Essen-Frohnhausen. . In Frohnhausen startet ab dem 2. September jeden Dienstag ein Pilotprojekt mit späteren Öffnungszeiten und mehr Event-Charakter. Viele Alteingesessene halten das für einen Rohrkrepierer.
Wie lässt sich der Sinkflug der Wochenmärkte gerade in der ersten Wochenhälfte aufhalten? Stadt und Markthändlerverband werden ab dem 2. September an jedem Dienstag auf dem Frohnhauser Platz einen Nachmittagsmarkt von 11 bis 18 Uhr auf die Beine stellen. Das gefällt längst nicht jedem der alteingesessenen Händler vor Ort.
„Ich bin hier aufgewachsen, meine Großeltern haben 1952 in Frohnhausen angefangen. Der Abwärtstrend darf nicht weitergehen“, unterstreicht Wolfgang Dotten, Obmann auf dem Frohnhauser Wochenmarkt. Um den Sinkflug zu stoppen, haben sich die Veranstalter von der „EVV Verwertungs- und Betriebs GmbH“ und die Händlervereinigung „Landesverband Schausteller und Marktkaufleute Nordrhein/Kreis Essen“ drei besonders verwaiste Veranstaltungen ausgeguckt: Eine davon ist der „Frohnhauser Dienstag“ (wir berichteten).
„Zwei Drittel sind dagegen“
Mit neuen Öffnungszeiten, abgestimmt auf Berufstätige, bislang ist von 8 bis 13 Uhr geöffnet, wollen sie die „toten Tage“ zum Leben erwecken. Außerdem soll „Erlebnis“ auf die Fläche. „Man kann Sitzgarnituren aufstellen, Aufenthaltsqualität stärken und den Markt wieder mehr zum Treffpunkt entwickeln“, erläutert Fleischermeister Andreas Koch, Händler vor Ort und Vorstandsmitglied im Verband. Mehr gastronomische Angebote, mal ein Show-Kochen, Info-Stände oder Aktionen von Gruppen und Vereinen: Andreas Koch sieht viele Chancen. Der Frohnhauser Werbering hat schon Unterstützung signalisiert.
Händler-Kollege Uwe Oberste-Hetbleck hält die Idee prinzipiell für nicht schlecht, in der Ausführung aber für einen Rohrkrepierer. „Der Standort eignet sich – im Gegensatz etwa zum Holsterhauser Wochenmarkt mitten im Geschäftszentrum – einfach nicht. Ich denke, dass rund zwei Drittel der Kollegen hier nicht mitmachen werden“, kommentiert er. Außerdem stelle sich ein Qualitätsproblem: „Wenn man die frische Ware zur heißesten Zeit bis in den Abend anbietet, sieht die nicht mehr gut aus.“
Viele Händler nicht in Ideenfindung eingebunden
Auch sein Nachbar, Blumenhändler Rainer Bosch, will nicht mitmachen. Beide Alteingesessenen halten den Dienstag für den falschen Tag. Bosch: „Wir stehen auf neun Märkten an fünf Tagen, die ersten Wochentage sind überall schlecht. Da gehen die Leute nicht groß einkaufen.“
Gerade diese Befürchtung haben auch andere Händler auf dem Frohnhauser Platz. „Das wird sich herausstellen. Grundsätzlich ist es aber die richtige Idee, die Marktzeiten den Lebensgewohnheiten der Leute anzupassen“, kommentiert Sven Längert, Obst- und Gemüsehändler. Die Qualitätsbedenken des Kollegen teilt er nur „bei absolutem Hochsommer“. Längert wird zusammen mit Mutter Barbara den Versuch wagen und „erstmal mitmachen“. Ein bisschen angesäuert sind die Beiden dennoch. Viele Händler waren nicht in die Ideenfindung eingebunden worden. „Wenig demokratisch“, findet Barabara Längert dies. Stefan Hülsmann, zuständiger Mann bei Veranstalter EVB, verweist auf Praktikabilität: „Bespricht man das in einer Versammlung mit allen, hat man am Ende oft kein Ergebnis. Wir haben die Obmänner der Märkte einbezogen.“ Ganz einfach ist die Wandlung in Frohnhausen also nicht. Voraussichtlich Ende des Jahres wird resümiert – dann ist man nicht nur vor Ort schlauer.