Essen-Südviertel. . Chordirektor Alexander Eberle wünscht sich mehr Wertschätzung für das „architektonische Juwel“. Bei der Premiere von Wagners „Parsifal“ am 13. März arbeitet er ein letztes Mal mit Generalmusikdirektor Stefan Soltesz zusammen, der die Philharmonie nach der Spielzeit verlässt.
Dieser Mann ist ständig im Südviertel zwischen seinem Zuhause und seinen Arbeitsstätten unterwegs, denn er ist viel beschäftigt. Alexander Eberle hat mehr als eine Fünf-Tage-Woche, von Acht-Stunden-Tagen ganz zu schweigen. Als Chordirektor des Aalto-Theaters leitet er nicht nur den Philharmonischen Chor, die Aalto Kinder- und Jugendchöre und den Philharmonischen Kammerchor, er ist Vorsitzender und Mitbegründer der vor einiger Zeit in Essen gegründeten Chordirektorenkonferenz, Lehrbeauftragter der Folkwang-Hochschule sowie Gründer und Leiter des Chorforums.
An Außendarstellung arbeiten
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„Wer heute in der etablierten Kultur arbeitet, muss einfach viel leisten“, sagt der 45-Jährige. Nicht immer wird das von denen, die über Budgets entscheiden, wahrgenommen. „Leider“, bedauert Eberle und kommt auf das zu sprechen, was momentan alle Kulturschaffenden in der Stadt bewegt: die vom Rat beschlossenen Kürzungen. „Egal, welche Stelle bei uns frei wird, im Zuge der Einsparungen wird alles durchleuchtet, kommt alles auf den Prüfstand.“ Dabei sei Kultur ein notwendiger Bestandteil unserer Gesellschaft, „und mindestens genauso wichtig wie befahrbare Straßen“.
„An der Außendarstellung müssen wir noch arbeiten“
Bereits seit 1994 lebt und arbeitet der studierte Kirchenmusiker und Dirigent in Essen, startete seine Karriere als Solorepetitor und Assistent des Aalto-Chordirektors, bevor er 1999 dessen Nachfolger wurde. „Als ich nach Essen kam habe ich mich sofort in das Aalto-Theater verliebt“, erinnert sich der gebürtige Saarländer. Bis heute kann Eberle nicht verstehen, dass die Essener diesem architektonischen Juwel so wenig Wertschätzung entgegenbringen. „In Spanien oder Italien gibt es in jeder größeren Buchhandlung mehr Werke über den Finnen Alvar Aalto als in Essen.“ Auch der herausragende Standortfaktor wird seiner Meinung nach nicht genug gewürdigt „An der Außendarstellung müssen wir noch arbeiten, da schlägt oft die alte Pott-Mentalität durch, der Hang zum leichten Flagellantismus.“ Heißt, man macht sich gerne schlecht und neigt zur Selbstgeißelung. „Dabei haben wir das überhaupt nicht nötig.“
Der Erfolg seiner Arbeit ist eng mit seinem Chef Stefan Soltesz, Opernintendant und Generalmusikdirektor, verbunden. Mit ihm realisierte der zweifache Familienvater in den vergangenen 16 Jahren zahllose Aufführungen, darunter die preisgekrönte Herheim –Inszenierung der Mozart-Oper „Don Giovanni“. „Die Zusammenarbeit mit Soltesz ist unglaublich fruchtbar und sehr erfolgreich“, sagt Eberle nicht ohne Wehmut. Denn Stefan Soltesz‘ Ära endet mit der Spielzeit. Zum Abschluss wird es noch eine letzte gemeinsame Premiere im Aalto geben: Richard Wagners „Parsifal“ am 13. März.