Essen. Die Pläne der Stadt Essen für sieben neue Asylheime sorgen für Unmut: Politiker beklagen die zum Teil menschenunwürdige Unterbringung in entlegenen Massenunterkünften, Anwohner wehren sich gegen die Nutzung von Schulgebäuden.
Der Protest kam prompt: Kaum hatte Sozialdezernent Peter Renzel am Dienstag die geplanten Standorte für sieben neue Asylheime vorgestellt, formulierten Anwohner wie Politiker ihre Bedenken.
So begrüßte die Linke-Ratsfrau Gabriele Giesecke zwar, „dass die Verwaltung auch Standorte im Essener Süden benannt hat“. Lehnte aber etwa das dort gelegene ehemalige Kutel-Gelände als völlig ungeeignet ab. Problematisch sei auch der Standort Wallneyer Straße in Schuir; in solchen Randlagen sei Integration unmöglich. Auch die Ratsfraktionschefin der Grünen, Hiltrud Schmutzler-Jäger, mahnt: „Kurze Wege zu Kita, Schulen, Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten sind Grundlage für eine menschenwürdige Unterbringung.“ Leider entspreche man mit den vorgesehenen Massenunterkünften den Vorgaben von SPD, CDU, FDP, EBB.
Das hatte auch Renzel am Dienstag betont: „Die Politik weiß ja, was sie bestellt hat.“ Tatsächlich hatte sein erstes Konzept noch völlig anders ausgesehen: Mehr als ein Dutzend kleinerer Unterkünfte, meist in Wohnlagen, hatte er im Februar vorgeschlagen. Doch der Rat lehnte das Konzept ab, wünschte sich ein billigeres Asyl-Paket und verlangte, auch außerhalb von Siedlungsbereichen zu schauen. Das Ergebnis sind die entlegenen Container-Dörfer für je 100 bis 150 Personen. Neben den oben genannten Standorten zum Beispiel auf einem Schotterplatz am Bahnhof Kettwig, auf dem Gelände einer Kläranlage am Stauseebogen in Heisingen oder Am Staadt in Werden.
Info-Veranstaltungen für Anwohner nach den Ferien
Dienstagfrüh informierte Renzel die Rats-Fraktionschefs über die Pläne, nachmittags stellte sich sein Büroleiter den Fragen in der für Kettwig, Werden, Bredeney zuständigen Bezirksvertretung – hier liegen vier der sieben Standorte. Hier fühlten sich Politiker aller Parteien überrumpelt: „Warum soll das so durchgepeitscht werden“, fragte etwa Daniel Behmenburg (SPD).
Renzel verweist darauf, dass sich die neu gewählten Stadtteil-Parlamente erst dieser Tage konstituieren – eine ausführliche Beratung sei nicht mehr möglich gewesen. Denn über die neuen Asylheime soll der Rat schon nächsten Mittwoch entscheiden – sonst würde vermutlich eine Vielzahl von Flüchtlingen in Turnhallen landen. Info-Veranstaltungen mit Anwohnern werde es nach den Sommerferien geben, bis dahin behelfe man sich mit Postwurfsendungen. Ein Runder Tisch für ganz Essen, an dem Politiker, Sozialarbeiter und Kirchenvertreter sitzen, wurde aber noch am Dienstag gegründet.
Empörte Bürger haben derweil schon eigene Plattformen gefunden: In Stoppenberg arbeiten sie an einem Offenen Brief an den OB, auf der Facebook-Seite Kaiserreich Heisingen wird über das Heim am Stauseebogen debattiert. Ebenfalls im Netz wird über die als Zwischenlösung angedachten Schulen an der Hatzper Straße geklagt. „Gab es in Haarzopf und Umgebung nicht schon genug Einbrüche und Diebstähle?“, fragt da Volkes Stimme in Person von Tim E.