Essen-Heisingen. Den Schellenberger Wald in Essen-Heisingen hat es beim Pfingststurm mehr als böse erwischt. Um die zahlreichen Baumschäden zu beheben, setzt der Landesbetrieb “Holz und Wald“ auf modernste Technik.

Der Pfingststurm und seine Folgen: Seit Wochen schon ist Manfred Langkamp vom Landesbetrieb „Wald und Holz“ unterwegs, um die Sturmschäden zu begutachten. Wenn Baumschäden so gehäuft auftreten, spielt der Faktor Zeit eine eminent wichtige Rolle. Forstoberinspektor Langkamp, der auch für den Waldbestand der Stadt Essen Sorge trägt, bedient sich daher modernster Technik, um mögliche Gefahrenorte zu lokalisieren. Dank eines Pilotprojekts geht es daher mit Mini-PC und Navigationsgerät ins Grüne. Bei einem seiner Kontrollgänge im Schellenberger Wald schauten wir ihm über die Schulter.

Das flatternde rot-weiße Trassierband an der Heisinger Straße, dort, wo sie auf die Vittinghoffstraße kreuzt, verheißt nichts Gutes. Für Spaziergänger und Wanderer ist der Schellenberger Wald auch Wochen nach dem Pfingststurm gesperrt. „Und dies wird auch bis mindestens Ende September so bleiben“, sagt Förster Langkamp. Im Auftrag des Landesbetriebs „Wald und Holz“ ist er an diesem Tag unterwegs, um sich ein aktuelles Bild vom Ausmaß der Baumschäden im Grenzbereich der Stadtteile Heisingen und Stadtwald zu machen. „Die Verwüstungen sind schon schlimm, aber Essen hat wirklich eine richtige Klatsche bekommen; und der Schellenberger Wald ganz besonders“, stellt Langkamp lakonisch fest.

Schwierigkeiten wegen Flurstückgrenzen

An Sturm „Kyrill“ im Winter 2007 kann er sich noch gut erinnern. „Da gab es auch Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern, doch die Baumkronen waren nicht nass und trugen kein Laub.“ Schon dies allein verdoppelt das Gewicht und erhöht die Gefahr des Windwurfs, also das Entwurzeln der grünen Riesen, immens. „Dennoch gibt es hier im Schellenberger Wald in erster Linie Windbruch“, erklärt Langkamp und zeigt auf einen Stamm, der aussieht, als hätten ihn Titanenhände zerborsten.

Oft werde der Förster in seinem Büro in Krefeld alarmiert, um sich mögliche „Gefahrenbäume“ anzuschauen. Nach der Inspektion der Gefahrenstelle muss der Eigentümer des Waldes informiert werden, um weitere Maßnahmen ergreifen zu können. Dies war noch vor kurzem ein häufig langwieriger Prozess, denn nach dem Ortstermin stand erst einmal der Besuch im Katasteramt an, um Flurstück und Gemarkung zu ermitteln. „Doch wenn vor Ort eine Flurstückgrenze verläuft, dann musste ich oft noch einmal raus, weil ich nicht genau wusste, ob der Baum nun rechts oder links der Grenze steht“, sagt der Förster. Mit etwas Glück erfuhr Langkamp im Katasteramt die Telefonnummer des Eigners, „aber sicher war auch das nicht“.

Schäden bei "Mega-Gefahren" schnellstens beheben

Um bereits vor Ort effizienter arbeiten zu können, startete der Landesbetrieb ein Pilotprojekt. Seitdem sind Langkamp und ausgewählte Mitarbeiter mit einem GPS-Gerät und einem Tablet, also einem mobilen Computer, unterwegs. Seitdem klappt die Recherche auf Mausklick und in Sekundenschnelle. Das Tablet ermittelt seine Position und die des untersuchten Baumes, liefert im Anschluss das passende Flurstück samt ellenlanger Registriernummer und die nötigen Daten inklusive des Namen des Waldbesitzers, der sofort kontaktiert werden kann.

Handelt es sich um einen städtischen Wald, reicht ein Anruf bei Langkamps Kollegen. Der Rest geht dann automatisch. Doch von den über 950.000 Hektar Wald in NRW befinden sich 70 Prozent in Privatbesitz. „Und dies in Form von Klein- und Kleinsthainen von vielleicht 5 Hektar Größe“, weiß Langkamp. Da ist die neue Technik Gold wert.

Aufräumarbeiten nach dem Orkan

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Zum Glück muss nicht jeder Baum sofort gefällt und jeder morsche Ast beseitigt werden. „Ein schräger Baum oder ein trockener Ast gelten als waldtypische Gefahren“, sagt Langkamp. „Doch bei so genannten Mega-Gefahren wie nach solch einem Orkan sprechen wir zumeist den Rat aus, den Schaden möglichst zeitnah zu beheben.“

Öffentliche Sicherheit geht vor

Anders sieht es im Außenbereich aus, also wenn beispielsweise beschädigte Bäume drohen, auf eine Straße oder ein Hausdach zu fallen. „In Fällen, in denen die Sicherheit und öffentliche Ordnung gefährdet sind, ist schnelles Handeln unerlässlich“, sagt Langkamp. Zumal gilt: Bei Kahlschlag, also einem Baumbesatz unter 30 Prozent, gilt – ungeachtet der Ursache – das strikte Gebot der Aufforstung innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren. „Das ist im Landesforstgesetz definitiv so geregelt und für jeden Waldbesitzer bindend“, so Langkamp weiter. „Denn ein Wald ist immer auch ein Generationenvertrag. Für den Besitzer und für den Förster. “

Info: Landesbetrieb Wald und Holz NRW, Albrecht-Thaer-Straße 34, 48147 Münster, 0251-91797-0; Telefax: 91797-100: info@wald-und-holz.nrw.de. Info online unter: www.wald-und-holz.nrw.de