Essen-Rellinghausen. . Die Germanistin Sarah Sander suchte die Zusammenarbeit mit dem Seniorenwohnstift Augustinum - und leitet dort jetzt eine Leserunde. Die Erfahrung, die sie mit dem Literaturgesprächskreis sammelt, hilft ihr bei anderen beruflichen Projekten.
Seit Sommer letzten Jahres leitet die promovierte Literaturwissenschaftlerin Sarah Sander den Literaturgesprächskreis im Wohnstift Augustinum. Einmal in der Woche diskutiert sie mit acht bis zwölf Seniorinnen - nur ein Mann gehört zum Kreis - über Romane, Novellen und Gedichte. Dass Sarah Sander diese Aufgabe übernahm, was eher Zufall. Die selbstständige Storytellerin und Publizistin sieht die Arbeit mit den Seniorinnen aber auf jeden Fall als Gewinn. „Der Austausch mit den Senioren hilft dabei, historisch und generationenübergreifend zu denken“, so die 30-Jährige.
Sander studierte und promovierte in Bielefeld. Nachdem sie länger vergeblich eine Festanstellung gesucht hatte, machte sie sich mit einem Schreibbüro in Holsterhausen selbstständig. Unterstützung suchte sie beim Verein Starter Consult, der im Haus der Industrie- und Handelskammer ein Büro unterhält. Gemeinsam mit ihrem Mentor Ulrich Wegmann erarbeitete Sander die Idee, den Verantwortlichen im Wohnstift Augustinum vorzuschlagen, eine Imagebroschüre zu erarbeiten oder Familiengeschichten aufzuschreiben, um so Kunden für ihr noch junges Unternehmen zu gewinnen.
Kulturreferentin Angelika Berenbrink ergriff aber sofort die Chance, Sarah Sander für den Literaturgesprächskreis zu gewinnen. „Der wurde bis dahin von einem Bewohner ehrenamtlich geführt, doch der wollte das kurz vor seinem 90. Geburtstag gern abgeben. Also habe ich extern gesucht und sofort gewusst, Sarah Sander würde gut passen.“ Für Sander ist die Zusammenarbeit sowohl mit dem Wohnstift, als auch mit Starter Consult durchaus effektiv, denn sie zieht aus der Arbeit mit den Senioren Nutzen für weitere Projekte.
Rund 50 ehrenamtliche Senior-Experten, ehemalige Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen, haben es sich bei Starter Consult zum Ziel gesetzt, Jungunternehmer in die Selbstständigkeit zu begleiten. „Dabei geht es vor allem um das zweite Jahr, wenn die üblichen Starthilfen und Darlehen auslaufen“, erklärt Ulrich Wegmann, der selbst im Berufsleben lange in der Unternehmenskommunikation tätig war und jetzt seit einem Jahr Sarah Sander auf ihrem Weg unterstützt. Die Verträge mit den Experten gehen meist über ein Jahr. Der Verein ordnet den Gründern entsprechende Partner zu und prüft, ob die Chemie stimmt.
Bei Ulrich Wegmann und Sarah Sander war das der Fall. Sie wollen den Vertrag verlängern, so dass die Literaturwissenschaftlerin jederzeit neue Gespräche vereinbaren kann. 30 Euro werden pro Beratungseinheit fällig - und die kann eine halbe Stunde, aber auch einen halben Tag dauern.