Essen. Eine deutsche Erstaufführung mit internationalem Flair feiert am Mittwoch Premiere in der Studio-Bühne: Für die Inszenierung des englischen Kriegsdramas „Mutter Furie“ konnte das Krayer Amateurtheater die neuseeländische Regisseurin Bronwyn Tweddle gewinnen.
Eine deutsche Erstaufführung mit internationalem Flair feiert am Mittwoch Premiere in der Studio-Bühne: Für die Inszenierung des englischen Kriegsdramas „Mutter Furie“ konnte das Krayer Amateurtheater die neuseeländische Regisseurin Bronwyn Tweddle gewinnen. Die Dozentin für angewandte Theaterwissenschaften in Wellington hat schon lange eine Vorliebe fürs deutsche Theater.
Neuseeland ist ein Land, das berühmt ist für seine Landschaften, für Rucksacktourismus und Kiwis. Mit Theater fiel das Land am anderen Ende der Welt allerdings bislang kaum auf, was sicherlich auch an der fehlenden Tradition liegt. „Das erste Profitheater in Neuseeland wurde erst 1964 gegründet“, betont Tweddle.
So erwachte ihre Leidenschaft für die Bretter, die die Welt bedeuten, während eines Studentenaustauschs, der sie mit 19 Jahren nach Hamburg brachte: „Ich war ganz begeistert von dem, was ich hier auf den Bühnen gesehen habe.“ So ging sie 1997 nicht nur für ein Auslandssemester nach Berlin, sie brachte später auch deutsches Theater in ihre Heimat: Tweddle gründete die freie Theatertruppe „Quartett“. Dass diese ebenso heißt wie ein berühmtes Stück des ostdeutschen Dramatikers Heiner Müller, ist kein Zufall. „Es war auch unsere erste Inszenierung“, so Tweddle. Weitere deutsche Stücke wie zum Beispiel „Lulu“ von Frank Wedekind folgten.
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Im Falle des Stücks, das sie nun im Rahmen eines Forschungsjahrs in Deutschland für die Studio-Bühne in Essen inszeniert, hat sie mit „Mutter Furie“ allerdings ein Werk der englischen „Travelling Light Theatre Company“ gewählt. Der Grund: Die Geschichte eines jungen Soldaten, der in einem Kriegsgebiet das Haus einer Mutter besetzt, passe ideal zu ihrer Art, Regie zu führen. „Das Skript besteht zu zwei Dritteln aus Regieanweisungen“, erläutert Tweddle, die nicht, wie es hierzulande oftmals üblich ist, versucht, die Schauspieler über Emotionen ins Spiel zu bringen – ihr Weg führt über die Bewegungen.
„Es ist das komplette Gegenteil von dem, was ich gewohnt bin“, gibt Stephan Rumphorst zu. Der Berliner Schauspieler und Regisseur schlüpft in die Rolle des Soldaten. „Ich kenne den Weg, bei einer Rolle quasi das Innere, die Gefühlswelt, nach Außen zu kehren – das, was ich fühle, bestimmt auch meine Bewegungen.“ Bronwyn Tweddle gehe es genau umgekehrt an: „Sie arbeitet intensiv an den Choreographien, anhand derer wir die Emotionen der Figuren erörtern.“ Diese eher formalistische Herangehensweise, die von der Choreographin Mary Overlie unter dem Titel „Viewpoints“ ursprünglich für den Tanz entwickelt und von der amerikanischen Regisseurin Anne Bogart fürs Theater adaptiert wurde, habe einen entscheiden Vorteil, so Rumphorst: „Man macht sich viele unbewusste Bewegungsabläufe plötzlich bewusst.“