Essen-Rüttenscheid. Das Angebot eines noch unbekannten Investors für das Gelände der ehemaligen Hochschule und die Sportstätte des Vereins für Gesundheitssport (VGSU) hat die Vorstellungen des Bau- und Liegenschaftsbetriebs, übertroffen. Der VGSU muss nun 135.000 Euro zusätzlich aufbringen.
Die Befürchtungen des Vereins für Gesundheitssport der Uni Duisburg-Essen (VGSU) sind wahr geworden: Ein offenbar schwergewichtiger Investor hat den VGSU im Bieterverfahren um die rund 3000 Quadratmeter große Sportstätte an der Henri-Dunant-Straße um 135.000 Euro überboten. Dem Vernehmen nach könnte der namentlich noch nicht bekannte Investor, der wohl aus Düsseldorf stammt, auch den Zuschlag für das Gelände der ehemaligen Pädagogischen Hochschule erhalten.
„Beide Angebote haben unsere Vorstellungen übertroffen. Da das Verfahren aber noch läuft und der Kaufvertrag noch nicht unterschrieben ist, wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine weiteren Details nennen“, so Armin Lövenich, Niederlassungsleiter des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB), bisheriger Eigentümer der Fläche.
Allbau gespannt auf Ergebnisse
Beim VGSU, der die Sport- und Schwimmhalle mit Hausmeisterhaus für 315.000 Euro hatte kaufen wollen, schrillen die Alarmglocken. Da dem Verein ein Vorkaufsrecht eingeräumt wurde, verlängerte der BLB die Angebotsfrist für den Verein mit mehr als 2000 Mitgliedern bis Ende September. „Wir haben nun sechs Wochen Zeit, um mit unserem Mitbewerber gleichzuziehen. Diese 135.000 Euro werden uns am Ende für die dringend notwendige Sanierung fehlen“, so VGSU-Vorsitzender Jürgen Schmagold. Einen Hoffnungsschimmer sehe er dennoch, da der Investor bereits den Kontakt gesucht habe: „Ende des Monats treffen wir uns zu Gesprächen. Man hat uns Kooperationsbereitschaft versichert. Dennoch hat es nun oberste Priorität, das Geld zusammenzubekommen. Aus diesem Grund haben wir ein Spendenkonto eingerichtet.“ Zudem wolle man in den nächsten Tagen an Stiftungen herantreten, um kurzfristig Mittel zu sammeln. Könne man die Fläche nicht kaufen, blicke er mit dem Verein in eine ungewisse Zukunft. Auch der Essener Sportbund hatte versichert, dass es für den VGSU, bei dem vor allem Senioren und rehabedürftige Menschen Sport treiben, in der Stadt keine alternative Fläche gebe.
Beim Allbau, der gemeinsam mit einer Investorengruppe ebenfalls seinen Hut für die Entwicklung der Fläche in den Ring geworfen hatte, sieht man das Konkurrenz-Angebot kritisch: „Meiner Meinung nach ist das Verfahren noch längst nicht abgeschlossen. Zwar führt der BLB zunächst Gespräche mit dem Meistbietenden. Bei den immensen Summen, die uns zu Ohren gekommen sind, frage ich mich jedoch, wie ein Entwickler das tatsächlich wirtschaftlich stemmen will. Außerdem hat die Stadt an dieser Stelle noch gar kein Baurecht geschaffen. Wir warten also gespannt auf die Verhandlungs-Ergebnisse“, so Allbau-Chef Dirk Miklikowski.
Sonderstellung des VGSU berücksichtigen
Von politischer Seite hatten die Landtagsabgeordneten Thomas Kufen (CDU) und Peter Weckmann (SPD) bereits im Vorfeld bei NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans für das Thema sensibilisiert. „Das Land hat den VGSU schließlich 2007 selbst als Behindertensportverein des Jahres ausgezeichnet. Der BLB hatte dem Verein auch den Abschluss eines langfristigen Mietvertrags angeboten, was dieser jedoch ablehnte, da er das Gelände kaufen wollte“, so Peter Weckmann. Aktuell sehe er für sich als Abgeordneten keine Chance, auf das Verfahren Einfluss zu nehmen. „Gerne biete ich mich aber als Vermittler an, wenn der Kauf in trockenen Tüchern ist“, so Weckmann. Auch Thomas Kufen hatte in einem Schreiben an Walter-Borjans appelliert, die besondere Stellung des VGSU für die Vereinslandschaft in Essen zu berücksichtigen.
„Im Falle einer Veräußerung an einen Dritten müsste der VGSU seine Arbeit einstellen, obwohl er eine vorbildliche Leistung im Bereich des Behindertensports leistet“, heißt es in dem Schreiben von Ende Juli.
Verlust wäre eine Katastrophe
Der Verlust der VGSU-Sportstätte wäre in Zeiten, in denen sich die Städte Integration und Inklusion auf die Fahnen schreiben, für Essen eine Katastrophe. Dessen sind sich wohl auch alle Beteiligten bewusst. Eingeschlossen der Investor, der umgehend den Kontakt zum Verein suchte. Er wird kaum das Fundament für einen Ruf als renditesüchtiger Baulöwe legen wollen, der einen Behinderten-Sportverein zum Aus zwang. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb ist zwar an das Vergaberecht gebunden, räumte dem Verein aber immerhin eine verlängerte Frist bis Ende September ein. Vereinsmitglieder sind bereits aktiv geworden, schrieben sogar Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an. Es ist auch am Land, dem Verein eine Perspektive zu bieten. Lob und Auszeichnungen allein werden dabei nicht ausreichen.
Wer spenden möchte, kann das unter dem Stichwort „Erhalt der Sportstätte“ auf folgendes Konto tun: Sparda-Bank West eG; Konto Nr. 529925, BLZ 360 605 91 oder IBAN DE90360605910000529925; BIC GENODED1SPE.