Essen-Karnap. . Nun wurde der Grundstein für den neuen Rewe-Komplex im Essener Stadtteil Karnap gelegt – mit viel politischem Brimborium. Mit dem Jahre dauernden Beharren auf der „Neuen Mitte Karnap“ mit einem Vollsortimenter wie Rewe hat Ratsherr Udo Bayer tatsächlich sein Meisterstück hingelegt.
Rund um den Karnaper Markt hat die Zukunft begonnen. Bruno Wojatschek, Projektentwickler bei der Firma Ten Brinke, legte mit Ratsherr Udo Bayer, Bezirksvertreter Michael Schwamborn und anderen Mitgliedern des Essener Bürgerbündnisses (EBB), jetzt den Grundstein für den neuen Rewe-Komplex. Und wie es sich für Karnap gehört: mit viel politischem Brimborium.
Zugegeben, ein besseres Timing findet sich sicherlich auch in den vergangenen Jahrzehnten in dieser Stadt nicht so häufig. Da baggert ein Politiker rund zehn Jahre an einer großen Lösung, die sich für seinen Heimatstadtteil als – in gewissen Maßen – große Wende herausstellen kann. Und fast genau eine Woche vor der anstehenden Kommunalwahl kann man vor mehr als 100 Bürgern auch noch den Grundstein legen. Das ist, als würde der FC Bayern kurz vor den Vorstandswahlen im heimischen Stadion die Champions League holen. Da ist es auch nicht sonderlich störend, dass mit dem Grundstein etwas geschummelt und der erst verlegt wird, nachdem bereits die ersten Seitenwände sichtbar in die Höhe gezogen sind.
Mit dem Neubau verbinden sich zahlreiche Hoffnungen
Mit dem Jahre dauernden Beharren auf der „Neuen Mitte Karnap“ mit einem Vollsortimenter wie Rewe hat Ratsherr Udo Bayer tatsächlich sein Meisterstück hingelegt, denn mit dem Neubau verbinden sich im Stadtteil zahlreiche Hoffnungen. „Wir kennen nicht einen, der sich nicht darüber freuen würde“, berichtet eine ältere Dame, die sich mit ihren Freundinnen ein wenig abseits hält, während Udo Bayer am Mikro den Lohn für seine Vermittlung zwischen Stadt, privatem Eigentümer und Investor einfährt – natürlich bekommt da auch die örtliche SPD ihr Fett weg und eine Portion Spott ab. So läuft das in anderen Stadtteilen auch – aber ganz besonders in Karnap.
Den drei Frauen am Rande sind die politischen Wettkämpfe egal. „Wir arbeiten als grüne Damen im angrenzenden Seniorenzentrum und wissen, dass dieses Zentrum genau am richtigen Ort gebaut wird“, berichtet die Dame, die ihren Namen „nicht so gerne“ nennen möchte. So wie sie sehen es viele, die an diesem Tag auf den Marktplatz gekommen sind. „Das Umfeld hier war total vernachlässigt. Jetzt kann man nur hoffen, dass dies einen Aufschwung mit sich bringt“, sagt Alfred Hollstein. Seine Frau Petra fügt an: „Wir werden das unterstützen und ganz bewusst auch hier einkaufen gehen.“
Um nichts weniger als die „Rettung von Karnap“ geht es an diesem Tag. Das spitzt auch Udo Bayer zu, sagt Sätze wie: „Wenn dieser Tag nicht gekommen wäre, können Sie davon ausgehen, dass dieser Stadtteil eine negative Entwicklung genommen hätte.“ Nein, ein besseres Timing gibt es vor dem kommenden Sonntag in der Stadt sicher kein zweites Mal