Essen. . Generalmusikdirektor Aalto-Intendant Stefan Soltesz geht nach 16 Jahren. Jetzt gibt es Streit darum, wie man seinen Abschied feiert. Der große Festakt ist inzwischen zum Sektempfang geschrumpft. Manche finden das arg kleinlich. Für die Essener Kultur-Szene ist Soltesz' Abgang ein Verlust.

Wie schwer man sich in dieser Stadt bisweilen mit dem Abschiednehmen tut, hat man zuletzt gesehen, als sich Hartwig Fischer, Direktor des Folkwang Museums, fast unbemerkt nach Dresden verabschiedete und auch seine Stellvertreterin, die renommierte Fotoexpertin Ute Eskildsen, nach Jahrzehnten ohne Zeremonie in den Ruhestand entschwand. Nun droht im Aalto-Theater eine unrühmliche Abschiedsvorstellung.

Im Juli verlässt Aalto-Intendant und Generalmusikdirektor Stefan Soltesz nach 16 Jahren das Musiktheater. Der Mann, der Opernhaus und Orchester zu einer nationalen Spitzenadresse gemacht hat und Titel wie „Opernhaus 2008“ und „Orchester des Jahres“ einfuhr, die sonst nur in die Metropolen gehen. Für viele Soltesz-Fans ein Grund, den verdienten Maestro nicht nur mit Pauken und Trompeten zu verabschieden, sondern mit allen Ehren. Doch in den Ausklang mischen sich Misstöne. So ist die große Abschieds-Sause längst zum Sektempfang nach Vorstellungsende geschrumpft, und der Ehrengast selber spielt offenbar schon mit dem Gedanken, die Chose mit Blumenstrauß und Oberbürgermeister-Grußwort gleich zu schwänzen. Hinzu kommt, dass das Orchester sich dem Vernehmen nach noch Zeit lassen will, Soltesz den Titel „Ehrendirigent“ zu verleihen.

Sträubt sich da nun eine pikierte Künstlerseele oder leistet sich Essen mit derlei Kleinlichkeit eine bühnenreife Blamage? „Die Sache ist kompliziert“, seufzt Hans Schippmann (CDU), Vorsitzender des Aufsichtsrates der Theater und Philharmonie, über die Abspracheversuche mit Soltesz: „Mal will er, mal will er nicht.“ Und SPD-Kollege Hans Aring ist um Zuversicht bemüht: „Wir werden Ende Juli feiern, mit Soltesz oder ohne.“

Geld und Aufmerksamkeit werden knapper

Für Susanne Meluzio, Geschäftsführerin des Freundeskreises Theater und Philharmonie, ist die Sache hingegen klar: „Wir sehen erst mal die Stadt in der Pflicht.“ Nicht nur der Freundeskreis ist enttäuscht über den Umgang mit einem Künstler, der aus seiner Geringschätzung gegenüber der örtlichen Politik zwar nie einen Hehl gemacht hat, gleichwohl dafür sorgte, dass das Aalto heute eine bundesweit beachtete Adresse mit glänzenden Auslastungszahlen ist. Soltesz hat den offenen Streit mit der Politik dabei nicht gescheut: etwa als er sich weigerte, den maroden Saalbau weiter als Konzertsaal zu bespielen, und auch dem Umbau des Traditionshauses lehnte er zunächst vehement ab. Über die Nichtverlängerung seines Vertrages hat er hingegen kaum ein Wort verloren. Wissend wohl, dass Geld und Aufmerksamkeit für Kulturinstanzen knapper werden.