Essen. Reizgas ins Gesicht, ein Schlag auf den Arm und weg ist das Telefon: Meist junge Täter bestehlen derzeit in Essen ihre Opfer. Sophia Kock (19) wurde im Uni-Viertel von Gleichaltrigen überfallen, als sie auf dem Weg nach Hause war. Ein Pärchen floh mit ihrem Smartphone und ihrem Trolley.
Es war 21.08 Uhr, als die beiden Räuber zuschlugen. Das weiß Sophia Kock so genau, weil sie gerade eine Nachricht in ihr Handy tippte, als sie Opfer eines Überfalls wurde. Der ereignete sich am 21. September, aber die Täter sind noch nicht gefasst und die 19-Jährige geht nun in die Offensive, weil sie immer noch hofft, ihr Handy und ihren Rollkoffer wiederzubekommen: „Und ich möchte andere warnen, ihr Handy nicht überall unbedarft in der Hand zu halten.“
Die Polizei berichtet derzeit regelmäßig von Handyräubern. Zuletzt häuften sich Taten im Uni-Viertel oder am Hauptbahnhof. Am 20. September war es im Nordviertel (Auf der Union), wo ein junger Mann einer 20-Jährigen erst an den Haaren riss, sie mit Reizgasspray bedrohte und ihr das Mobiltelefon abnahm. „Das Diebesgut ist für die Täter ein Wertgegenstand, den sie schnellstmöglich wieder loswerden wollen und zum Kauf anbieten“, erklärt Polizei-Sprecher Marco Ueberbach. Heißt: Es geht nicht um Abzocke unter Jugendlichen, um sich selbst ein neues, teures Gerät zu beschaffen.
Reizgas im Gesicht
Täterbeschreibung
Die Täterin: ca. 18-20 Jahre alt, 1,65-1,7 m groß, schwarze, enge Kleider, schwarze Haare (Dutt). Der Komplize: ca. 18 Jahre alt, schwarz gekleidet, kurze schwarze Haare, kräftige Statur, molliges Gesicht. Ihr Aussehen wirkte laut Polizei südländisch.
Täter vom 20.9.: ca. 20 Jahre alt, begleitet von einem Mann, zwei Frauen, alle ca. 1,7 m groß, schwarz gekleidet, mit schwarzem Haar. Hinweise: 82 90
Das Smartphone von Sophia Kock war fast neu, sagt sie, die sich besonders darüber ärgert, dass in dem Trolley neben Dirndl und Kulturbeutel auch ein Laptop steckte, auf dem sie ihre Arbeiten für die Uni gespeichert hatte. Die Studentin war an dem Sonntagabend nach dem Besuch bei ihren Eltern auf dem Weg nach Hause. Sie fuhr auf der Rolltreppe aus dem U-Bahn-Schacht am Reckhammerweg (Ausgang C) nach oben, als ihr von hinten jemand plötzlich Spray ins Gesicht sprühte.
„Als ich mich umdrehte, stand da ein Mädchen in meinem Alter, schlug mir auf den Arm und schrie, ich solle mein Handy loslassen“, schildert sie. „Ich wollte es festhalten, aber mein Gesicht, die Augen und mein Hals haben furchtbar gebrannt.“ Dann entriss ein junger Mann ihr den Koffer, da half es ihr nicht, dass sie mal Verteidigungssport gemacht hat. „Es geschah so überraschend und ging so schnell“, sagt Sophia Kock, die vergeblich der Täterin folgte, sie aber in den U-Bahn-Gängen verlor. Die Gegend hat die 19-Jährige längst abgesucht. Handy und Koffer sind weg, geblieben ist das ungute Gefühl und die Angst, wenn sie am Tatort vorbei kommt.
Die Ermittlungsgruppe Jugend der Polizei ermittelt derweil auf Hochtouren, sagt Ueberbach. Die Taten zu verhindern ist indes schwierig. „Vor allem Jugendliche haben ihr Telefon permanent in der Hand“, sagt Kriminalhauptkommissar Jürgen Dahles. Damit zeigen sie offen, was sie haben. Die Handys werden immer wertvoller - die Täter mitunter abgezockter: „Da fragt einer nach der Uhrzeit, es folgt ein Schlag, also ein Überraschungsmoment und das Handy ist weg.“ Was leichtsinnig sei: Das Telefon in der Kneipe offen auf den Tisch zu legen. Dahles: „So schnell wie das gestohlen ist, kann niemand reagieren.“