Essener Süden. .

Um 21.12 Uhr ging der erste Anruf bei der Feuerwehr Essen ein: ein Baum war in Kettwig auf die Laupendahler Landstraße gefallen. Sofort machten sich die Einsatzkräfte auf den Weg dorthin. Kurz darauf gingen allerdings im Minutentakt weitere Anrufe in der Leitzentrale ein – es war Pfingstmontag und das Sturmtief „Ela“ zog gerade über ganz Nordrhein-Westfalen und wütete auch in Essen.

Gut einen Monat nach diesem Sturm zieht Ulrich Bogdahn nun eine erste Bilanz. Bogdahn ist Amtsleiter der Berufsfeuerwehr Essen und hat den Einsatz koordiniert. Denn normalerweise laufen Einsätze der Feuerwehr über die sogenannte „Alarm- und Ausrückeordnung“. Die Leitstelle teilt den eingehenden Notrufen dabei bestimmte Stichworte zu und danach rückt die Feuerwehr aus.

Bei der Vielzahl der Anrufe während des Sturms sei es allerdings nicht mehr möglich gewesen, nach diesem Prinzip zu handeln, erklärt Ulrich Bogdahn. Gegen 21.30 Uhr hat die Leitstelle ihn daher über die aktuelle Lage informiert: „Die Alarm- und Ausrückeordnung habe ich dann aufgelöst“, sagt Bogdahn. Die Feuerwehr wollte ihre Fahrzeuge einzeln einsetzen und so die Einsätze abarbeiten. Schnell wurde klar, dass auch dieses Vorgehen nicht half: die Fahrzeuge kamen überhaupt nicht zu den Einsatzorten durch. „Daher habe ich mich entschieden, den Führungsstab der Feuerwehr zu alarmieren“, erzählt Ulrich Bogdahn.

Diese Meldung geht an alle Führungskräfte der Feuerwehr. Dabei stellte sich schnell heraus, dass das gesamte Stadtgebiet von dem Sturm betroffen war, und der Verkehr komplett still stand.Ohne die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr und anderer ehrenamtlicher Helfer aus Essen und anderen Städten sei es überhaupt nicht möglich gewesen, die große Anzahl an Einsätzen zu bewältigen, bilanziert Bogdahn.

Viele Freiwillige im Einsatz

Denn schon in der Nacht des Sturms seien bis zu 900 Kräfte in Essen im Einsatz gewesen – 85 Prozent davon seien Ehrenamtliche gewesen, sagt Bogdahn: „Ich kann nur immer wieder sagen, ohne diese Unterstützung hätten wir die Stadt nicht so schnell wieder zum Funktionieren bringen können“.

Unmittelbar nach dem Sturm bestand in einigen Stadtteilen auch noch große Gefahr – der Süden war davon besonders stark betroffen, da die Ausflugsziele hauptsächlich hier liegen. „Leute, die ihre Hunde spazieren führten, oder auch Jogger waren durch hinunter fallende Äste gefährdet, wenn sie diese Gebiete betreten haben – deshalb haben wir diese Bereiche auch gesperrt“.

Das Pfingst Open Air fand zur gleichen Zeit statt, als der Sturm über die Stadt zog: „Nachdem klar war, dass das Unwetter auch über Werden zieht, haben die Veranstalter das Festival abgebrochen und die Besucher nach Hause geschickt – das so genannte Entfluchtungskonzept hat gut geklappt“, erklärt Bogdahn. Lediglich an der Haltestelle der Bahnen sei es zu Problemen gekommen: „Der Bahnhof in Werden war völlig überfüllt, weil man natürlich nicht davon ausging, dass alle Besucher gleichzeitig das Gelände verlassen. Insgesamt haben die Konzepte der Veranstaltung gegriffen, aber man muss auch einfach sagen: Wir haben Glück gehabt“, sagt Ulrich Bogdahn.