Essen/Altenessen. Während die Essener Rosemarie und Dieter Wyrwas ihrem Garten Kniffel spielten, stieg ein Einbrecher in ihr Haus. Das Ehepaar bemerkte den Einbruch erst später. Was bei den Opfern zurückbleibt ist vor allem ein mulmiges Gefühl: „Bei jedem Geräusch zucke ich derzeit zusammen“, sagt die 65-Jährige.
Wenn Rosemarie Wyrwas an den letzten Donnerstag denkt, bekommt sie immer noch Schüttelfrost. Trotz 30 Grad im Hochsommer. Die sonst nicht um Worte verlegene Frau kann nicht sprechen, sondern nur schlucken.
Wie so häufig saß die 65-Jährige am Abend mit Ehemann Dieter (75) vor ihrer Gartenhütte an der Twentmannstraße. „Kniffel spielen. Meistens gewinne ich“, sagt die Altenessenerin. Und lächelt ganz kurz. Während sich das Ehepaar den Würfeln widmet, steigt ein Einbrecher unbemerkt durch das gerade mal fünf Meter entfernte Schlafzimmerfenster ins Haus der Wyrwas ein und durchwühlt deren Sachen. „Ein Horror. Was da hätte passieren können“, sagt die Seniorin über den unerwünschten Besucher – den Feind in ihrem Haus.
Offenbar den Räuber aufgeschreckt
Es ist ein Film-Fall für die ZDF-Sendung Aktenzeichen XY, der sich da in Altenessen abgespielt hat. Rosemarie Wyrwas entdeckt erst später durch einen Zufall, dass der Einbrecher in ihrem Haus war. Und dann reimt sie sich wie ein Kriminalist die Ereignisse dieses Sommerabends zusammen. „Eine kleine Metallbox, die sonst an meinem Bett steht, lag vor dem Kühlschrank an unserer Hintertür. Ich hatte meinen Dieter in Verdacht“, sagt die 65-Jährige.
Nur war der unschuldig. Er hatte zur Tatzeit die Toilette im Haus aufgesucht und dabei den Eindringling aufgeschreckt. Der wollte, nachdem er die Schlafzimmer-Schubladen durchwühlt hatte und dabei gestört worden war, durch die Hintertür flüchten. Die ist bei den Wyrwas aber durch eine schrille Alarmsirene gesichert. „Beim Kniffeln hörte mein Mann ein Piepsen und dachte, es sei ein Vogel.“ Nach einer Sekunde war wieder Ruhe. Der Einbrecher hatte die laute Fluchttür schnell wieder geschlossen.
Der seelische Schaden ist größer als der finanzielle Schaden
Ihm blieb nur die Flucht nach vorne. Also die Haustür. Durch diese, die im Blickwinkel der Gartenhütte liegt, entkam er. „Ich meine, jemanden gesehen zu haben, der hektisch die Straße runterging“, erinnert sich Dieter Wyrwas. Auch die Bedeutung dieser Beobachtung erschloss sich erst im Nachhinein.
Der finanzielle Schaden hält sich in Grenzen. „Münzen im Wert von 300 Euro fehlen“, sagt Rosemarie Wyrwas. „Schmuck habe ich wegen einer Palladium-Allergie nicht.“ Der seelische Schaden wird allerdings erst mal bleiben. „Bei jedem Geräusch zucke ich derzeit zusammen“, sagt die 65-Jährige.