Essen-Borbeck/Heisingen. Die in Borbeck gegründete Parfümerie-Kette Mikus bietet großen Filialisten seit 1968 die Stirn. Ihr Erfolg ist dabei stark an die Stadtteilentwicklung gebunden – in Heisingen musste die Familie nun die Segel streichen.
„Mikus“ – dieser Name ist untrennbar mit Borbeck verbunden. Dort steht das Stammhaus der Parfümerie- und Fotokette, die 1968 an der Marktstraße gegründet wurde und seither den Parfümerie-Filialisten die Stirn bietet. Mikus steht dabei exemplarisch für den Essener Mittelstand, der es in manchen Stadtteilen zunehmend schwer hat.
„Mein Mann und ich haben mit viel Arbeit und Ehrgeiz das Unternehmen aufgebaut und konnten schnell expandieren“, erinnert sich Eveline Mikus. 15 Filialen betrieb Mikus in seiner Hoch-Zeit; nicht nur in Essen, sondern im ganzen Ruhrgebiet. Ein Schwerpunkt, den das mittelständische Unternehmen bewusst setzte, waren die Vorstädte. „Wir wollten dort auch so was wie ein Kommunikationszentren sein“, so Eveline Mikus.
"Das ist leider kein Irrtum"
Neben Borbeck ist Mikus heute noch in Kupferdreh, Werden, Kettwig und Heiligenhaus vertreten. Erst im Frühjahr wurde nach über 30 Jahren das Geschäft in Heisingen geschlossen. „Es hat sich schon lange nicht mehr gerechnet“, sagt Tochter Claudia Mikus, die das Unternehmen in zweiter Generation leitet, „wenn uns nicht das Haus gehören würde, dann wären wir schon viel früher gegangen.“ Derzeit suche man nach einem geeigneten Käufer für die Immobilie. „Wir wollen es an jemanden verkaufen, der ein gutes Konzept für Heisingen mitbringt. Deswegen lassen wir uns Zeit.“
Nun könnte man meinen, gerade in Heisingen sei die Kaufkraft groß. „Das ist leider ein Irrtum“, so Claudia Mikus. Was viele nicht wissen: In der Parfümeriebranche können sich nicht die Händler die Produkte aussuchen, sondern es funktioniert umgekehrt: „Namhafte Parfümeriehersteller inspizieren regelmäßig die Läden, das Umfeld, schauen sich den Umsatz an und entscheiden dann, ob wir sie verkaufen dürfen.“ In Heisingen hätten viele abgewinkt. „Das ist bitter aber wahr.“
Billigläden und Dreck schrecken ab
Auch in Borbeck schauen die Hersteller genau hin. „Da gibt es Punktabzüge für benachbarte Billigläden, schmutzige Straßen, das Interieur des Geschäftes“, sagt Claudia Mikus, die als überzeugte Borbeckerin die Entwicklung ihres Stadtteils mit Argusaugen verfolgt und sich dort engagiert. „Das ist nicht einfach. Ich renne oft gegen Wände an - besonders bei den Stadtpolitikern.“ Immer wieder mahnt sie die Sauberkeit im Stadtteil an. „Wir haben den dreckigsten Bahnhof, das ist eine Schande.“
Vieles stößt ihr sauer auf: „Da werden schöne Bänke aufgestellt, aber rundherum werden die Straße und der Platz nur unzureichend gesäubert“. Große, von Schülern hübsch bemalte Mülleimer, verschwinden ersatzlos und ohne erkennbaren Grund, „und die Stadt stellt erst nach heftiger Intervention neue auf“. Kein Geld heißt das Totschlagargument.
Bürgerbus bei großen Baustellen
Ein weiteres Beispiel für die fehlende Unterstützung durch die Stadt seien die großen Straßenbaumaßnahmen: „Wir Geschäftsinhaber werden in den seltensten Fällen in die Planung einbezogen, bekommen aber die Konsequenzen schmerzlich zu spüren.“
Ihr Vorschlag, bei großen Baustellen einen Bürgerbus einzurichten, der die Kunden einsammelt und zu den Geschäften bringt, scheitert – natürlich – an den Finanzen. „Eigentlich ist das ein Unding: Wir Mittelständler zahlen die meisten Steuern, stellen die meisten Ausbildungsplätze und werden dennoch so wenig unterstützt“, bedauert sie.