Essen.. Weil Müll, Krach und Junkies überhand nahmen, zog der Wohnungskonzern Deutsche Annington vor einem Jahr im Essener Nordviertel die Notbremse und engagierte einen privaten Sicherheitsdienst. Mit Erfolg: Seitdem die Security-Leute auf Streife gehen, sank die Zahl der Beschwerden um 50 Prozent.

Das Altbau-Quartier rund um den Eltingplatz gibt an diesem herbstlichen Morgen ein freundliches Bild ab. Männer in Orange befreien den Spielplatz von Laub, Anstreicher verpassen den verzierten Gründerzeit-Fassaden an der Waterloostraße eine neue Farbe und die Bildhauerin Harriet Wölki wuselt eifrig in ihrem Atelier auf der Eltingstraße. „Das Viertel ist bei weitem nicht mehr so schlimm, wie es einmal war“, sagt die Künstlerin, „die Verbesserungen sind sichtbar.“

Mit einem Bestand von 1500 Wohnungen ist die „Deutsche Annington“ (DAI) größter Vermieter im Nordviertel. Einem ethnisch bunten, lauten und schwierigen Quartier, in dem sich der Wohnungskonzern – einzigartig im Revier – letztes Jahr gezwungen sah, die Notbremse zu ziehen und „Schwarze Sheriffs“ auf Streife zu schicken. Ist dieses Pilotprojekt geglückt? „Eindeutig ja“, urteilt Regionalleiterin Katrin Michalowski und nennt eine imponierende Zahl: „Die Beschwerden sind um fünfzig Prozent zurückgegangen.“

Müllberge und Krach bis spät in die Nacht, Junkies und Trinker – das sind hier die Hauptprobleme. Weil die Objektbetreuer, die Kümmerer vor Ort, irgendwann kapitulierten, sorgen nun breitschultrige Männer des Essener Sicherheitsdienstes „M-Sec“ für Ruhe und Ordnung – nein, nicht mit Gummiknüppel und Pfefferspray, sondern meistens schon durch ihr Respekt einflößendes Auftreten. „Wir kennen die Problemleute und strahlen Autorität aus“, sagt Issa Akili von „M-Sec“. Und fügt hinzu: „Bestimmte Problem-Ecken haben wir bereits entschärft.“

Wohnungsgesellschaft will Viertel aufwerten

Regelmäßig, besonders aber an Wochenenden und nachts, schickt „M-Sec“ zwei Mitarbeiter im Elting-Quartier auf Streife - mal im Auto, mal zu Fuß. „Weil der Sicherheitsdienst ständig präsent ist, fühlen sich besonders ältere Menschen hier weitaus besser aufgehoben“, sagt Harriet Wölki. Beschwerden von Anwohnern sind ausdrücklich erwünscht. „In jedem Hausflur sind die Security-Telefonnummern angeschlagen“, sagt Katrin Michalowski. Ergebnis: Als die Sicherheitsleute ihren Dienst vor einem Jahr aufnahmen, seien sie „von den Leuten regelrecht überfallen worden“.

Das Viertel um den Eltingplatz: Ursprünglich lebten hier überwiegend Bergleute der benachbarten Zeche. Alteingesessene trauern dieser untergegangenen Epoche mit intaktem Milieu, Nestwärme und Nachbarschaftshilfe wehmütig nach. So mancher schimpft auf die Zuwanderer und macht sie allein für die Missstände verantwortlich.

Die Wohnungsgesellschaft will den privaten Sicherheitsdienst nur als flankierende Maßnahme verstanden wissen, um das Nordviertel wieder sicher und lebenswert zu machen. Man lässt Fassaden streichen und dämmen, tauscht Nachtspeicherheizungen aus gegen Fernwärme, richtet seniorengerechte Wohnungen ein und unterstützt Leuchtturm-Projekte wie das Zwingli-Jugendhaus – eine wichtige Anlaufstelle, in der Kinder bei den Hausaufgaben betreut werden, spielen und zu Mittag essen.

Die Blücherstraße zählte bis vor kurzem zu den Brennpunkten des Viertels, auch weil dort ein Pavillon stand – ganz nach dem Geschmack von Kiffern, Junkies und Trinkern. „Seitdem wir den Pavillon abgerissen haben, ist hier Ruhe“, sagt DAI-Managerin Catrin Coners.