Essen. . Im Kampf um Kunden und Händler will die städtische Verwertungs- und Betriebs GmbH neue Wege gehen – und mit den Werbegemeinschaften vor Ort stärker kooperieren. Pilotversuch in Frohnhausen.
Wolfgang Dotten gehört zu jenen Originalen, die jeder der insgesamt 26 Wochenmärkte in den Essener Stadtteilen zu bieten hat. Seit 60 Jahren kennt und liebt er den Frohnhauser Markt, ist dort als Kind am Stand seiner Eltern praktisch groß geworden. Besonders treuen Stammkunden, die nicht mehr besonders gut zu Fuß sind, bringt der 68-jährige Händler seine Kartoffeln auch nach Hause. „Das gehört zu meinem Service dazu“, sagt Dotten, Markt-Obmann in Frohnhausen.
Ebenso wie in vielen anderen Stadtteilen kämpft der Wochenmarkt dort seit Jahren um Kunden. Dem von Karnap bis Kupferdreh grassierenden Problem möchte auch die städtische Verwertungs- und Betriebs GmbH (EVB) etwas entgegen setzen. So soll Frohnhausen einer der Pilotstandorte werden, an denen aller Voraussicht nach ab Dienstag, 30. September, der erste Nachmittagsmarkt von 11 bis 18 Uhr steigt. „Wir müssen endlich auf die veränderten Familienstrukturen reagieren. Früher kauften vorwiegend Mütter bei uns ein, heute lebt ja kaum mehr eine Familie nur von einem Gehalt, Frauen gehen arbeiten. Deswegen sind die veränderten Öffnungszeiten ein erster Ansatz. Wir können nicht weiter die Hände in den Schoß legen“, sagt Dotten. Wozu das führen kann, zeigte, sich vor knapp einem Jahr am Storpplatz im Südostviertel: Dort starb der kleine Wochenmarkt von selbst, die Kunden blieben aus und irgendwann kamen auch keine Händler mehr.
Kooperationen mit Händler- und Werbegemeinschaften
Um das an anderen Standorten zu verhindert, sind bei der EVB Ideen wie etwa Feierabendmärkte und eine verstärkte Kooperation mit den Händler- und Werbegemeinschaften in den Stadtteilen im Gespräch. „Beim vergangenen Treffen der Arbeitsgemeinschaft Wochenmarkt in Düsseldorf haben die Kollegen aus den Nachbarstädten Gelsenkirchen und Bochum von den Abendmärkten berichtet. Die Bilanz fällt positiv aus, wenngleich sie dafür auch viel Geld in die Hand genommen wurde, etwa für einheitliche, optisch ansprechende Stände“, sagt Stefan Hülsmann, der bei der EVB für die Essener Wochenmärkte zuständig ist. Geld, das die EVB nicht hat. „Wir arbeiten kostendeckend mit einem leichten Überschuss. So große Vorhaben könnten wir aber nicht finanzieren“, so Hülsmann. Zumal die Tageshändler, die keinen kleinen Anteil an den Gesamteinnahmen ausmachen, immer weniger werden.
Häufig hatten die Händler kritisiert, dass die EVB keine größeren Werbemaßnahmen finanziert. Das ist laut Stellungnahme des städtischen Rechtsamts aber auch gar nicht möglich. „Als öffentliche Einrichtung wären Werbemaßnahmen seitens der Stadt nicht zulässig. Die Händler können sich aber wohl zusammenschließen und eigene Marketing-Aktionen auf die Beine stellen“, sagt Hülsmann.
Rundum-Erneuerung des Markplatzes
Fraglich sei aber immer, wie nachhaltig der Effekt sei. In Burgaltendorf etwa habe man sich von der Rundum-Erneuerung des Markplatzes, den private Investoren zur Stadtteilaufwertung unterstützt hatten, einen größeren Nachhall gewünscht. „Anfangs war die Resonanz groß, viele Sonder-Veranstaltungen waren extrem gut besucht. Heute hat sich die Händlerzahl wieder auf den Stand wie vor der Sanierung eingependelt. Wenngleich der Platz jetzt natürlich viel mehr Aufenthaltsqualität bietet“, so Hülsmann. Eben diese gewachsene Event-Mentalität der Menschen müsse man bedienen, mehr als frische Waren anbieten, glaubt auch Wolfgang Dotten. „Wir brauchen wieder junge Kundschaft. Daran müssen wir uns jetzt orientieren.“