Essen. Die CDU und SPD haben sich offenbar auf sechs dauerhafte Standorte für Flüchtlingsheime in Essen geeinigt. Die bleiben auch dann im Blick, wenn am alten „Kutel“-Gelände die Erstaufnahme-Einrichtung des Landes für bis zu 800 Flüchtlinge entsteht.

Noch tun sie alle recht geheimnisvoll: Nichts sei entschieden, heißt es mit Blick auf Pläne, am alten „Kutel“-Gelände in Fischlaken ein Groß-Asyl für bis zu 800 für neuangekommene Flüchtlinge zu errichten. Aber immerhin wird für den heutigen Freitag ein erstes Signal seitens des Landes erwartet. Und wer die Nöte kennt, mit der NRW-weit nach Unterbringungs-Möglichkeiten für Asylbewerber gesucht wird, der ahnt: Alles andere als grünes Licht wäre eine Überraschung.

Die lokale Politik würde sich nahezu ausnahmslos über eine solche Erstaufnahme-Einrichtung freuen, denn sie erhöht die Zahl der aufzunehmenden Flüchtlinge nicht, senkt aber die Kosten um einen zweistelligen Millionen-Betrag. Viel Geld, das die klamme Stadt an anderer Stelle gut gebrauchen kann.

Festlegungen ab nächster Woche

Weil aber selbst bei einem positiven Signal das „Kutel“-Projekt noch lange nicht unter Dach und Fach ist, sieht sich die Politik gezwungen, mit einer Alternative vorzubauen. Zwei Mal schon hat man sich mehr oder weniger um eine Entscheidung gedrückt, wo denn die 840 für erforderlich gehaltenen Asyl-Plätze dauerhaft entstehen sollen. Am kommenden Mittwoch nun wollen SPD und CDU sich endlich festlegen.

Flüchtlingsheime in Essen

Im ehemaligen Opti-Gewerbepark im Essener Westviertel ist eine Erstaufnahmestelle der Bezirksregierung Arnsberg untergebracht.
Im ehemaligen Opti-Gewerbepark im Essener Westviertel ist eine Erstaufnahmestelle der Bezirksregierung Arnsberg untergebracht. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Der Opti-Park aus der Vogelperspektive.
Der Opti-Park aus der Vogelperspektive. © Hans Blossey
Rundgang durch die Notunterkunft für Asylbewerber im Opti-Park.
Rundgang durch die Notunterkunft für Asylbewerber im Opti-Park. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Rundgang durch die Notunterkunft für Asylbewerber im Opti-Park.
Rundgang durch die Notunterkunft für Asylbewerber im Opti-Park. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Flüchtlingshelfer Bernd Brack in der Flüchtlingsunterkunft Auf'm Bögel.
Flüchtlingshelfer Bernd Brack in der Flüchtlingsunterkunft Auf'm Bögel. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Flüchtlingshelfer Bernd Brack in der Flüchtlingsunterkunft Auf'm Bögel.
Flüchtlingshelfer Bernd Brack in der Flüchtlingsunterkunft Auf'm Bögel. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Die Flüchtlingsunterkunft  Auf'm Bögel.
Die Flüchtlingsunterkunft Auf'm Bögel. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Asylbewerberheim in Kupferdreh-Dilldorf.
Asylbewerberheim in Kupferdreh-Dilldorf. © Olaf Fuhrmann / WAZ FotoPool
Asylbewerberheim in Kupferdreh-Dilldorf.
Asylbewerberheim in Kupferdreh-Dilldorf. © Olaf Fuhrmann / WAZ FotoPool
Anwohner der Kapitelwiese in Essen demonstrierten im Juni 2014 dagegen, dass in der ehemaligen Hauptschule  eine Behelfsunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet wird.
Anwohner der Kapitelwiese in Essen demonstrierten im Juni 2014 dagegen, dass in der ehemaligen Hauptschule eine Behelfsunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet wird. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Die Behelfsunterkunft für Flüchtlinge an der Kapitelwiese in Katernberg.
Die Behelfsunterkunft für Flüchtlinge an der Kapitelwiese in Katernberg. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Die Behelfsunterkunft für Flüchtlinge an der Kapitelwiese in Katernberg wird im August 2014 renoviert.
Die Behelfsunterkunft für Flüchtlinge an der Kapitelwiese in Katernberg wird im August 2014 renoviert. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Das ehemalige Schulgebäude an der Hatzper Straße wurde im Juli 2014 leergeräumt. Für die Dauer von 18 Monaten soll eine Flüchtlingsunterkunft mit 130 Plätzen hier beheimatet sein.
Das ehemalige Schulgebäude an der Hatzper Straße wurde im Juli 2014 leergeräumt. Für die Dauer von 18 Monaten soll eine Flüchtlingsunterkunft mit 130 Plätzen hier beheimatet sein. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Das ehemalige Schulgebäude an der Hatzper Straße wurde im Juli 2014 leergeräumt. Für die Dauer von 18 Monaten soll eine Flüchtlingsunterkunft mit 130 Plätzen hier beheimatet sein.
Das ehemalige Schulgebäude an der Hatzper Straße wurde im Juli 2014 leergeräumt. Für die Dauer von 18 Monaten soll eine Flüchtlingsunterkunft mit 130 Plätzen hier beheimatet sein. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Asylbewerberheim im Löwental in Essen-Werden.
Asylbewerberheim im Löwental in Essen-Werden. © Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool
Asylbewerberheim im Löwental in Essen-Werden.
Asylbewerberheim im Löwental in Essen-Werden. © Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool
Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule, Im Neerfeld.
Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule, Im Neerfeld. © Daniel Elke / WAZ FotoPool
Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule, Im Neerfeld.
Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule, Im Neerfeld. © Daniel Elke / WAZ FotoPool
Demonstration von Pro NRW gegen die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule im Oktober 2013.
Demonstration von Pro NRW gegen die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule im Oktober 2013. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Auf der Gegenseite demonstrierte damals das Bündnis
Auf der Gegenseite demonstrierte damals das Bündnis "Essen stellt sich quer". © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Flüchtlingsunterkunft an der Gerhardstraße in Essen.
Flüchtlingsunterkunft an der Gerhardstraße in Essen. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Flüchtlingsunterkunft an der Gerhardstraße in Essen.
Flüchtlingsunterkunft an der Gerhardstraße in Essen. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Flüchtlingsunterkunft an der Worringstraße in Essen.
Flüchtlingsunterkunft an der Worringstraße in Essen. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Flüchtlingsunterkunft an der Worringstraße in Essen.
Flüchtlingsunterkunft an der Worringstraße in Essen. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Flüchtlingsunterkunft an der Worringstraße in Essen.
Flüchtlingsunterkunft an der Worringstraße in Essen. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Flüchtlingsunterkunft an der  Oslenderstraße in der ehemaligen Dilldorfschule.
Flüchtlingsunterkunft an der Oslenderstraße in der ehemaligen Dilldorfschule. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Flüchtlingsunterkunft an der  Oslenderstraße in der ehemaligen Dilldorfschule.
Flüchtlingsunterkunft an der Oslenderstraße in der ehemaligen Dilldorfschule. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Gegendemo gegen eine Kundgebung von Pro NRW an der Flüchtlingsunterkunft an der Oslenderstraße im Oktober 2013.
Gegendemo gegen eine Kundgebung von Pro NRW an der Flüchtlingsunterkunft an der Oslenderstraße im Oktober 2013. © Kerstin Kokoska / WAZ FotoPool
Gegendemo gegen eine Kundgebung von Pro NRW an der Flüchtlingsunterkunft an der Oslenderstraße im Oktober 2013.
Gegendemo gegen eine Kundgebung von Pro NRW an der Flüchtlingsunterkunft an der Oslenderstraße im Oktober 2013. © Kerstin Kokoska / WAZ FotoPool
Flüchtlingsunterkunft an der Wengestraße in Essen.
Flüchtlingsunterkunft an der Wengestraße in Essen. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Flüchtlingsunterkunft an der Wengestraße in Essen.
Flüchtlingsunterkunft an der Wengestraße in Essen. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Asylbewerberunterkunft an der Dahlhauser Straße in Essen.
Asylbewerberunterkunft an der Dahlhauser Straße in Essen. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Flüchtlingsunterkunft an der  Sartoriusstraße in Essen.
Flüchtlingsunterkunft an der Sartoriusstraße in Essen. © Klaus Micke / WAZ FotoPool
Die Anwohner wehren sich im März 2011 gegen das Flüchtlingsheim an der Sartoriusstraße in Essen.
Die Anwohner wehren sich im März 2011 gegen das Flüchtlingsheim an der Sartoriusstraße in Essen. © Klaus Micke / WAZ FotoPool
Ein Asylheim (Landeseinrichtung) für bis zu 800 Flüchtlinge soll bis Ende 2015 auf dem ehemaligen Kutel-Gelände in Essen-Fischlaken stehen.
Ein Asylheim (Landeseinrichtung) für bis zu 800 Flüchtlinge soll bis Ende 2015 auf dem ehemaligen Kutel-Gelände in Essen-Fischlaken stehen. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Die Baukosten über 22 Millionen Euro trägt die Stadt, die das Haus dann ans Land vermietet. Vorteil für Essen: Die 800 Asylsuchenden werden auf das Aufnahmekontingent  der Stadt angerechnet.
Die Baukosten über 22 Millionen Euro trägt die Stadt, die das Haus dann ans Land vermietet. Vorteil für Essen: Die 800 Asylsuchenden werden auf das Aufnahmekontingent der Stadt angerechnet. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
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Nach NRZ-Informationen wartet die lokale „GroKo“ dabei mit einer Überraschung auf: Zwei der sieben von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Asyl-Standorte sollen nämlich keine Berücksichtigung finden: ein städtischer Acker an der Wallneyer Straße in Schuir, gleich neben dem Wetteramt, auf dem die Sozialverwaltung Platz für 140 Flüchtlinge sah, und eine Wiese an der Werdener Ruhrtalstraße in Höhe des Schiffsanlegers Am Staadt, geplant für 150 Asylbewerber.

Erstaufnahme-Einrichtung

Neu ankommende Asylsuchende werden in Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes registriert, durchlaufen einen Gesundheits-Check und werden über ihre Fluchtgründe befragt.

Bis zu drei Monate bleiben sie dort und werden dann nach einer exakt errechneten Quote auf ihre vorübergehende Heimatstadt verteilt.

Die Aufenthaltsgestattung erlaubt ihnen, in Deutschland zu bleiben, bis über den Asylantrag entschieden ist.

Dafür taucht in der Liste der Heime eine neue Adresse auf, an der man bis vor einigen Jahren Erfahrungen mit der Unterbringung von Flüchtlingen gesammelt hat: Lerchenstraße 111-117. Es handelt sich dabei um einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Baldeneysee, nicht weit von der S-Bahn-Haltestelle Hügel. Vier langgezogene Asyl-Unterkünfte hatte die Stadt hier einst platziert, was sich noch heute im Internet auf den Luftbildern von Google Maps besichtigen lässt.

Bei den übrigen dauerhaften Asyl-Standorten schließen sich Sozial- und Christdemokraten den Vorschlägen der Sozialverwaltung an: 100 Plätze sollen neben dem Sportplatz an der Hubertstraße 25 in Frillendorf entstehen, 100 weitere auf einer zugewucherten Wiese am Stauseebogen in Heisingen, 100 auf dem aufgegebenen Sportplatz am Pläßweidenweg in Horst und 100 auf einem Brachgelände an der Ruhrtalstraße, einen Steinwurf vom Bahnhof Kettwig entfernt.

Mehrere hundert Plätze in der Hinterhand

Und schließlich taucht auch das Areal des einstigen Milchproduktionsbetriebs „Kutel“ in der Liste auf – für den Fall, dass es mit der Erstaufnahme-Einrichtung des Landes doch nichts wird, sollen hier zumindest in geringerem Umfang Flüchtlinge vorübergehend Heimat finden.

Doch selbst wenn das vom Land finanzierte Erstaufnahme-Asyl kommt – die Liste der Dauer-Asyl-Standorte wäre damit keineswegs vom Tisch. Denn sollte der Flüchtlingsstrom anhalten, werden auch die 840 neuen Plätze irgendwann womöglich nicht mehr reichen, um die Aufnahme-Quote zu erfüllen.

Man hätte also, wenn der Ratsbeschluss am kommenden Mittwoch erfolgt, noch einmal mehrere hundert Plätze in der Hinterhand für schlechte Zeiten. Die, so scheint es mit Blick auf die Krisenherde weltweit, bleiben einem wohl erhalten.