Essen. . Unbekannte haben auf einem städtischen Grundstück in Essen-Schuir in einer Nacht- und Nebelaktion zehn Bäume gefällt. Nachbarn hörten die Motorsägen, versuchten noch die Täter zu erwischen. Die Stadt hat Anzeige erstattet. Doch die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren mittlerweile eingestellt.

Pro Baum, der dem Pfingststurm zum Opfer fiel, veranschlagte die Stadt Essen rund 2000 Euro. Ginge es nach dieser Rechnung, ist an der Straße An der Meisenburg ein Schaden in Höhe von 20.000 Euro entstanden.

Aber nicht etwa durch den Pfingststurm, sondern durch Unbekannte, die in einer Nacht- und Nebelaktion zehn Bäume auf dem städtischen Gebiet hinter der ‘Spindler-Villa’ An der Meisenburg fällten. Nachbarn hatten die Motorsägen noch gehört und versucht, die Täter zu erwischen. Als sie sich ertappt fühlten, nahmen sie jedoch sofort Reißaus.

Seitens der Stadt wurde bereits Anzeige erstattet, die Angelegenheit lag auch schon der Staatsanwaltschaft vor. Jedoch sei das Verfahren mittlerweile eingestellt worden. Mit der Begründung, dass die Aussichten auf die Ermittlungen zu gering seien, wie Jeanette van Lanken mitteilt. „Das ist natürlich sehr ärgerlich. Auch weil der Verlust natürlich groß ist“, so die Stadtsprecherin.

Ein Unding, grundlos gesunde Bäume zu fällen

Diesen illegalen Eingriff in die Natur verurteilt nicht nur die Stadt, sondern auch die Mitglieder der Naturschutzjugend (Naju). Sie betreiben, hegen und pflegen auf diesem Gelände seit 1986 ihre Streuobstwiesen – unter anderem schneiden sie die Bäume regelmäßig und ernten das Obst, um es zu Saft verarbeiten zu lassen. Die Einnahmen kommen dann letztlich der Organisation zugute.

Zwar handelt es sich bei den gefällten Bäumen nicht um Obst-, sondern um Laubbäume, aber das spiele keine Rolle, empört sich Malte Michaelsen, Jugendbildungsreferent der Naju. Es sei einfach ein Unding, grundlos gesunde Bäume zu fällen. „Hinzu kommt, dass zum Zeitpunkt, als die Bäume gefällt wurden, sogar noch die Schafe auf der Wiese standen. Glücklicherweise ist denen aber nichts passiert“, sagt Michaelsen.

Geht es bei der Fällaktion um die Aussicht?

Die Wahrscheinlichkeit, dass man den Tätern doch noch auf die Schliche kommt, hält Michaelsen für gering. Allerdings läge die Vermutung nah, dass die Bäume ganz offensichtlich jemanden störten – vielleicht gar denjenigen, der Interesse an der alten Villa hat, die der einstige Generaldirektor der Stinnes-Zechen, Walter Spindler, zwischen 1931 und 1935 erbauen ließ?

„Die Bäume waren rund zehn Meter hoch. Jetzt, wo sie weg sind, ist die Sicht natürlich schön frei . . . “, mutmaßt Michaelsen und zeigt auf die beeindruckende Aussicht. Und in der Tat: Der Blick schweift jetzt ohne Bäume Richtung Straußenfarm im Ruthertal und sogar noch weiter bis nach Oefte.

Die Villa, so erzählt Michaelsen, sei schon vor einigen Jahren von der Stadt an einen Essener Unternehmer verkauft worden. Seitdem steht sie leer, verkommt immer mehr und wartet auf einen neuen Besitzer.

„Wir können nur hoffen, dass das Haus jemand kauft, der sich für den Naturschutz engagiert und sich mitverantwortlich für das Landschaftsschutzgebiet zeigt“, hofft Malte Michaelsen.

Schönes Schuir

Schuir: Eigentlich ist das hier noch gar nicht so weit draußen, dennoch ist die Stadt kaum irgendwo so wenig sicht- und spürbar wie in diesem landwirtschaftlich geprägten Gebiet zwischen Haarzopf, Bredeney, Werden und Kettwig. Foto:  Jörg Schimmel / WAZ Fotopool
Schuir: Eigentlich ist das hier noch gar nicht so weit draußen, dennoch ist die Stadt kaum irgendwo so wenig sicht- und spürbar wie in diesem landwirtschaftlich geprägten Gebiet zwischen Haarzopf, Bredeney, Werden und Kettwig. Foto: Jörg Schimmel / WAZ Fotopool © WAZ FotoPool
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Schuir: Eigentlich ist das hier noch gar nicht so weit draußen, dennoch ist die Stadt kaum irgendwo so wenig sicht- und spürbar wie in diesem landwirtschaftlich geprägten Gebiet zwischen Haarzopf, Bredeney, Werden und Kettwig © Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool
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