Essen. Der Essener Lagerist Tobias Müller hantiert so präzise mit seinem Arbeitsgerät, dass er sich für die Deutschen Meisterschaften qualifizierten konnte. Einen Tennisball zentimetergenau zu platzieren, ist für ihn kein Problem.

Als gelernter Lagerist hantiert Tobias Müller seit langem mit schweren Paletten und unhandlichem Stückgut, doch der 39-Jährige weiß auch, wie man mit dem Gabelstapler einen Tennisball zentimetergenau platziert. Solche Feinarbeit ist gefragt, wenn der Teamleiter der Essener Firma Hohendahl Display am Samstag beim Stapler-Cup, den deutschen Meisterschaften im Gabelstapeln, in Aschaffenburg antritt - als einziger Essener.

Die Kunst des Gabelstapelns wird gemeinhin unterschätzt, doch einem aufmerksamen Kollegen einer anderen Firma fiel Müllers präzise Arbeit auf: Er lud ihn vor sechs Jahren ein, bei den Regionalmeisterschaften mitzumachen und trug so dazu bei, dass Müller seinen Beruf quasi auch zum Hobby machte. Seither stapelt Müller gegen die Uhr, fährt Hindernisparcours und zeigt bei Geschicklichkeitsübungen sein Können. Nun ist er dieses Jahr, zum zweiten Mal Teilnehmer bei den deutschen Meisterschaften, nachdem er bei den Regionalmeisterschaften den zweiten Platz belegte.

Umlagern von Plastikbällen aus einer Schubkarre in eine Röhre

Auch dem nationalen Wettbewerb blickt er optimistisch entgegen und hofft auf einen Platz im Startfeld der Weltmeisterschaft: „Der Sieger und die drei Besten der Vorrunde qualifizieren sich für den Weltcup, der dieses Jahr zum ersten Mal ausgetragen wird. Ich sehe gute Chancen, dass ich auch dort mitmischen kann.“

Die Disziplinen sind vielfältig. Es geht um Schnelligkeit und um Geschicklichkeitsübungen, zum Beispiel die Umlagerung von Plastikbällen aus einer Schubkarre in eine Röhre. Das erfordert perfekten Umgang mit dem Arbeitsgerät. Am besten ist Müller an kleinen Staplern, mit denen er die Aufgaben erledigt, die viel Feingefühl und Konzentration erfordern. Das Fahren mit dem Seitenstapler hingegen, das beim Stapler-Cup ebenfalls gefordert ist, bereite ihm ein wenig Sorgen: „Damit fahre ich hier nie, also bin ich völlig ohne Übung, das könnte schwierig werden.“

„Wenn man eine Übung meistert, sind das unbeschreibliche Glücksgefühle“

Einschüchtern lässt sich der Essener Lagerarbeiter aber nicht: „Der Anreiz ist, ordentlich und sehr präzise zu stapeln und die Aufgabe in der vorgegebenen Zeit zu erledigen. Wenn man eine Übung meistert und vielleicht sogar gewinnt, sind das unbeschreibliche Glücksgefühle! Außerdem hat man die Bestätigung, dass man den Stapler perfekt beherrscht.“

Auch die Atmosphäre in Aschaffenburg wird eine andere sein, erzählt Müller. „Bei den Regionalmeisterschaften ist es immer sehr laut und es wird viel angefeuert. Das ist nichts, was einen Gabelstaplerfahrer aus dem Konzept bringen sollte.“ Hintergrundgeräusche habe er schließlich auch bei seiner alltäglichen Arbeit. „Bei den deutschen Meisterschaften ist die Stimmung dann etwas angespannter und der Druck ist enorm.“ Schon zum zehnten Mal wird übrigens am kommenden Wochenende aus dem Startfeld der besten 60 Fahrern der nationale Champion gekürt. Wer weiß, vielleicht wird es ja ein Essener.