Essen. . Wer in Essen an der A40 lebt, schaut nur auf tristes Grau? Von wegen: Rentner Johannes Sprünken hat den Grünstreifen an einer Lärmschutzwand nahe der Ausfahrt zu Huttrop in einen blühenden Garten verwandelt. Als begann damit, dass seine Frau ihn bat, ein paar Blumen vor dem Haus zu pflanzen.

Leuchtend gelbe Nachtkerzen, violettfarbener Sommerflieder, bunte Dahlien und hochgewachsene Wildrosen stehlen der stählernen Lärmschutzwand die Schau. Wäre da nicht das Rauschen der A40, man könnte den Ruhrschnellweg beim Anblick dieses kleinen Paradieses fast vergessen.

Dessen Schöpfer Johannes Sprünken lebt seit 1995 an der Hohenburgstraße, dem nördlichsten Zipfel des Südviertels an der Grenze zu Huttrop. Ganz freiwillig sei er damals nicht an die Autobahn gezogen, gibt er zu. Gut zwei Jahrzehnte hatte der 73-Jährige mit seiner Frau in Frintrop gelebt, dann kam die Eigenbedarfs-Kündigung. „Wir brauchten recht schnell eine neue Wohnung – und so landeten wie hier“, erzählt der Rentner. Seine Frau bat ihn damals darum, ein paar Blumen vor dem Haus zu pflanzen, „damit hier ein bisschen mehr Farbe ins Grau kommt“, erinnert sich Sprünken. Er beginnt mit dem kleinen Grünstreifen vor dem Mehrfamilienhaus, das heute von der Deutschen Annington verwaltet wird. Doch das reicht dem Rentner nicht, „ich wollte auch im Ruhestand etwas zu tun haben“, sagt der Elektriker.

Den Nachbarn mit ins Boot geholt

Also weitet er seinen Hobby-Garten auf den Grünstreifen entlang der A40-Lärmschutzwand aus. Erweckt dort längst verblühte Geranien, die eine Nachbarin schon aufgegeben hatte, wieder zum Leben. Oder pflanzt Azaleen ein, die für den Balkon eines anderen Hausbewohners einfach zu groß geworden waren. „Manchmal bekomme ich auch Samenkörner geschenkt, die ich einpflanze“, sagt Sprünken, der auch seinen Nachbarn Wilhelm Hoffert (75) mit ins Boot geholt hat.

„Ich lebe hier, seitdem die Häuser gebaut wurden, also seit 1968, und habe mich gefreut, als Johannes angefangen hat, hier alles ein bisschen zu verschönern“, sagt Hoffert. Mittlerweile pflegen die beiden Rentner bei gutem Wetter fast täglich ihre ihren „kleinen Grugapark“, wie sie ihn scherzhaft nennen.

Straßen.NRW spendierte nach Abriss ein paar neue Pflanzen

Vor zwei Jahren, als Straßen.NRW die A40 in den Sommerferien komplett sperrte und sanierte, wurden auch die Lärmschutzwände erneuert. „Die mussten hier leider alles platt machen“, sagt Sprünken, „haben mir aber netterweise danach Feuerdorn hier eingepflanzt.“ Der Landesbetrieb Straßen.NRW, der Eigentümer des Grünstreifens ist, habe sich über seinen Vorschlag gefreut, die Fläche zu pflegen. „Geld für Pflanzen bekommen wir aber leider nicht. Auch um das Stück vor dem Haus kümmern wir und mit einigen Parteien aus der Nachbarschaft selbst, da gibt’s keine Unterstützung von der Annington“, sagt Sprünken.

Stattdessen nehme er alles, was er an Pflanzen und Saatgut in die Finger bekomme und probiere sich dann einfach aus. „Im Frühling“, schwärmt Sprünken, „war das hier wirklich traumhaft schön“.

Ein Mieter wie alle anderen auch

Sorgen macht er sich darum, wer sein blühendes Werk fortsetzt, wenn er es nicht mehr kann. „Einige halten mich für den Hausmeister, wenn ich hier mit meiner Gartenkluft herumspaziere. Dabei bin ich genauso Mieter wie alle anderen. Das sollte doch eigentlich selbstverständlich sein, dass man sein Umfeld ein wenig pflegt.“