Essen. Wegen der Sturmfolgen werden Veranstaltungen wie Radrennen in Essen abgesagt – paradoxerweise auch dort, wo Menschen täglich unterwegs sind. Andere Veranstaltungen finden mitten unter Bäumen statt. Das sorgt bei den Essener Bürgern für Verwunderung.
Fast zwei Monate nach dem heftigen Pfingststurm wundert sich mancher, dass immer noch Veranstaltungen mit Hinweis auf Sturmschäden und mögliche Gefahren abgesagt werden. So wie der Rü-Cup, der im August stattfinden sollte. Während an diesem Wochenende das Borbecker Schlossparkfest inmitten von Bäumen steigen wird.
Der Schlosspark ist geöffnet, weil dort die Kontrollen abgeschlossen sind, erklärt Stadtsprecher Stefan Schulze. Im Gegensatz zur Rü-Cup-Strecke, die auch durch Nebenstraßen führt. Dort werden bis August nicht alle Straßenbäume kontrolliert sein. Diese Strecke hätte die Stadt daher nicht genehmigen können, so dass der Veranstalter auf das Radrennen verzichten musste.
Irritiert über die vermeintliche Gefahr sind Bürger, die diese Straßen täglich nutzen. Doch Schulze weist darauf hin, dass zwischen dem täglichen Einkauf oder dem Weg zur Arbeit und genehmigungspflichtigen Großveranstaltungen ein großer Unterschied bestehe. Würde die Stadt grundsätzlich alle Bereiche sperren, die noch nicht kontrolliert sind, „würde das öffentliche Leben brach liegen“. Ohnehin habe jeder Bürger die Pflicht, auf seinen Eigenschutz zu achten und wenn nötig auch einen Bogen um einen Baum zu machen. Zumal die Lage nach dem Sturm bekannt sei. Gesperrt werden also nur Straßen und Plätze bei akuter Gefahr. „Die Stadt kann nur das tun, was sie tun kann.“
Gutachten sind teuer und schwer zu bekommen
Könnten die Bürger nicht auch bei einem Fest oder Rennen selbst entscheiden, ob sie sich einer möglichen Gefahr aussetzen wollen? Nein, sagt die Stadt. „Denn mit dem Rü-Cup etwa würden wir eine Veranstaltungen genehmigen mit dem Wissen, dass es eine Gefahr geben kann.“ Aus der Genehmigung ergäbe sich somit eine andere Verantwortung. Es gebe aber eine Möglichkeit, Veranstaltungen zu retten, wenn die Organisatoren selbst einen Sachverständigen beauftragen und das Gutachten bei der Stadt vorlegen. In der Regel dürfte bei entsprechendem Ergebnis nichts mehr gegen ein städtisches Okay sprechen. Schwierig könnte es derzeit aber sein, überhaupt einen Termin mit einem Sachverständigen zu bekommen.
Die Kosten für ein Gutachten, beziffert Baumexperte Jürgen Kutscheidt, der regelmäßig im Auftrag der Stadt unterwegs ist, bei einem Park mit knapp 300 Bäumen auf 3000 Euro, bei einer Straße mit gut 200 Bäumen wären es etwa 1000 Euro. Bei Bedarf müsste der Veranstalter dazu noch eine Baumpflegefirma beauftragen und zahlen.