Essen.

Seit einiger Zeit sind sie ein Paar, aber jetzt schon seit neun Monaten getrennt. Am Montag sahen sie sich wieder. Vor der Jugendstrafkammer am Landgericht Essen sind sie wieder ein Paar, beide angeklagt wegen schweren Raubes.

In nur zwei Wochen sollen die beiden im November vergangenen Jahres eine Raubserie in Essen und Gelsenkirchen durchgeführt haben. Die 22-Jährige aus Schalke soll vor den meisten Taten die Spielhallen ausgespäht haben, um zu gucken, wie viele Kunden da sind. Wenn die Gelegenheit günstig erschien, soll der 20-Jährige aus der Gelsenkirchener City zur Tat geschritten sein.

Maskiert und bewaffnet

Maskiert und bewaffnet soll er die Kassiererin in drei Spielhallen auf der Horster Straße und drei weiteren in Essen-Kray bedroht, ihnen manchmal die Gaspistole an den Kopf gehalten haben. Anschließend sperrte er sie oft im WC ein. Beute: insgesamt rund 6000 Euro. Eher bürgerlich und wenig räubertypisch erscheint es, dass er seiner Freundin als Beuteanteil einmal 500 Euro aufs Konto überwies.

Beide gestehen die Anklagepunkte im Kern. Sie will aber nicht gewusst haben, dass er anschließend raubte. Und er will von einem Libanesen, der ihm wegen Spielschulden Geld geliehen hätte, zu den Überfällen gezwungen worden sein. Die Kripo glaubt nicht an dessen Existenz. Ein Beamter vermutet eine Idee, die im Knast geboren wurde: „Damals saß ein anderer Mann wegen eines Lidl-Überfalls ein. Der hat auch von einem Araber gesprochen.“

Angeklagter plötzlich jünger

Dass das Verfahren vor der III. Jugendstrafkammer in Essen stattfindet, liegt am neuen Alter des Angeklagten, der wie seine Freundin gut integriert ist und eine Ausbildung absolviert. Ursprünglich vor dem Erwachsenengericht angeklagt, hatte der vor zehn Jahren aus dem Irak eingereiste Angeklagte auf die Frage des Psychiaters angegeben, sein Vater habe damals ihn und alle sechs Geschwister in den Papieren zwei Jahre älter gemacht. Ärztliche Untersuchungen mit Röntgenaufnahmen bestimmter Knochen stuften das als wahrscheinlich ein. Seitdem ist der junge Mann zwei Jahre jünger. Probleme, dass er jetzt eine zwei Jahre ältere Freundin hat, scheint er nicht zu haben. Weil er inhaftiert ist, bat er am Ende des ersten Prozesstages, ein paar Worte mit seiner Mitangeklagten zu wechseln.