Castrop-Rauxel. .
Wegen versuchten Mordes in 28 Fällen und Brandstiftung verurteilte das Dortmunder Schwurgericht Kevin P. aus Castrop-Rauxel am Mittwoch zu sieben Jahren Haft.
Der 22-Jährige bleibt aber zunächst auf unbestimmte Dauer in einem psychiatrischen Krankenhaus, wird sich dort einer Therapie unterziehen.
Ein Gutachter hatte bei dem Angeklagten eine Pyromanie festgestellt, den pathologischen Drang, Brände zu legen. Feuer fasziniere den jungen Mann, der unter einer schweren Persönlichkeitsstörung leide. Sie äußere sich in einem Minderwertigkeitskomplex, ihm mangele es an Selbstbewusstsein, fühle sich selbst schwach, begebe sich deshalb in Abhängigkeiten und buhle um die Anerkennung anderer.
Seit 2003 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr
Diese Beachtung und Wertschätzung, hoffte er durch die Brandstiftungen zu erlangen. Kevin P., seit 2003 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Merklinde, wollte sich als ehrenamtlicher Blaurock beweisen. Im Januar dieses Jahres legte er also mehrere Brände im gesamten Stadtgebiet, um „Einsätze zu bekommen, um zu löschen“, wie der 22-Jährige an einem der ersten Prozesstage erklärte.
Zunächst zündelte er in Gartenlauben oder ließ Papiercontainer in Flammen aufgehen. Dann aber machte er auch vor Wohnhäusern nicht Halt. Unbemerkt verschaffte er sich Zugang zu den Kellerräumen und steckte dort Möbel oder aufbewahrtes Holz an. In zwei Fällen soll der Angeklagte dabei billigend in Kauf genommen haben, dass Menschen zu Schaden kommen: 28 Personen in einem Wohnhaus auf Schwerin konnten sich so gerade eben vor dem Rauch und den Flammen retten. Und auch die Bewohner des Hauses an der Wittener Straße in Merklinde trugen einen Schrecken davon. Zuletzt entfachte er auf einem Bauernhof an der Bodelschwingher Straße ein Feuer. Es entstand ein Sachschäden von über 100 000 Euro.
„Ich bereue die Taten, es tut mir sehr leid“, erklärte Kevin P. gestern und bekräftigte erneut: „Ich wollte niemanden verletzen oder gar töten.“ Trotz der Beteuerungen: Er habe aus niederen Beweggründen und heimtückisch gehandelt, so Staatsanwalt und Richter. „Verwerflich“ nannte der Vorsitzende das Verhalten: „Damit ich mehr Anerkennung erhalte, lasse ich andere über die Klinge springen“, formulierte der Richter.
Sieben Jahre Freiheitsentzug
Kevin P. habe in seiner Ausbildung zum Feuerwehrmann gelernt, welche Gefahren von Bränden ausgehen, so der Staatsanwalt. Zudem habe er gewusst, wie Atemgifte wirken, was der Rauch bei Menschen gesundheitlich anrichten könne. „Und ihm war auch bewusst, wie schnell sich ein Feuer bei entsprechenden Gebäudesubstanzen ausbreiten kann“, sagte der Staatsanwalt, der letztlich sieben Jahre Freiheitsentzug forderte.
Das Schwurgericht kam diesem Antrag nach, berücksichtigte dabei die verminderte Schuldfähigkeit des Angeklagten aufgrund seiner psychischen Situation. Kevin P., erklärte der Richter nach der Urteilsverkündung, sei derzeit eine Gefahr für die Allgemeinheit, müsse deshalb in ein psychiatrisches Krankenhaus. „Sie können froh sein, dass man Sie bei der letzten Tat erwischt hat“, richtete der Vorsitzende schließlich an den Angeklagten. Ansonsten nämlich hätte er weitere Brände gelegt, hätte sich noch größere Objekte ausgesucht – und möglicherweise wäre dann noch Schlimmeres passiert.