Essen. Eine grüne Oase mitten in der Stadt: Das Siepental zwischen Bergerhausen, Huttrop und Rellinghausen ist eines der klassischen, unkomplizierten Naherholungsgebiete, an denen Essen so reich ist. Und am Ende wartet ein Stück Industriegeschichte.
Grüne Oasen mitten in der Stadt hat Essen viele. Manche sind künstlich angelegt, andere, wie das Siepental zwischen Bergerhausen, Huttrop und Rellinghausen, sind natürlich gewachsene Erholungszonen. Parallel zur viel befahrenen Ruhrallee zieht sich das enge Tal von der Moltkestraße runter bis zur Westfalenstraße. Gewiss gibt es spektakulärere Grünflächen, die mit botanischer Vielfalt, einem breit gefächerten Freizeitangebot und netter Gastronomie aufwarten. Dennoch hat es dieses stille Stückchen Grün, das nur wenig Autoverkehr kennt, vielen Essenern schon immer angetan.
Den Spaziergang beginnt man am besten an der Siepenstraße. Vorbei an Kleingärten verliert sich der Weg auf den ersten Blick im grünen Nichts. Pfingststurm „Ela“ hat auch hier gewütet und die Bäume im dicht bewachsenen ersten Abschnitt des Tals wie Mikado-Stäbchen durcheinandergewirbelt. Jetzt sieht es ein wenig nach Urwald aus, doch nur ein paar Meter weiter öffnet sich das Tal und wird zur grünen Wiese.
Ein Spielplatz als Herzstück
Mittendrin prangt das Herzstück – der Spielplatz. Sommer wie Winter ist er Anlaufpunkt für die jungen Familien der Umgebung. Hier können Kinder ungestört Radfahren lernen, ohne dass die Eltern ständig „Achtung“ rufen. Früher, so erinnert sich Anwohner Johannes Limbach, weideten hier Schafe. Auch ein altes Fachwerkhaus stand mitten auf der Wiese, „aber das wurde Ende der 1950er Jahre abgerissen“.
Spaziergang durch das Siepental
Oberhalb haben sich seit neuestem Freunde des urbanen Gärtnerns – besonders in Großstädten ein verbreiteter Trend – ein Stückchen Land gesichert. Wild und verwunschen sieht es hier aus: Statt gerade gezogener Beete wuchert das Unkraut neben Tomaten und Erdbeerpflanzen. Vom Ast baumelt eine Gebrauchsanweisung fürs Gärtnern; jeder, der mag, kann sich im Jäten oder Umgraben versuchen. Unter einem Baum lädt ganz nonchalant eine zusammengewürfelte Sitzgruppe ein. „Jeder kann sich hier einbringen, wie er will“, sagt Petra Fiedler, die als Sprecherin der Gruppe fungiert.
Gasthäuser haben ihre Pforten geschlossen
Weiter geht es vorbei an sumpfigen Wiesen und kleinen Hainen, es riecht nach nassem Gras, Holz und Erde. Dann taucht die erste Straße auf. An ihrer Ecke steht das Gasthaus Zum Siepen, das allerdings schon länger seine Pforten geschlossen hat. Genauso wie der gegenüberliegende Schwan. In einem hübschen Fachwerkhaus untergebracht, war das Restaurant in den 1980er Jahren mal ein Geheimtipp. Jetzt ist es seit einigen Monaten verlassen und steht zum Verkauf.
Das Buch zur Serie erscheint spätestens Ende Oktober
Essen entdecken - von Beginn an hatten wir die Idee, aus der Serie in der Zeitung anschließend ein Buch zu machen. Angespornt und bestätigt fühlen wir uns dabei durch Sie, liebe Leserinnen und Leser. Viele von Ihnen haben uns wissen lassen, dass die Serie Ihr Interesse traf, manche fragten schon, wann denn das Buch erscheint. Inzwischen sind die Vorbereitungen soweit gediehen, dass wir eine Zusage machen können: Ende Oktober spätestens wird das Buch über die 100 besonderen Essener Orte im Buchhandel und in den Leserläden der Funke-Mediengruppe zu kaufen sein. Natürlich werden wir den genauen Erscheinungstermin nennen, sobald wir ihn kennen. Das Buch wird ca. 240 Seiten stark sein und viele Fotos enthalten. Die Texte haben wir überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Rechts ist schon mal das Titelbild zu sehen. Erscheinen wird es im Klartext-Verlag zum Preis von 14.95 Euro.
Es scheint stellenweise fast, als wäre das Siepental in Vergessenheit geraten, was im Sinne ruhesuchender Spaziergänger gar kein Fehler sein muss. Auch im unteren Teil des Tals hört man erst mal nichts von der näher kommenden Westfalenstraße. Die Hänge rechts und links, aus denen hier und da Dächer rauslugen und halb verfallene Treppen an zugewachsenen Gartenpforten enden, halten die Geräusche der Großstadt zurück.
Am Ende des Siepentals angekommen, wartet ein Stück Essener Geschichte: von der ehemaligen Dinnendahl’schen Fabrik an der Kunstwerkerstraße ist noch die sehr ansehnliche Fassade der Maschinenhalle stehen geblieben. Wo einst Dampfmaschinen, Grubenventilatoren und Luftkompressoren für den Bergbau hergestellt wurden, gibt es nun schicke Loft-Wohnungen. Es war eines der ersten Projekte dieser Art in Essen – auch dies ein Zeichen des viel beschworenen Wandels im Ruhrgebiet.
Alle Folgen unserer Serie "Essen entdecken - 100 besondere Orte", alle Bildergalerien zur Serie und eine interaktive Stadtkarte mit allen Orten finden Sie auf unserer 100-Orte-Spezialseite