Essen-Rüttenscheid. . Einige Anwohner am Heymannplatz wollen die Bäume gerne erhalten. Laut der Unteren Landschaftsbehörde sind die grünen Riesen aber ohnehin erkrankt – auch die Stadt bittet um Verständnis. Schließlich wird mit dem Kita-Neubau Platz für 100 Betreuungsplätze geschaffen.

„Einerseits sollen - nach dem verheerenden Sturm von Pfingstmontag - vielerorts wieder Bäume gepflanzt werden und Baumpaten werden gesucht – und woanders will man die Bäume einfach fällen“, sagt Andreas Rupp und schüttelt dabei verständnislos den Kopf. Der Anwohner vom Heymannplatz schaut aus seinem Wohnzimmerfenster und deutet auf zwei prächtige, rund 25 Meter hohe Kastanien, die vermutlich seit über 100 Jahren dort stehen. Sie sollen aber schon bald dem Neubau der Kindertagesstätte St. Ludgerus weichen. Der Abriss des bestehenden Gebäudes soll ab dem 1. August beginnen. Kurze Zeit später werden wohl auch die Kastanien weichen müssen.

Von dem Vorhaben erfuhr der Anwohner im Rahmen eines Informationsgespräches, zu dem die katholische Gemeinde vor einigen Tagen eingeladen hatte. Ein Baum dürfe nicht näher als vier Meter an einem Neubau stehen, wie Rupp bei dem Gespräch mitgeteilt wurde. „Man setzt uns einfach um fünf vor zwölf vor vollendete Tatsachen“, ärgert sich Rupp, der seit drei Jahren dort wohnt und sich täglich an der, wie er beschreibt, „grünen Wand“ erfreut. Die Kastanien würden zudem nicht nur einen tollen Anblick bieten, sondern auch als Schallschutz der Franziskastraße fungieren.

Grundsätzlich ist der beauftragte Architekt, Ansgar Rebbelmund, zwar auch gegen Baumfällungen, aber: „Man muss auch Verständnis für dieses Projekt zeigen“, so Rebbelmund. Zudem hätte ihm die Untere Landschaftsbehörde bestätigt, dass die Bäume krank seien und früher oder später sowieso gefällt werden müssten. Auf Anfrage bei der Stadt hieß es, dass der zuständige Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde derzeit im Urlaub sei. Doch ob die Bäume krank sind oder nicht, spielt eigentlich gar keine Rolle mehr. Denn: „Sobald die Baugenehmigung erteilt wurde, tritt die Baumschutzsatzung nicht mehr in Kraft“, erklärt Stadtsprecher Stefan Schulze. Natürlich werde man aber nicht einfach mit Kettensägen anrücken, sondern die Bürger vorab noch mal ausführlich über diese Angelegenheit aufklären. „Wir möchten vor allem um Verständnis dafür bitten, dass Kitas dringend ausgebaut werden müssen und der Standort Rüttenscheid absolut notwendig ist“, bekräftigt der Stadtsprecher. Darüber hinaus ist mit einem ganz sicher zu rechnen: ganz viel neuem Grün. Das soll schließlich rund um die neue Kita und auf dem Spielgelände entstehen.