Essen-Steele. Laut Geschäftsbericht zählt das Kulturzentrum Grend in Steele jährlich im Schnitt fast 50.000 Gäste. Geschäftsführer Brackmann nimmt Stellung zur aktuellen Entwicklung und bleibt verhalten-optimistisch.
Mehr als 600 Veranstaltungen allein im vergangenen Jahr, über 57.000 Besucher aus dem gesamten Ruhrgebiet – das Kulturzentrum Grend präsentiert in seinem aktuellen Geschäftsbericht eindrucksvolle Zahlen. Schon deshalb fällt die Bilanz von Geschäftsführer Johannes Brackmann positiv aus. Wenngleich er sich künftig einen größeren finanziellen Spielraum für experimentelle Projekte wünscht, den er für die künstlerische Weiterentwicklung des Hauses und der Kunst unerlässlich hält.
Herr Brackmann, das Grend hat sich längst einen festen Platz in der Kulturszene erarbeitet – und dies weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Nicht selbstverständlich für ein Kulturzentrum von eher bescheidener Größe, oder?
Johannes Brackmann: Richtig. Seit nunmehr 17 Jahren entwickelt das Grend Kunst-, Kultur- und Bildungsangebote auf hohem Niveau und mit professionellen Standards unter einem Dach – für unterschiedliche Zielgruppen.
Was beeindruckt Sie mehr: die kulturelle Vielfalt des Angebots oder die Tatsache, diese immer wieder realisieren zu können?
Brackmann: Eher der Fakt, dass wir, das Grend-Team, es wieder einmal geschafft haben. Das abwechslungsreiche wie qualitativ anspruchsvolle Programm liegt ja schon in unserem Konzept begründet, das auf fünf Säulen basiert: Theater Freudenhaus, Konzert- und Veranstaltungsbereich, Bildungswerk/TPZ Ruhr, Gastronomie und Gästehaus. Da ist für jeden etwas dabei. Doch jedem muss klar sein, dass dies ohne das nötige Geld nicht zu realisieren ist. Ohne die institutionelle Kulturförderung der Stadt und des Landes in punkto Weiterbildung wäre das Grend bestenfalls ein ökonomisch knallhart kalkulierender Wirtschaftsbetrieb, der dem öffentlichen Kulturauftrag in keiner Weise genügen könnte.
Zuviel Geld hat man nie. Doch reichen die finanziellen Zuwendungen unter dem Strich aus?
Brackmann: Lassen Sie es mich so ausdrücken: Das Grend wird mittlerweile als wichtiger Faktor der Stadtkultur von allen Essener Parteien und Fraktionen gelobt. Materiell hat uns dieser gute Leumund jedoch nur wenig genutzt. Zwar erhalten wir seit 2013 von der Stadt eine leicht erhöhte Förderung, doch die reichte gerade aus, um eine Tariferhöhung zu ermöglichen – die erste nach zehn Jahren. Im Vergleich zu ähnlichen kommunalen Einrichtungen hinken wir beim Lohn noch immer deutlich hinterher.
Die Stadt muss bekanntlich sparen. Die Kultur also auch?
Brackmann: Ganz sicher, aber leider notgedrungen. Unser Freiraum wird immer stärker durch ökonomisches Handeln bestimmt. Egal, welches Projekt wir angehen – es muss funktionieren. Da gibt es kaum mehr Experimente, die unser Haus besonders anfangs charakterisierten. Beispiel: Wenn eine Aufführung unseres Theaters nicht fruchtet, dann reißt das schnell ein vier- bis fünfstelliges Loch ins Budget. Dank der Transparenz und Kooperation unser an sich sehr autonom arbeitenden Abteilungen können wir Defizite einzelner durch Mehreinnahmen anderer Sektoren auffangen. Unser Vorstand berät sich frühzeitig, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. Doch alles hat Grenzen. Wirtschaftliches Handeln in der Kunst darf nicht zum Selbstzweck verkommen. Das wäre ihr Verderben.
Ihr persönliches Fazit?
Brackmann: Weitere, eigene Einnahmen können wir kaum mehr generieren, da wir nicht mehr expandieren können. Doch es gibt immer wieder Fortschritte. Aktuell in der Gastronomie und im Bildungswerk. Wir geben also nicht auf.
Das Grend in Zahlen
Das Grend als Non-Profit-Unternehmen in Form eines gemeinnützigen Vereins verzeichnete laut Geschäftsbericht der Jahre 2012 und 2013 einen Gesamtumsatz von knapp 823.000 Euro bzw. 849.587 Euro – und dies ohne die Gastronomie im Hause.
Der Zuschuss der Stadt lag dabei bei 24,7 Prozent (2012) und 26,3 Prozent (2013). Rechnet man in diese kommunale Förderung die Ersparnisse für Gebäudemiete und den Nebenkosten ein, liegt der Anteil bei ca. 35 Prozent. Bei 574 (2012) bzw. 657 (2013) Veranstaltungen mit 45.000 bzw. 57.600 Gästen ergibt sich so eine Förderung von 6,60 Euro (2012) bzw. 5,52 Euro pro Gast. Den Rest des Etats (54,2 Prozent) erwirtschaftet das Grend selbst, wobei alle fünf Abteilungen – Theater, Konzert, Bildungswerk und TPZ, Gästehaus sowie Gastronomie (Grend-Kneipe) – im unterschiedlichen Maße beteiligt sind. Das Bildungswerk/TPZ erhält eine Landesförderung für sein Weiterbildungsprogramm.
Das Grend beschäftigt, zählt man Haupt- und Nebenamtliche, Aushilfen, freie Mitarbeiter, Schauspieler und Honorarkräfte mit, gut 120 Personen. Der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Personalkosten lag zuletzt bei 32,4 Prozent (2012) bzw. 35,5 Prozent (2013).