Essen. . Inspektoren des Einwohnermeldeamtes haben, begleitet von einem großen Polizeiaufgebot, eine Häuserzeile an der Gladbecker Straße (B 224) kontrolliert. In den heruntergekommenen Wohnungen leben vorwiegend rumänische Armutsflüchtlinge. Auf dem Hinterhof türmen sich Müllberge. Die Nachbarn verfolgen den Niedergang ihres Quartiers mit einer Mischung aus Ohnmacht und Wut.
Fast drei Stunden lang haben Mitarbeiter des Einwohnermeldeamtes am Donnerstag in aller Frühe die Problemhäuser an der Gladbecker-/Ecke Hövelstraße kontrolliert. Unterstützt wurden sie von einem starken Aufgebot der Polizei. Mannschaftswagen der Einsatzhundertschaft rollten ebenso vor wie einfache Streifenwagen, auch Hundeführer waren vor Ort. Die heruntergekommenen Wohnungen werden fast ausschließlich von rumänischen Zuwanderern bewohnt.
Es ist 5.45 Uhr, als der Aufsehen erregende Einsatz direkt an der B 224, einer der belebtesten Einfallstraßen der Stadt, beginnt. Im offiziellen Amtsjargon handelt es sich um eine „melderechtliche Überprüfung“. Die Inspektoren wollen wissen, ob die in den Häusern lebenden Menschen dem Einwohnermeldeamt ihren Wohnsitz tatsächlich gemeldet haben. Am Ende der Überprüfung werden sie berichten, dass es „keine Auffälligkeiten“ gegeben habe.
Klingeln abgerissen, Briefkästen demoliert, Haustüren sperrangelweit auf
Alteingesessene Anwohner der Gladbecker Straße dagegen verfolgen den Niedergang ihres Quartiers mit einer Mischung aus Ohnmacht und Wut. „Es wird immer schlimmer“, sagt einer, und fügt hinzu: „Die Gladbecker Straße ist verkommen.“ Die Polizei komme hier regelmäßig vorbei. Aber als er an diesem Morgen das Haus verlässt, um zur Arbeit zu fahren, traut er seinen Augen nicht. „Ich habe bestimmt zehn Polizeiwagen gesehen.“
Seine Frau vermietet in den oberen Etagen möblierte Zimmer. „Aber wenn Interessenten ,Gladbecker Straße’ hören, legen sie sofort auf“, berichtet sie. „Meine Wohnungen sind kaum noch vermietbar, sogar meine Tochter hat es nicht mehr ausgehalten und ist mit den Enkelkindern weggezogen.“
Vermüllte Problemhäuser
Die Häuser an der Gladbecker mit den Nummern 305, 307 und 309 sowie das Haus Hövelstraße 83 sorgen schon seit Monaten für Verbitterung. Die Klingeln sind abgerissen, die Briefkästen demoliert und die Haustüren stehen rund um die Uhr sperrangelweit auf.
„Was übrig bleibt, werfen sie auf den Haufen.“
In einer Parterrewohnung haben sie ein Fenster herausgerissen, davor liegt ein immenser Haufen Bauschutt. Hinzu kommen die Müllberge, die sich am Eingang zum Hinterhof meterhoch auftürmen. Berge aus Sperrmüll und Polstergarnituren, aus ausgeschlachteten Kühlschränken und alten Fernsehern.
Der Hauseigentümer hat ein Schild anbringen lassen. „Müll und Schutt ablegen verboten“, steht darauf geschrieben, doch niemand hält sich daran. Stattdessen wird immer noch mehr Müll herangekarrt, meistens in geklauten Einkaufswagen. „Die Leute sammeln Schrott und schlachten alles aus“, sagt eine andere Anwohnerin. „Was übrig bleibt, werfen sie auf den Haufen.“
Der tiefsitzende Ärger über die zunehmende Verwahrlosung mischt sich mit der bitteren Erinnerung an vergangene Zeiten. „Früher hatten wir hier eine intakte Nachbarschaft, aber das ist mindestens zehn Jahre her.“ Vor dem Haus Hövelstraße 83 steht ein Container, der überquillt. „Wenn die Ampel auf Rot steht, steigen Autofahrer aus und werfen noch mehr Müll drauf“, sagt die Anwohnerin.