Essen. Aus Essen nimmt dieses Jahr kein Unternehmen an der „Langen Nacht der Industrie“ teil. Dabei wollte die Wirtschaftsförderung das Format stärker nutzen, um für das produzierende Gewerbe in der Stadt zu werben. Sucht man nach Antworten für die Nicht-Teilnahme, bleiben die Erklärungen vage.
Am 23. Oktober abends öffnen 65 Unternehmen an Rhein und Ruhr ihre Tore und gewähren Besuchern einen Blick in ihre Produktion. Die „Lange Nacht der Industrie“ findet dann zum vierten Mal in der Region statt – doch zum ersten Mal ohne Essener Beteiligung. Im vergangenen Jahr nahm zumindest noch die Aluhütte Trimet teil. Von dort heißt es lediglich: „Wir machen mal eine Pause.“
Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Essen, die zu den Trägern der Veranstaltung gehört, sieht man diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Man hätte natürlich gerne, dass auch die hiesigen Unternehmen solche Chancen stärker zur Imagepflege nutzen. Auf der anderen Seite stellt man sich mittlerweile die Frage, warum das Konzept in Essen nicht greift.
„Grundsätzlich sind die Unternehmen überhaupt nicht abwehrend, wenn es darum geht, sich zu öffnen“, sagt Heinz-Jürgen Hacks, Geschäftsführer bei der IHK für den Bereich Industrie. Beim diesjährigen Maschinenbautag der IHK habe es beispielsweise eine neue Rekordbeteiligung gegeben. Und viele Unternehmen in Essen bieten ohnehin eigene Führungen für Interessierte an.
Image der Industriebetriebe soll verbessert werden
Warum dann aber zur Industrienacht die Lichter in Essen aus bleiben? Sucht man nach Antworten, bleiben Erklärungen vage: Liegt es am Zeitpunkt der Führungen, die später am Abend stattfinden und somit zu einer Zeit, in der in vielen Unternehmen nicht mehr gearbeitet wird? Liegt es daran, dass es in Essen nur noch wenige große Unternehmen und somit potenzielle Teilnehmer gibt? Spielt auch der Preis eine Rolle, den die Firmen an den Veranstalter – eine Hamburger Agentur – für die Organisation zahlen müssen?
Die jüngste Entwicklung dürfte auch bei der Essener Wirtschaftsförderung für Nachdenken sorgen. Sie hat gerade einen Entwurf für ihren „Masterplan Industrie“ vorgelegt. Mit diesem Plan will man das produzierende Gewerbe in der Stadt wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Dazu gehört auch das Ziel, das Image der Industriebetriebe in der Stadt zu verbessern. Deshalb heißt es in einem Punkt des Konzeptes: „Die Lange Nacht der Industrie soll ausgebaut werden.“
Masterplan Industrie ist noch nicht in Stein gemeißelt
„Richtig viel Spaß habe ich nicht daran“, gibt Heinz-Jürgen Hacks nach den jüngsten Erfahrungen unumwunden zu. Die IHK Essen ist auch einer der Partner für den „Masterplan Industrie“. Hacks schlägt vor, das Konzept der „Langen Nacht der Industrie“ nur als Blaupause zu nutzen und in Essen ein eigenes Konzept auf die Beine zu stellen.
Bei der Wirtschaftsförderung ist man offen: „Der Masterplan Industrie liegt erst im Entwurf vor und ist noch nicht in Stein gemeißelt“, meint die Sprecherin der Wirtschaftsförderung, Claudia Peters. Wenn die Lange Nacht der Industrie nicht von den Unternehmen selbst getragen werde, dann müsse man mit den Partnern nach Alternativen suchen.