Essen-Kettwig. . In Kettwig trifft sich regelmäßig eine Gruppe, die gezielt am Muskelaufbau arbeitet - auch eine 100-Jährige macht mit. Wie durch aktuell vorgestellte Zahlen des Zensus’ bekannt wurde, leben auch in Essen überdurchschnittlich viele 100-Jährige – aktuell
Fitness bis ins hohe Alter spielt eine immer wichtigere Rolle. Zwar besuchen die älteren Herrschaften in den seltensten Fälle eine Muckibude, aber Krafttraining ist auch für sie kein Fremdwort. Frau Theisen möchte an diesem Morgen grüne Hanteln haben. Ansonsten wäre sie auch gern im Bett geblieben. Aber Spaß mache „das Turnen“ trotzdem. „Mein Vorname gefällt mir übrigens nicht. Ich bin die Frau Theisen.“
Sie sitzt gemeinsam mit anderen Bewohnern des Seniorenzentrums Kettwig in einem Stuhlkreis. Zur Sportgruppe gehören ausschließlich Frauen, die meisten haben vor sich ihren Rollator geparkt. Der dient auch als Tablett fürs Wasserglas, denn wer Sport macht, muss auch ordentlich trinken.
Jede Hantel wiegt 500 Gramm
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Darauf achtet Malgorzata Seemann, die seit dreieinhalb Jahren die Gruppe betreut. Krafttraining im Alter mache Sinn. Vorsichtig fange man an. Diese Gruppe ist bei 500 Gramm angekommen. Zwei Kilogramm seien möglich. Das klingt wenig, „aber die Erfolge, die wir durch die Übungen erzielten, sind großartig“.
Die acht Seniorinnen, die an diesem Morgen zum Training gekommen sind, sind alle weit über 80 Jahre alt. „Die eine Dame dort rechts ist bereits 100“, flüstert Malgorzata Seeman. Aber über ihr Alter wolle sie nicht so gern sprechen. Im Hintergrund läuft eine CD mit Musik aus der Jugend der Frauen. Während zum Warmmachen mit jeder Hand Kraftbälle gedrückt werden, singt Drafi Deutscher „Weine nicht, wenn der Regen fällt“. Vor dem Fenster steht ein Mandelbaum in voller Blüte, und es gibt ein Gläschen Stiftsquelle - Prost, auf den Frühling, auf den Spaß und auf die Gesundheit.
Muskeltraining zu „Aber bitte mit Sahne“
„Wenn die Muskeln stark sind, dient das auch der Sturzprophylaxe“, weiß Malgorzata Seemann. Behutsam fördert sie auch die Koordination der alten Damen. Bälle fangen, zurückwerfen, fangen... Fußmanschetten werden angelegt. Jede wiegt 1400 Gramm. Auf die Zehenspitzen und abrollen. Das geht in die Waden. Bei der nächsten Übung fliegen die Beine in die Höhe. Erstaunlich gut ist die Beweglichkeit einiger Teilnehmerinnen. „Dreimal im Jahr werden Mobilitätstest gemacht, um die Fortschritte zu dokumentieren.“ Und die seien deutlich.
Fenster auf zum Durchlüften. Und Udo Jürgens singt „Aber bitte mit Sahne“. Malgorzata Seemanns Anweisungen sind klar und respektvoll. Keine der betagten Fitnessschülerinnen muss über ihre Grenzen gehen. Der Spaß steht im Mittelpunkt - und das Ergebnis ist bemerkenswert. „Wir können mit diesen Übungen Beweglichkeit erhalten und Standfestigkeit erhöhen. Das ist sehr wichtig.“ Und kann verhindern, dass die Seniorinnen ihren Lebensabend im Bett zubringen müssen.