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„Das Lebenswerk eines anderen übernimmt man nicht einfach so.“ Und so hat auch Michael Steinhorst lange gezögert, der Bitte von Siegfried Plewa nachzukommen, dessen Nachfolge als Vorsitzender der Studio-Bühne anzutreten. Nach knapp einem Jahr Bedenkzeit hat er dann schließlich doch zugesagt: In der letzten Versammlung des Trägervereins hat er offiziell Krone und Zepter entgegengenommen.

„Ich war ziemlich bewegt“, fasst der 48-Jährige seine Gefühlslage zusammen, als Plewa ihn damals während einer Premierenfeier seinen Wunsch mitteilte – aus Altersgründen wollte dieser den Vorsitz abgeben.“ Dabei gebe es Kollegen bei dem kleinen Krayer Amateurtheater, die schon deutlich länger dort aktiv seien.

Fürs Theater in die Teilzeit

Aber es fällt schon auf, wie sehr sich Steinhorst für die Studio-Bühne engagiert. So sehr, dass er vor zwei Jahren mit seinem eigentlichen Broterwerb in der Marketingabteilung eines IT-Dienstleisters in Dortmund auf Teilzeit gegangen ist, um mehr Zeit in seine ehrenamtliche Leidenschaft investieren zu können. „Ich bin froh, dass ich einen Arbeitgeber habe, der mir das ermöglicht.“

Von der Improkunst zum Regietheater

Erst 2004 hat Michael Steinhorst entdeckt, „dass es außer der Arbeit noch anderes gibt.“ Zunächst interessierte er sich für Kleinkunst, machte Impro-Theater im Bochumer Thealozzi, bevor er in der Studio-Bühne auch das klassische Regietheater für sich entdeckte.

Sein Lieblingsstück, in dem er mitwirkte, ist die schwule Familienkomödie „Patrick An­dert­halb“. Dem bekennenden Homosexuellen liegen Stücke, die sich mit der Gender-Problematik auseinandersetzen, besonders am Herzen. Diesen Bereich will er an der Studio-Bühne ausbauen.

Und nicht nur das: Sein berufliches Know-How bringt er auch in die Studio-Bühne ein. Seit 2008 ist er dort für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hat die Auftritte auf der Internet-Videoplattform „Youtube“ und im sozialen Netzwerk „Facebook“ aufgebaut.

Sein eigentliches Engagement bei der Truppe begann bereits 2005: Damals nahm er an einer Theater-Sommerwerkstatt zum Thema Woyzeck teil. „Ich war total fasziniert über die Möglichkeiten, die man hier hat“, erinnert sich Steinhorst. Es ging weit über das hinaus, was man sich unter Amateurtheater vorstellt: „Es gab Rollenarbeit, Training für Stimme und Körper – wie ein richtiges Schauspielstudium!“

Warme Atmosphäre

Und nicht minder begeistert war er von den Menschen, die sich in er Studio-Bühne engagiert haben. „Eine unglaublich warme, familiäre Atmosphäre ist mir entgegengeschlagen“. Und so dauerte es nicht mehr lang, bis er Teil dieser Familie wurde. In sieben Stücken hat er seitdem mitgespielt und in einigen mehr hinter den Kulissen. „Mich interessiert auch das, was hinter der Bühne geschieht beim Theater – angefangen bei den Rechtefragen bis zur Technik“, verrät er.

Nun, als neuer Vorsitzender, will er vor allem die Arbeit fortführen, die Plewa eindrucksvoll begonnen hat, und die Bühne nach innen und außen repräsentieren – zusammen mit Kerstin Plewa-Brodam, die künstlerische Leiterin und stellvertretende Vorsitzende bleibt und als solche vor allem die Netzwerkpflege betreibt.

Aber vor allem will Michael Steinhorst eins weiterhin tun: „auf der Bühne stehen“, sagt er – und lächelt dabei mit funkelnden Augen. „Das ist ganz klar meine Welt.“