Essen. . Als Homosexueller wurde man im Dritten Reich von den Nazis genauso verfolgt wie Juden oder Schwerbehinderte. Alfred Quaas war schwul und starb mit 52 Jahren im KZ Dachau. Eine Gedenktafel soll dort nun an den Essener erinnern. Dafür macht sich Jürgen Wenke vom verein Rosa Strippe stark.
Alfred Quaas war ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft. Er legte eine Karriere nach dem Muster „vom Tellerwäscher zum Millionär“ hin: er begann als Kellnerlehrling, wurde später Abendkellner, dann Serviermeister und schließlich 1940 Hotelgeschäftsführer des Hotels „Handelshof“ in Essen. Man kann also durchaus sagen, dass er erfolgreich war. Doch er war auch homosexuell.
Als solcher hatte er wie viele andere im „Dritten Reich“ mit den Repressionen des Nazi-Regimes zu kämpfen. Am Dienstag, 28. Oktober 1941 setzte die Essener Polizei seinem Leben in Freiheit ein Ende. Er wurde wegen seiner Homosexualität verhaftet, am 5. Dezember des gleichen Jahres kam er ins Konzentrationslager Buchenwald. Dort wurde aus Alfred Quaas „Nummer 4752“. Er wurde als Mitglied der Strafkompanie zu schwerer körperlicher Arbeit gezwungen.
Nur seine Geldkarte blieb
Etwa ein halbes Jahr später, am 6. Juli 1942 wurde er erneut deportiert. Bereits schwer erkrankt, brachte man ihn nach Dachau. Zehn Tage später starb er dort, offiziell an „Versagen von Herz und Kreislauf“. Alfred Quaas, geboren 1889 in Böhlen, wurde nur 52 Jahre alt. Außer einer Unterschrift auf einer Geldkarte in Buchenwald blieb nichts, was an ihn erinnerte. Etwa 72 Jahre nach seinem Tod soll dies eine Gedenktafel im KZ Dachau ändern. Dahinter steht Jürgen Wenke, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Vereins „Rosa Strippe“ aus Bochum, der sich für Homosexuelle engagiert und sich auch für das Gedenken an die Opfer der NS-Zeit einsetzt. „Ich recherchiere bereits seit 1982 zu dem Thema“, sagt Wenke. Seine Erkenntnisse haben unter anderem bereits zur Verlegung mehrerer „Stolpersteine“ im Ruhrgebiet geführt, vor dem Handelshof erinnert seit 2011 auch einer an Alfred Quaas.
Die Gedenktafel, die am 15. September in Dachau angebracht wird, erinnert neben Quaas auch an Friedrich Wilhelm Erdmann aus Witten und Alfred Kremer aus Wuppertal, zwei andere Homosexuelle, die in Dachau starben. „Wenn Ende des Jahres der Stolperstein für Erdmann gelegt wird, wird an alle drei in ihren letzten Heimatorten erinnert“, erklärt Wenke. Deswegen habe man beschlossen, dass es nun Zeit sei, auch in Dachau an das Schicksal der drei Männer zu erinnern. Tatsächlich ist die Tafel die erste im ehemaligen Konzentrationslager, die an namentlich genannte homosexuelle Opfer von Dachau erinnert. Unterstützt wird das Projekt von den Städten, in denen die drei Männer lebten. Außerdem beteiligt sich Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz mit einer Patenschaft.
„So eine Tafel ersetzt gewissermaßen den Grabstein“, sagt Jürgen Wenke. So wird in Zukunft auch mehr von Albert Quaas geblieben sein als nur eine Unterschrift.