Offenbar Einigung auf sechs Standorte für Asylheime
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Essen. Die CDU und SPD haben sich offenbar auf sechs dauerhafte Standorte für Flüchtlingsheime in Essen geeinigt. Die bleiben auch dann im Blick, wenn am alten „Kutel“-Gelände die Erstaufnahme-Einrichtung des Landes für bis zu 800 Flüchtlinge entsteht.
Noch tun sie alle recht geheimnisvoll: Nichts sei entschieden, heißt es mit Blick auf Pläne, am alten „Kutel“-Gelände in Fischlaken ein Groß-Asyl für bis zu 800 für neuangekommene Flüchtlinge zu errichten. Aber immerhin wird für den heutigen Freitag ein erstes Signal seitens des Landes erwartet. Und wer die Nöte kennt, mit der NRW-weit nach Unterbringungs-Möglichkeiten für Asylbewerber gesucht wird, der ahnt: Alles andere als grünes Licht wäre eine Überraschung.
Die lokale Politik würde sich nahezu ausnahmslos über eine solche Erstaufnahme-Einrichtung freuen, denn sie erhöht die Zahl der aufzunehmenden Flüchtlinge nicht, senkt aber die Kosten um einen zweistelligen Millionen-Betrag. Viel Geld, das die klamme Stadt an anderer Stelle gut gebrauchen kann.
Festlegungen ab nächster Woche
Weil aber selbst bei einem positiven Signal das „Kutel“-Projekt noch lange nicht unter Dach und Fach ist, sieht sich die Politik gezwungen, mit einer Alternative vorzubauen. Zwei Mal schon hat man sich mehr oder weniger um eine Entscheidung gedrückt, wo denn die 840 für erforderlich gehaltenen Asyl-Plätze dauerhaft entstehen sollen. Am kommenden Mittwoch nun wollen SPD und CDU sich endlich festlegen.
Flüchtlingsheime in Essen
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Nach NRZ-Informationen wartet die lokale „GroKo“ dabei mit einer Überraschung auf: Zwei der sieben von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Asyl-Standorte sollen nämlich keine Berücksichtigung finden: ein städtischer Acker an der Wallneyer Straße in Schuir, gleich neben dem Wetteramt, auf dem die Sozialverwaltung Platz für 140 Flüchtlinge sah, und eine Wiese an der Werdener Ruhrtalstraße in Höhe des Schiffsanlegers Am Staadt, geplant für 150 Asylbewerber.
Erstaufnahme-Einrichtung
Neu ankommende Asylsuchende werden in Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes registriert, durchlaufen einen Gesundheits-Check und werden über ihre Fluchtgründe befragt.
Bis zu drei Monate bleiben sie dort und werden dann nach einer exakt errechneten Quote auf ihre vorübergehende Heimatstadt verteilt.
Die Aufenthaltsgestattung erlaubt ihnen, in Deutschland zu bleiben, bis über den Asylantrag entschieden ist.
Dafür taucht in der Liste der Heime eine neue Adresse auf, an der man bis vor einigen Jahren Erfahrungen mit der Unterbringung von Flüchtlingen gesammelt hat: Lerchenstraße 111-117. Es handelt sich dabei um einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Baldeneysee, nicht weit von der S-Bahn-Haltestelle Hügel. Vier langgezogene Asyl-Unterkünfte hatte die Stadt hier einst platziert, was sich noch heute im Internet auf den Luftbildern von Google Maps besichtigen lässt.
Bei den übrigen dauerhaften Asyl-Standorten schließen sich Sozial- und Christdemokraten den Vorschlägen der Sozialverwaltung an: 100 Plätze sollen neben dem Sportplatz an der Hubertstraße 25 in Frillendorf entstehen, 100 weitere auf einer zugewucherten Wiese am Stauseebogen in Heisingen, 100 auf dem aufgegebenen Sportplatz am Pläßweidenweg in Horst und 100 auf einem Brachgelände an der Ruhrtalstraße, einen Steinwurf vom Bahnhof Kettwig entfernt.
Mehrere hundert Plätze in der Hinterhand
Und schließlich taucht auch das Areal des einstigen Milchproduktionsbetriebs „Kutel“ in der Liste auf – für den Fall, dass es mit der Erstaufnahme-Einrichtung des Landes doch nichts wird, sollen hier zumindest in geringerem Umfang Flüchtlinge vorübergehend Heimat finden.
Doch selbst wenn das vom Land finanzierte Erstaufnahme-Asyl kommt – die Liste der Dauer-Asyl-Standorte wäre damit keineswegs vom Tisch. Denn sollte der Flüchtlingsstrom anhalten, werden auch die 840 neuen Plätze irgendwann womöglich nicht mehr reichen, um die Aufnahme-Quote zu erfüllen.
Man hätte also, wenn der Ratsbeschluss am kommenden Mittwoch erfolgt, noch einmal mehrere hundert Plätze in der Hinterhand für schlechte Zeiten. Die, so scheint es mit Blick auf die Krisenherde weltweit, bleiben einem wohl erhalten.
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