EssenHaarzopf. . Ein Ehepaar aus Haarzopf und der Bürgerverein fürchten mit Neubauten im Bereich der Siedlung im Stubertal um die Zerstörung des typischen Umfelds. Sie fordern eine Gestaltungssatzung von der Stadt, um möglichem Wildwuchs vorzubeugen. Im Planungsamt ist das Problem auch von anderen Stellen bekannt.

Stiefmütterchen blühen in einem gepflegten Vorgarten, auf der ruhigen Straße haben Kinder ihre Kreativität in Kreide ausgelebt. Vom Dachgeschoss Carolin Wolfs im Stubertal hat man einen weiten Blick ins Grün, das idyllische Siepental ist keine Gehminute entfernt. Keine Frage: In der Siedlung rund um die Straße am Ehrenfriedhof ist die Welt noch in Ordnung. Man kennt und grüßt sich auf der Straße, fast jeder hier hat einen Hund und ein großes Stück Grün hinterm Haus.

„Wir möchten diesen Siedlungscharakter erhalten“, sagt Carolin Wolf, die sich gemeinsam mit ihrem Mann Rainer Oberkötter für eine Gestaltungssatzung einsetzen möchte. Hintergrund ist das aktuelles Neubauvorhaben eines Investors aus Dinslaken am Schlingmannsweg. Stand dort zuvor noch ein Einfamilienhaus mit typischen Ruhrsandstein-Elementen und großer Grünfläche wie im Rest der Siedlung, entsteht dort nun ein Mehrfamilienhaus, das fast die gesamte Grundstücksfläche einnimmt. „Wir wollen hier keine zweite neue Mitte“, sagt Carolin Wolf. Ein paar Meter weiter im Stubertal wurde vor einiger Zeit ein alter Kotten abgerissen, auch dort plant der Investor einen modernen Neubau, der Platz für mehrere Familien bietet. „Wohlfühlen in Haarzopf“ wirbt er auf einem großen Schild für die 83 bis 127 Quadratmeter großen Wohnungen.

Moderne Architektur

Rainer Oberkötter lacht über den Slogan, der im ein Stück Wohlfühl-Qualität nehmen würde: „Viele der Nachbarn hier habe ihre schönen Altbauten, die zu einem Großteil um 1930 erbaut wurden, aufwendig saniert. Es wäre schade, wenn das durch den Generationenwechsel jetzt sukzessive zerstört werden würde.“ 2006 hatte das Paar den Altbau im Stubertal gekauft und selbst aufwendig erhalten. Unterstützung wurde ihnen bereits vom Bürgerverein Haarzopf/Fulerum zugesagt, der eine Gestaltungssatzung begrüßen würde, wie Vorsitzender Hans Zilles in einer Stellungnahme schreibt.

Wenig Hoffnung auf Erfolg macht hingegen Ronald Graf, Leiter des Amts für Stadtplanung und Bauordnung. Um eine Gestaltungssatzung wie etwa in der Zechenkolonie Carl Funke in Heisingen auf den Weg zu bringen, seien eindeutige Gestaltungsmerkmale notwendig. Das sei im Stubertal und den umliegenden Straßen jedoch nicht gegeben: „Die Siedlung ist eher heterogen. Im Fall Carl Funke etwa weisen alle Häuser die gleichen Türen, Fenster und Bauweise auf. Dort liegen die Fakten anders“, sagt Graf.

Das Thema ist für ihn nicht neu: Auch an anderen Stellen im Süden wie etwa an der Alinenhöhe in Fischlaken oder am Brucker Holt in Bredeney seien moderne Neubauten vielen Anwohnern ein Dorn im Auge: „Wir haben das zurzeit an vielen Ecken. So lange sich das neue Gebäude aber baurechtlich in die Umgebung einfügt, spricht meist nichts dagegen“, sagt Graf. Hinzukomme, dass die energetische Sanierung bestehender Gebäude oftmals teurer und aufwendiger sei als ein Neubau, der modernen Ansprüchen gerecht wird. Graf: „Die Architektur ändert sich eben im Laufe der Jahre. Das ist Zeitgeist, der da gebaut wird.“