Essen. Weil er zurück ins Gefängnis wollte, zündete Emanuel L. aus Essen seine Wohnung an. Nur durch Glück wurde niemand verletzt. Im Prozess wird jetzt die Geschichte seiner Persönlichkeitsstörung aufgearbeitet.

Er fällt der Strafjustiz nicht oft auf. Wenn, dann aber mit schrecklichen Taten. Weil er zurück ins Gefängnis wollte, zündete Emanuel L. (30) am 26. August seine Wohnung in Altendorf an. Wie durch ein Wunder wurden die 16 Mitbewohner des Mehrfamilienhauses gerettet.

1997 saß der Angeklagte schon einmal vor Gericht. 16 Jahre alt war er da. Getrieben von Ausländerhass hatte er am U-Bahnhof Viehofer Platz achtmal auf eine 53 Jahre alte Türkin eingestochen. „Das hat mir der Führer befohlen“, erzählte er einem Schaffner. Wegen versuchten Mordes bekam der Jugendliche mit dem Gesicht eines Zwölfjährigen deshalb fünf Jahre Haft.

Spiegelbild seines verkorksten Lebens

Im Jugendgefängnis löst er sich kaum vom rechten Gedankengut. Wie ein roter Faden hatten sich Aggressionsausbrüche schon durch seine Kindheit gezogen. Sozial lebt er zusehends isoliert, schließt sich der rechten Szene an, bis es zum Mordversuch kommt. Nach der Haft scheint er sich zu fangen. Er arbeitet als Beleuchter im Colosseum und in der Zeche Carl, hat angeblich eine Freundin. Als sie sich trennt, als er im Job wieder aneckt, beginnt der Abstieg. Bemitleidenswert: Er verwahrlost, kümmert sich nicht um seine Wohnung in der Ehrenzeller Straße. Sie sei ein Spiegelbild seines verkorksten Lebens, erklärt er nach dem Feuer.

Er sagt, er habe niemanden gefährdet, das Feuer sei be­herrschbar gewesen. Tatsächlich hatte er die Wohnung verlassen und es nur der Aufmerksamkeit einer Nachbarin zu verdanken, dass alle Hausbewohner gerettet wurden.

In der Haft ausgeglichen

Es scheint, als kenne er keine Gefühle für andere Menschen. „Ich hasse die Menschen nicht“, sagt er am Montag im Prozess vor der V. Strafkammer und präzisiert: „Es ist eher eine kühle, distanzierte Verachtung.“ Er wählt große Worte, wenn er erklärt, wie schwierig das Leben geworden sei, wie er sich überlegte, dass das Gefängnis „mein Zuhause“ sei. Was also war die Tat? „Ich habe das als Vereinfachung der Komplexität des Lebens betrachtet.“

In der Haft sei er ausgeglichen, sagt er zufrieden. Möglich ist, dass Emanuel L. mit seiner Tat nicht ganz seinen Plan erfüllen kann. Denn Psychiaterin Maren Losch attestiert ihm eine schizoide Persönlichkeitsstörung, spricht von Gefühllosigkeit und Egozentrik. Sie empfiehlt, ihn in der geschlossenen Psychiatrie unterzubringen. Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt.