Essen. NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider fordert angesichts sinkender Ausbildungszahlen eine Ausbildungsabgabe, die die Kammern von Firmen erheben sollen, die nicht ausbilden. Ein Interview mit dem Ausbildungs-Geschäftsführer der IHK Essen, Hans Michaelsen.

Was halten Sie von dem Vorstoß?

Hans Michaelsen: Nichts. Eine Ausbildungsplatzabgabe wird nicht mehr Ausbildungsplätze bringen. Es besteht sogar die Gefahr, dass sie Ausbildungsplätze vernichten würde.

Warum?

Michaelsen: Manche Unternehmen, die ausbilden können, würden sich dann möglicherweise damit freikaufen.

Wie viele Unternehmen in Essen bilden denn aus?

Michaelsen: Darüber gibt es keine verlässlichen Zahlen, wir schätzen, dass etwa zwei Drittel der Betriebe, die ausbilden dürfen, dies auch tun.

Aber würde eine Abgabe nicht den Druck erhöhen?

Michaelsen: Es gibt da eine Grauzone. Manche Unternehmen können zwar formal ausbilden, aber es ist aus Sicht der Qualität besser, wenn sie es nicht tun. Zum Beispiel, weil die Technik nicht auf dem neuesten Stand ist.

Was wäre Ihrer Meinung nach zu tun?

Michaelsen: Wir können nur an die Betriebe appellieren, dass Ausbildung nicht nur eine soziale Aufgabe ist, sondern in ihrem eigenen Interesse liegen muss. Außerdem geht die Forderung an die Schulen, die Schüler ausbildungsreif zu machen. Der formale Schulabschluss und die Noten allein sind dabei nicht entscheidend.

Wäre eine Ausbildungsabgabe durch die IHK formal machbar?

Michaelsen: Aus meiner Sicht wäre das ein riesiges Bürokratiemonster, und es würde Jahre dauern, bis man so etwas aufgebaut hat. Vor allem aber wäre es ein Beschäftigungsprogramm für Rechtsanwälte. Denn die Frage ist doch, wo man die Grenzen zieht.