Essen. Viele Überwachungskameras in U-Bahnhöfen und an Haltestellen sind in Essen nur zeitweise in Betrieb. Im nächsten Jahr schaltet die EVAG aber dauerhaft auf Aufnahme.

Hunderte Überwachungskameras sind in den U-Bahnhöfen und an besonders stark frequentierten Haltestellen der Evag installiert. Sie sollen für mehr Sicherheit sorgen und Vandalen fernhalten. Doch viele Kameras bleiben die meiste Zeit abgestellt – sie sind „off the record“. Menschen mit blinder Zerstörungswut hätten dann leichtes Spiel, unerkannt zuzuschlagen. Das einzige Risiko besteht für sie darin, dass sie mit bloßem Auge nicht erkennen können, ob die Kamera läuft – oder nicht.

Die Datenflut wäre einfach zu groß, wenn die Evag alles ständig aufzeichnen lassen würde. Das ist mit der alten Technik nicht zu machen. Ein Problem, das nicht nur die Evag, sondern auch andere Verkehrsbetriebe in NRW betrifft.

Alles läuft über Compuersteuerung

Und das auf Dauer nicht hinnehmbar ist. Weil eine Kamera im „Stand-by-Modus“ für die Beweissicherung und Gefahrenabwehr letztlich nutzlos ist. Die Verkehrsgesellschaft weiß das. Und rüstet auf. Im Laufe des nächsten Jahres wird für 2,5 Millionen Euro nicht nur die Zahl der Kameras von 250 auf 600 aufgestockt sein - sie bleiben dann auch alle uneingeschränkt eingeschaltet, 72 Stunden lang, danach werden die Sequenzen automatisch gelöscht, beginnt der Aufnahme-Zyklus von Neuem.

Möglich wird das dadurch, dass auf dem Markt wesentlich größere Speicherkapazitäten zu einem inzwischen deutlich günstigeren Preis angeboten werden. Deshalb kann es sich die Evag künftig leisten, immer im Aufnahmemodus zu bleiben. Bisher entscheidet in der Regel ein Computer nach dem Zufallsprinzip, welche Kameras in der Leitstelle aufgeschaltet werden, in der der Mitarbeiter am Infoplatz das Geschehen auf dem Bahnsteig auf seinem Monitorbildschirm verfolgt. Das Gerät zeichnet erst in dem Moment auf, wenn eine Verbindung zur Leitstelle hergestellt ist. Sieht der Evag-Mitarbeiter nichts Besonderes, wechselt der Computer zur nächsten Kamera.

Videokamera in erster Linie für die Strafverfolgung

Mit diesem Roulette ist es nächstes Jahr endgültig vorbei. Von der permanenten Bildaufzeichnung verspricht sich die Essener Verkehrsgesellschaft zum einen, dass Vandalen stärker als bisher abgeschreckt werden und beruft sich dabei auf positive Erfahrungen in videokontrollierten Bussen. Zum anderen „wollen wir das subjektive Sicherheitsgefühl unserer Fahrgäste erhöhen“, betont Evag-Sprecher Olaf Frei und fügt gleich hinzu, dass die „Angst vor der öffentlichen Fahrt“ unberechtigt sei. Gerade mal 60 Tätlichkeiten unter Fahrgästen werden pro Jahr registriert. Frei: „Gleichwohl bemerken unsere Fahrer, dass das Klima rauer geworden ist. So haben zum Beispiel die Beschimpfungen zugenommen.“

Wer sich prügeln will, lässt sich kaum durch eine Kamera davon abhalten. Die Videokontrolle ist da eher für die Strafverfolgung nützlich. Allerdings kann die Evag künftig mit ihrem so genannten „intelligenten Aufzeichnungskonzept“ sich anbahnende gefährliche Situationen möglicherweise doch noch rechtzeitig entschärfen. Denn sie greift auf eine vom baden-württembergischen Unternehmen „Securiton“ entwickelte Software zurück, die die aufgezeichneten Videobilder in Sekundenschnelle analysiert und Alarm auslöst, wenn sich beispielsweise Personen auf dem Gleis befinden oder der Bahnsteig überfüllt ist.