Essen. / Feldmark. .
Eine Million Euro, die den Kunden seines Gelsenkirchener Reisebüros gehören, gab der Feldmarker zurück. Aber 700 000 Euro fehlen immer noch. Vor diesem Hintergrund darf man als Angeklagter nicht auf Milde hoffen. Für fünfeinhalb Jahre schickte das Landgericht Essen Eric K. (41) in Haft.
Kunden standen im Flughafen vor den Schaltern, hofften vergeblich auf den lange angesparten Flug in den Süden. Für sie hob kein Flieger ab. Denn Eric K., der Chef des Reisebüros „ticket point“ an der Horster Straße in Buer hatte von Mai bis Juli 2011 rund 1,7 Millionen Euro Kundengelder vom Geschäftskonto genommen. Seine vorbereitete Flucht nach Kuba stoppte er aber und fuhr mit seinem Anwalt zur Essener Staatsanwaltschaft. 800 000 Euro überreichte er dort. Im Prozess gab er Hinweise auf einen Freund in Andorra, bei dem er Geld hinterlegt habe. 224 000 Euro übergab der Freund den Behörden. Fehlen 700 000 Euro, die der Angeklagte möglicherweise für die Zeit nach der Haft „gebunkert“ haben könnte. Aber dazu machte er keine weiteren Angaben.
Angeblich süchtig nach Heroin und Kokain
Zum Prozessauftakt hatte er die Untreuehandlungen eingeräumt. Er gab zu, die Kundengelder für sich persönlich abgeholt zu haben. Doch er bezeichnete sich als nur eingeschränkt schuldfähig. Eric K. schilderte, wie stark er Alkohol und Kokain konsumiert habe. Mit diesem Abschwächen seines Geständnisses sei der Angeklagte „kläglich gescheitert“, stellte Richter Edgar Loch im Urteil fest. Gutachter sahen keine Anhaltspunkte, Eric K. eine Drogensucht zu attestieren.
Verluste seit sieben Jahren
Zu lange hatte der Angeklagte sich mit seinen Finanzen als sehr kreativ gezeigt. Insolvenzverwalter Johannes Graute sah Anhaltspunkte, dass der „ticket point“ seit 2003 Verluste produziere. Jedes Jahr habe das Büro mehr Umsatz erzeugen müssen, um so das alte Minus auszugleichen. Graute: „Eine Art Schneeballsystem.“
Laut Urteil trägt der Angeklagte die Verantwortung nicht nur für die geprellten Kunden. Zudem sei eine Vielzahl von Mitarbeitern entlassen worden. Im Prozess trat am Mittwoch auch noch die Verlobte des Angeklagten aus Dorsten auf. Die 31-Jährige verweigerte aber die Aussage, weil sie seit Mai 2010 mit ihm verlobt sei. Die Reiseverkehrskauffrau hatte auch im „ticket point“ gearbeitet und ein weit höheres Gehalt kassiert als der Angeklagte, der als eigentlicher Geschäftsführer des Unternehmens galt. Zusätzlich zur Strafe verhängte das Gericht ein Berufsverbot. Es wird drei Jahre dauern