Essen. Stadt schließt kurzfristig Sportanlage in Frintrop und öffnet sie jetzt wieder. Schüler müssen immer weitere Wege zurücklegen. Politik attestiert der Verwaltung „erhebliche Koordinierungsmängel“. Mit Sportvereinen war nicht gesprochen worden. Halle in Steele bleibt für immer dicht.

In Steele benötigt eine Hauptschule ihr Zweitgebäude nicht mehr, also wurde es geschlossen, und die benachbarte Turnhalle gleich auch. In Frintrop schloss eine Grundschule, also hielt die städtische Immobilienwirtschaft auch die Turnhalle für einen Schließungsfall. Nur: Den Sportvereinen, die bis zuletzt dort trainiert hatten, sagte man erst ganz kurz vor den Ferien Bescheid, dass ihr Domizil nach den Ferien nicht mehr zur Verfügung stehe.

Das sorgte im Sommer für einige Unruhe, von „erheblichen Koordinierungsmängeln“ ist die Rede, die herrschten zwischen Immobilienwirtschaft, Schul- und Sportverwaltung und den Vereinen. Ein entsprechender, gemeinsamer Antrag von SPD und CDU in der nächsten Ratssitzung soll solche Wiederholungen künftig ausschließen: Künftig solle, fordern die zwei Parteien, vor Schließung einer Anlage den zuständigen Gremien Bescheid gegeben werden. Den Grünen geht das nicht weit genug, denn dass kurzfristig informiert werden muss, stehe ohnehin schon in der Betriebssatzung des Essener Sportbundes, argumentiert die Grünen-Fraktions-Chefin Hiltrud Schmutzler-Jäger. Sie fordert „eine langfristige Planung, die stadtweit fachbereichsübergreifend ineinander übergeht“. Dazu sei es notwendig, überhaupt erst mal den Bestand zu dokumentieren an Sportanlagen, vor allem, was die Erhaltungs-Chancen und den baulichen Zustand angehe.

Beseitigt das Turnhallen-Problem nicht

Eine solche Dokumentation ist dem Vernehmen nach längst in Arbeit, doch das beseitigt das Turnhallen-Problem der Stadt nicht, das größer wird, je mehr Schulgebäude für immer dicht gemacht werden. An 86 Grundschulen findet derzeit Unterricht statt, fünf von denen laufen bald aus, das heißt: Die nächsten Sportstätten sind längst mit Fragezeichen versehen.

In Rüttenscheid fahren einige Maria-Wächtler-Gymnasiasten seit neuestem nach Stadtwald, in die Halle der Gesamtschule Süd, weil woanders kein Platz mehr war für den Sportunterricht. Und dass Turnhallen, deren Spielfeld mit Trennwänden in drei Teile gestückelt werden kann, mittlerweile zeitgleich drei Schulklassen verkraften müssen, zeitgleich gilt derzeit dem Vernehmen nach hier und da nicht mehr als Ausnahme, sondern als Standard.

Schließung der Hallen in Steele und Frintrop

Die Schließung der Hallen in Steele und Frintrop war dann auch Thema im Verwaltungsvorstand, der Stadtspitze, und am Dienstag wurde am Nachmittag kundgetan: Die Halle in Frintrop, die früher zur Walter-Pleitgen-Schule gehörte, bleibt unbefristet geöffnet. Muss sie wohl auch: Mit Geld aus dem „Konjunkturpaket II“ wurde sie für 700.000 Euro saniert, erinnert sich der Sportausschuss-Vorsitzende Klaus Diekmann. Öffentliches Geld bedeutet „Zweckbindung“ für viele Jahre – wer eine mit Steuergeld renovierte Halle anders nutzen will, muss das Geld zurückzahlen. „Mit den Vereinen, die die Halle nutzen, werden Verhandlungen mit dem Ziel einer kostensenkenden eigenverantwortlichen Nutzung geführt“, heißt es etwas kryptisch in einer Mitteilung der Stadt, die Frintroper Halle betreffend. Die Halle in Steele an der Straße Neuholland bleibt jedoch dicht. Sie hat noch nicht mal eine eigene Heizung. Dass Sportvereine sie jemals selbst bewirtschaften könnten, gilt als ausgesprochen unwahrscheinlich.