Essen. „Bahnhofsmission Inklusiv“ ist ein Pilotprojekt im Essener Hauptbahnhof. Menschen mit und ohne Behinderung gehen seit dem letzten November gemeinsam auf Patrouille. Sie helfen Rat suchenden Reisenden. Die „Aktion Mensch“ gab jetzt eine Finanzspritze von 4000 Euro.

Wie viel und wie oft wurde schon über das Thema Inklusion diskutiert. Bei der Bahnhofsmission Essen hingegen fackelte man nicht lang, da wurde im November 2013 in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Behindertenreferat kurzerhand das Projekt „Bahnhofsmission Inklusiv“ eingeführt. Das Pilotprojekt ist, wie sich nach über einem halben Jahr herausgestellt hat, von großem Erfolg gekrönt.

Menschen mit Handicap unterstützen hier das Team der Bahnhofsmission und patrouillieren mit ihnen als sogenannte „Tandems“ im Hauptbahnhof, einem der größten Verkehrsknotenpunkte des Landes. Hier stehen sie den Fahrgästen jeden Samstag von mittags bis abends helfend zur Seite - ganz gleich, welches Anliegen die Reisenden auch haben. „Oftmals benötigen sie Hilfe bei der Fahrplanauskunft, wissen nicht zu welchem Gleis sie müssen, fragen nach der nächsten Apotheke oder suchen einfach nur die Toiletten. Und als nach dem Sturm die Züge nicht fuhren, haben wir viele Reisende mit Kaffee versorgt“, berichtet Josef Dahmann, der das Projekt mit auf den Weg brachte und eigentlich eher zufällig bei einem gemeinsam Frühstück mit Gisela Sauter-Ackermann, Geschäftsführerin der Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission in Deutschland, den Anstoß dazu gab. „Ich war schon beim Kulturhauptstadtjahr einer von 17 Ehrenamtlichen mit geistiger Behinderung. Das hat mir so gut gefallen, dass ich etwas Neues suchte“, erzählt der 50-Jährige. Zwar geht Dahmann auch einem geregelten Job in einer Werkstatt nach, doch „es ist es ein schönes Gefühl, anderen Menschen helfen zu können“, sagt er. Sein Tandem-Kollege kann ihm da nur zustimmen: „Als ich in den Ruhestand ging, wollte ich mich für andere Menschen engagieren“, so Ludger Lang. Der 66-Jährige ist mittlerweile seit vier Jahren ehrenamtlich für die Bahnhofsmission tätig. Über „Bahnhofsmission Inklusiv“ sagt er: „Eine tolle Idee, die weiter verbreitet werden sollte.“

Finanzspritze von „Aktion Mensch“

Zwar ist das Projekt zunächst auf ein Jahr angelegt, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es weitergeführt wird, ist nicht gering. „Wir bekommen sehr oft positive Rückmeldungen. Sowohl von unseren ehrenamtlichen Helfern, als auch von den Menschen, die unsere Hilfe in Anspruch nehmen“, weiß Nadine Wittmann, Hauptamtliche bei der Bahnhofsmission.

Das Projekt konnte sich kürzlich über eine Finanzspritze der „Aktion Mensch“ in Höhe von 4000 Euro freuen. „Aktion Mensch“ unterstützt soziale Projekte in ganz Deutschland, die das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung stärken. „Was das anbelangt, geht „Bahnhofsmission Inklusiv“ mit gutem Beispiel voran“, lobt Ulrike Pfaff von „Aktion Mensch“.