Essen-Kettwig. . Heinz Schnetger führte fast 14 Jahre als Geschäftsführer die Geschicke der Grundstücksgesellschaft Kettwig. Jetzt lockt der Ruhestand.
„Das Alter ist unwichtig. Solange man sich fit fühlt und Spaß an der Aufgabe hat, spielt das keine Rolle“, sagt Heinz Schnetger. Der mit 69 nun doch beruflich einen Schlussstrich gezogen und den Posten als Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft Kettwig seit Februar 2019 abgegeben hat.
Ende März wird er im Rahmen einer internen Feier verabschiedet. Im Gespräch mit unserer Zeitung lässt Heinz Schnetger die 14 Jahre seiner Tätigkeit in Kettwig Revue passieren und verrät, welchen Dingen er sich künftig widmen wird.
Leidenschaft fürs Fotografieren
Wir fangen mit der Zukunft an. „Im Ruhestand werde ich auf jeden Fall wieder mehr fotografieren. Das habe ich bisher nur im Urlaub richtig geschafft“, fällt Schnetger als Erstes ein. Mit der Kamera will er nun endlich auch Land und Leute in der Region in den Fokus nehmen. Für moderne Kunst hat er eine Vorliebe und fürs Theater. Beides möchte er künftig intensiver genießen. „Ruhrgebiet und Rheinland haben eine so vielfältige Kulturszene, das finde ich toll.“
Literatur ist ein weiteres Steckenpferd des gebürtigen Gladbeckers, der sein Abitur in Essen am Humboldt-Gymnasium (heute Frida-Levy-Gesamtschule) baute. Im hauseigenen Bücherschrank hat er zumeist zeitgenössische Werke versammelt. Die jüngste deutsch-deutsche Vergangenheit bewegt ihn dabei besonders – in Büchern und in der eigenen beruflichen Erfahrung.
„Veränderung ist spannend – in jeder Weise“
„Ich hatte das Privileg, direkt nach der Wende dort Grundstücke und Bauten zu entwickeln“, berichtet der Diplom-Architekt, der nach der Studienzeit in Braunschweig 1978 nach Essen zurückgekehrt ist. Und er hat für sich dabei Folgendes entdeckt: „Veränderung ist spannend – in jeder Weise. Und es ist spannend, das hautnah mitzuerleben.“
Nachfolgegesellschaft der Tuchmacherfabrik
Die Grundstücksgesellschaft Kettwig (GGK) ist die Nachfolgegesellschaft der Tuchmacherfabrik von Johann Wilhelm Scheidt, deren Wurzeln in Kettwig bis ins 17.Jahrhundert zurückreichen.
Die GGK begann ab 1974 mit der Verwaltung und Entwicklung von Immobilien (Wohnungen, Gewerbe). Als Geschäftsführerin fungiert seit Februar dieses Jahres Dr. Gabriele Scheidt.
Prozesse mitgestaltet, das hat er 1990 bis 2000 beim Projekt IBA Emscher-Park, und das hat er eben rund 14 Jahre in Kettwig. Womit wir mittendrin sind, als unser Fotoshooting mit der Kollegin ansteht. Das ehemalige Mädchenwohnheim der Scheidt’schen Fabrik, 1905 errichtet an der Ringstraße, ist eines der Objekte, das die Kettwiger Grundstücksgesellschaft nach der Stilllegung der Tuchmacherfabrik 1974 wiederbelebt hat.
Gelungene Mischung von Einkaufen und Gewerbe
Wohnen und Gewerbe in friedlicher Koexistenz sei hier gelungen, sagt Heinz Schnetger und gesteht, dass das Ensemble zu seinen Lieblingsplätzen in Kettwig zählt. Nebenan der kleine Rundbau der Tuchmacher-Apotheke behaupte sich exzellent neben der denkmalgeschützten Architektur.
Gelungen sei auch, sagt Schnetger, die Ansiedelung von Super- und Drogeriemarkt sowie das Konzept des Wohn- und Geschäftshauses an der Güterstraße, letzteres vorgestellt beim Tag der Architektur 2017. „Hier haben wir Handwerkern freien Raum gegeben, eigene Ideen einzubringen. Das hat hervorragend geklappt.“
Ein Wermutstropfen bleibt
Ebenfalls gut gelaufen: die Vermarktung von Scheidt’schen Grundstücken zur Wohnbebauung an Kondor Wessels. Gern hätte Heinz Schnetger auch die noch verbliebenen Produktionshallen der ehemaligen Kammgarnspinnerei diesem Zwecke zugeführt – doch der Bebauungsplan, der eine gewerbliche Mischnutzung vorsieht, müsste dafür geändert werden.
„Die Politik ist skeptisch, was ich nicht nachvollziehen kann“, schüttelt der 69-Jährige den Kopf. Das sei „ein Wermutstropfen“ am Ende seines Berufslebens. Und gibt zu Bedenken: „Kettwig benötigt Gewerbeflächen, aber nicht dort. Sondern in Autobahnnähe.“
Das Stadtbild Kettwigs wird ihm im Übrigen auch in Zukunft ein Anliegen sein: Er ist aktiv beim Heimat- und Verkehrsverein tätig.