Kray. .
Noch ist das Projekt „Das Tagebuch der Anne Frank“ der Studio-Bühne Essen gar nicht auf der Bühne zu sehen, doch schon jetzt kann die Produktion als Erfolg gewertet werden: Der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) hat im Rahmen des Deutschen Amateurtheaterpreises das geplante Stück, das unter dem Titel „Ich bin ein amüsanter Clown für einen Nachmittag“ das Buch in eine zeitgemäße Bühnensprache übersetzen soll, mit einer der begehrten „amarena Innovationsförderungen” ausgezeichnet. Eine Auszeichnung, die neben der Studio-Bühne in diesem Jahr nur sechs weitere Bühnen in Deutschland erhalten.
Kerstin Plewa-Brodam, stellvertretende Vorsitzende und künstlerische Leiterin der Studio-Bühne, zeigt sich überglücklich: „Das ist eine ganz besondere Auszeichnung und eine ganz besondere Herausforderung, der wir uns jetzt mit gemeinsamen Kräften widmen werden.”
Die Jury hat in ihrem Urteil nicht nur das Projekt, sondern auch die Leistung der Krayer Bühne im Allgemeinen gewürdigt. „Seit 1951 bietet dieses Amateurtheater kontinuierlich und erfolgreich sowohl heranwachsenden als auch älteren Generationen Spielräume für unterschiedlichste Theaterformen und vielfältige Kooperationsmöglichkeiten an“, stellt Kuratoriums-Mitglied Professor Bernd Guhr fest. Das Anne-Frank-Projekt sei da ein Paradebeispiel, denn es vereine Mitwirkende jeden Alters und setze sich nicht nur mit dem bekannten Tagebuch, sondern auch mit dem Erwachsenwerden in unserer Zeit und übergreifend mit dem Zeitgeschehen auseinander.
„Das Tagebuch der Anne Frank ist Symbol und Dokument zugleich“, erläutert Kerstin Plewa-Brodam, die die künstlerische Leitung des Projekts übernommen hat. Sie will eine Begegnung mit dem jüdischen Mädchen, das 1945 Opfer des nationalsozialistischen Holocausts wurde, im Heute ermöglichen. Dafür will sich das Ensemble mit dem Originaltext auseinandersetzen und den persönlichen Bezug der Akteure zum Buch erörtern. Anne Franks Worte sollen Stimmen bekommen. Mittel des Bewegungstheaters sollen dazu beitragen, das Unaussprechliche zu beschreiben.
Nicht zuletzt weiterführende Schulen solle das Stück ansprechen. Mit einer für ihr Alter erstaunlichen Sensibilität und Reife liefert Anne Frank ein Zeugnis über menschliches Zusammenleben unter Extrembedingungen und dokumentiert die Sehnsucht einer sensiblen Jugendlichen nach einem normalen Leben jenseits des Terrors. Gleichzeitig schreibt sie aber immer auch als Mädchen, das mit ganz alltäglichen Dingen wie familiären Konflikten, Selbstzweifeln oder der Entdeckung der eigenen Sexualität beschäftigt ist, die das Leben eines jeden Heranwachsenden bestimmen. Auf der Bühne, in szenischen Bildern verdichtet, soll das bewegende Text-Dokument so eine aktuelle, sinnlich erfahrbare Dimension und damit einen unmittelbaren Bezug von der Vergangenheit ins Hier und Jetzt erhalten.