum dieser Schau: Fotograf Andreas Teichmann baute ein mobiles Fotostudio mit Spiegel rund um die Kamera, das heißt: Die Schüler sahen im Moment des Auslösens ihr eigenes Gesicht, so ähnlich wie in einem Passbildautomaten, und per Fern-Auslöser machten die Schüler „Klick“.

Die Schau dokumentiert, für welches der rund 20 Porträts, die die Schüler von sich selbst schossen, entschieden haben. Kleinformatig sieht man die geschossenen Serien, in analogen Zeiten sprach man von „Kontaktbögen“. Heute, in Photo-shop-Zeiten, würde man wohl sagen: Man sieht eine „Thumbnail“-Auswahl, und das Bild, das der Schüler jeweils ausgewählt hat, ist rot gerahmt.

Wie die Schüler sich selbst sehen wollen und von anderen gesehen werden, wird somit sofort nachvollziehbar – und diesen eigentlich fast banalen Vorgang öffentlich zu dokumentieren, schafft verblüffend deutliche Zugänge in die Innenansichten von Menschen.

Betont freundlich

Viele Mädchen und Jungs wählen betont freundliche Porträts von sich selbst, aber andere wählen jene, auf denen sie besonders schüchtern, lustig, nachdenklich oder gar ängstlich aussehen – oder eine ganz besondere Grimasse ziehen. „Die Auswahl“, räumt Schulleiterin Bea Küpperfahrenberg ein, „hat im ersten Moment manchmal geschockt.“ Doch es waren die Schüler, die über ihre Porträts entschieden, deshalb auch der Titel: „Ich bin ich“.

Die Schau war nach dem Schuljubiläum bereits im Rathaus zu sehen, und nach der VHS sind bereits Termine im Düsseldorfer Landtag und in einem Bochumer Museum festgelegt. In der VHS sind sie bis 26. Mai zu sehen, 3. und 4. Stock.