Essen. Die grandiosen Gebäude auf dem Zollverein-Gelände in Essen sind über die Grenzen der Stadt und der Region hinaus bekannt. Doch das umliegende Areal des Weltkulturerbes mit Park und Ringpromenade ist noch zu entdecken. Dort gibt es eigenwillige Architektur und urwüchsige Natur.
Unter einem „Park“ stellt sich vielleicht mancher etwas anderes vor, und auch das Wort „Ringpromenade“ zeigt, dass auf Zollverein gerne nach den Sternen gegriffen wird - falsche Bescheidenheit ist für ein Weltkulturerbe vermutlich auch nicht angemessen. Festzuhalten ist: Zollverein hat neben den grandiosen Gebäuden inzwischen auch als Landschaftspark einiges zu bieten, und immer mehr Bürger nutzen das Areal für Sport, Erholung aber auch für stilles Staunen, was die Natur alles so schafft.
Auf dem rund 100 Hektar großen Gelände - nur ein Bruchteil ist bebaut - hatten erst die Pioniergewächse wie die Birken, später auch andere Pflanzen reichlich Platz, um unkontrolliert zu wuchern, was beeindruckend sein kann, aber noch keinen Park ergibt.
Auffälliges vor der gigantischen Kulissen der Industrie
Wege, Bänke und Aufenthalts-Pavillons gehören dazu, aber es sollte nach dem Willen der Stiftung Zollverein schon etwas ausgefallenes, künstlerisches sein, das vor den gigantischen Kulissen der Industrie bestehen kann. So entstand die dreieinhalb Kilometer lange und erfreulich breite Ringpromenade, sinnvoll aufgeteilt zwischen einem glatten Asphaltweg für Radler und einem kniefreundlichen, leicht sandigen Fußweg, dazwischen ein Band aus rostigem Stahl, das mit LED-Leuchten bestückt ist und somit auch im Dunkeln das Flanieren ermöglicht.
Wer sich auskennt mit Flora und Fauna, kann hier Entdeckungen machen: 480 Pflanzenarten und allein 40 Vogelarten haben Biologen inzwischen auf Zollverein gezählt. Als Sitzgelegenheiten dienen gestreckte T-Träger und Skulpturen aus Stein. Das sieht gut aus, ist nahezu unverwüstlich, aber nur bedingt bequem - Kunst eben.
Riesen-Treppe am nordwestlichen Ende der Kokerei
Seit neuesten fertig und gleich gut angenommen: die Riesen-Treppe am nordwestlichen Ende der Kokerei an der Straße Großwesterkamp. Für eine wirklich imposante Sicht auf Wald und Koksofenbatterie geht es zwar nicht hoch genug hinauf, aber die Betonkonstruktion ist als Skulptur gelungen und als Kulisse für Foto-Shootings beliebt.
Vier Pavillons gibt es inzwischen auch, Beton und etwas Holz sind die Materialien, als Informations-, teils auch als Picknickorte sind sie gedacht, und auch sie leben vom Spannungsverhältnis: Etwas Nutzbares sollte entstehen, aber der künstlerische Ausdruck war doch ein bisschen wichtiger. Man kann das so machen. Zollverein war ein Ort der Arbeit und nie eine Idylle und braucht auch jetzt nicht so zu tun, als könnte es das jemals werden. Wie willkommene Farbtupfer wirken da sie Spielorte für Kinder. Sehr schön auch die Wege an der früheren Gleisharfe an der Kohlenwäsche, die den eleganten Schwung der Schienen aufgreifen.
Und endlich: Man kann all das bald leichter finden. Eine neue Beschilderung auf der Ringpromenade soll Besuchern die Orientierung auf dem Gelände erleichtern.
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