Essen-Steele. . Nach vielen „obdachlosen“ Jahren ohne eigene Räumlichkeiten hat die Steeler Bürgerschaftmit 140 Gästen nun ihr überaus großzügiges und auch schickes ihr Domizil im Stadtgarten Steele eingeweiht. Seit September wurde dort gewerkelt

Auch auf 200 Quadratmetern kann es eng werden, wie die Einweihung der neuen Räumlichkeiten der Steeler Bürgerschaft nun gezeigt hat: Nachdem der engagierte Verein über Jahrzehnte quasi „obdachlos“ war, hat er nun offiziell sein neues Domizil im Stadtgarten Steele bezogen. Über 140 Mitglieder, Freunde und Förderer nahmen bei den Feierlichkeiten am Sonntag das frisch gebackenen Zuhause in Augenschein.

Man könnte die Räume der Bürgerschaft durchaus als herrschaftlich bezeichnen: Über zwei Etagen ziehen sie sich, oben ist ein Atelier mit Bildern des Künstlers Gerd Neysters zu finden, der den Stadtteil in bunten Farben festgehalten hat, daneben lädt ein lauschiger Leseraum ein – in den Regalen steht vielfältige Literatur, von Steeler Sachbüchern bis hin zu Donald-Duck-Comics.

Im Erdgeschoss ist mit dem großzügigen Büro der Bürgerschaft das Herzstück zu finden. Dort beweist ein mächtiges Medienpult, dass der Verein inzwischen auch multimedial unterwegs ist: Das Projekt „Steele TV“ lässt grüßen. Der Web-TV-Sender hat sogar einen eigenen Showroom samt Großbildfernseher. Dessen Vorzimmer eignet sich für kleinere Empfänge, gegenüber gibt es noch einen Raum, der sich ob seiner Ausstattung ideal für Seminare und Vorträge anbietet. Nicht zuletzt bietet die neue Heimat der Bürgerschaft großzügig ausgestattete Bäder, eine Küche, und zwei Dachterrassen.

Kein Wunder, dass da manche Besucher mit staunenden Blicken durch die Gänge schreiten. „Nicht schlecht“, nickt etwa Johannes Brackmann, Leiter des Grend-Kulturzentrums, anerkennend. „Das wäre auch eine tolle Wohnung – möchte mal wissen, was die an Miete zahlen.“

Das nun will die Bürgerschaft nicht preisgeben. Deren Vorsitzender Eduard Schreyer räumt lediglich ein, dass man ihnen „beim Preis sehr entgegengekommen“ sei. „Dennoch sind allein die Nebenkosten schon ein ganz schöner Batzen, den ein solcher Verein erst einmal stemmen muss.“ Dies sei allein durch Spenden möglich. Unter anderem durch die Bezirksvertretung, die 6000 Euro gegeben hat, damit der Verein die neuen Räume einrichten konnte.

Dabei hätten die Mitglieder der Bürgerschaft auch viel Eigenarbeit hineingesteckt, verrät Schreyer: „Seit September vergangenen Jahres haben wir hier gewerkelt.“ Künftig soll die Heimat der Bürgerschaft auch allen Steeler Bürgern, die sich engagieren möchten, offenstehen. „An den konkreten Öffnungszeiten basteln wir derzeit aber noch“, so Schreyer.

Nicht nur das neue Zuhause der Bürgerschaft stand an dem Tag im Mittelpunkt: Mit dem Steeler Historiker Manfred Hensing wurde auch ein „langjähriges und verdientes Mitglied“ geehrt. „Er sah das, was am Wegesrand lag, hob es auf, katalogisierte es und hat damit entscheidend zur Identitätsstiftung des Stadtteils beigetragen“, lobt Hermann Marx in seiner Laudatio. Trotz schwerer Krankheit ist Hensing persönlich zu seiner Ehrung erschienen – wenngleich die Einschränkung seiner Gesundheit den 77-jährigen Hobby-Archivar nun zwinge, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.

Ein Großteil seiner Sammlung, darunter 30 000 Bilder aus dem Stadtteil, wird jedoch weiterhin zugänglich sein – allerdings sind sie nicht nicht bei der Bürgerschaft untergebracht, sondern in der alten Ruhrauschule beim Schwesterverein, dem Steeler Archiv.